Warum weigert sich Trump, Raketen zu liefern?
Das Treffen zwischen dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump und dem ukrainischen Staatschef Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus am 17. Oktober 2025 markierte einen Wendepunkt in der Debatte über den zukünftigen Verlauf des Ukraine-Krieges. Während Kiew auf die Lieferung moderner Langstreckenwaffen wie der Tomahawk-Raketen hofft, scheint Trump eine vorsichtigere Linie zu verfolgen – eine Linie, die zunehmend Spannungen zwischen Washington, Moskau und den europäischen Verbündeten hervorruft.
Trump machte bei der gemeinsamen Pressekonferenz deutlich, dass seine oberste Priorität nicht die Eskalation, sondern die Beendigung des Krieges sei. „Es ist Zeit, diesen Krieg zu beenden“, erklärte der Republikaner, der sich erneut als Verfechter von Verhandlungen und „Deals“ präsentiert. Selenskyj hingegen warnte, dass Russland nicht an echtem Frieden interessiert sei und dass nur Druck auf Präsident Wladimir Putin Moskau an den Verhandlungstisch bringen könne.
Zwischen Diplomatie und Waffenlieferungen
Nach Angaben mehrerer US-Medien, darunter Axios, verlief das Treffen zwischen Trump und Selenskyj angespannt. Trump, der noch am Tag zuvor ein längeres Telefongespräch mit Putin geführt hatte, zeigte sich zurückhaltend, was die Lieferung amerikanischer Raketen angeht. Er habe, so heißt es, Selenskyj klargemacht, dass eine weitere Militarisierung den diplomatischen Prozess gefährden könne.
Selenskyj wiederum betonte, dass die Ukraine ohne moderne Waffen kaum Chancen habe, die russische Offensive zu stoppen. Besonders die Tomahawk-Raketen stünden im Zentrum der Debatte. Diese hochpräzisen Marschflugkörper könnten, so die Einschätzung ukrainischer Militärs, die strategische Balance zugunsten Kiews verschieben. Doch Trump blieb unnachgiebig: „Wir brauchen Frieden, nicht mehr Raketen“, soll er laut Insidern gesagt haben.
Trumps „Deal-Ansatz“
Seit seiner Rückkehr in die politische Arena verfolgt Trump die Strategie, sich als Vermittler zwischen Russland und der Ukraine zu präsentieren. Sein Credo lautet: nur durch direkte Gespräche mit Putin lasse sich ein dauerhafter Waffenstillstand erreichen. Er sieht sich als Architekt eines „großen Deals“, der die Welt vor einer Eskalation bewahren soll.
In seinem Netzwerk Truth Social schrieb Trump nach dem Treffen: „Ich habe sowohl Putin als auch Selenskyj gesagt: Es ist Zeit, den Krieg zu beenden. Beide Seiten sollten den Sieg erklären und die Geschichte entscheiden lassen.“ Diese Aussage sorgte in Europa für Stirnrunzeln. Viele Politiker, insbesondere in Osteuropa, warfen ihm Naivität und mangelndes Verständnis für russische Aggression vor.
Europas Reaktion: Ratlosigkeit und Skepsis
In europäischen Hauptstädten löste Trumps Kurs Irritation aus. Der britische Premierminister Keir Starmer soll nach Angaben von Axios vorgeschlagen haben, gemeinsam mit den USA eine Friedensinitiative zu starten – ähnlich der von Trump propagierten „Gaza-Formel“. Doch viele EU-Regierungen befürchten, dass ein verfrühter Waffenstillstand Russland de facto belohnen und Kiew schwächen würde.
Vor allem in Deutschland und Polen wächst die Sorge, dass Washingtons Zurückhaltung langfristig zu einem geopolitischen Machtvakuum führt. „Ein Frieden um jeden Preis wäre ein Sieg für Putin“, warnte ein deutscher Diplomat. Dennoch bleibt die politische Realität: ohne amerikanische Unterstützung ist die Ukraine militärisch und wirtschaftlich auf Dauer kaum überlebensfähig.
Selenskyjs Dilemma
Für Präsident Selenskyj ist die Lage kompliziert. Einerseits braucht er die USA als wichtigsten Verbündeten; andererseits kann er es sich innenpolitisch kaum leisten, zu nachgiebig gegenüber Russland zu erscheinen. Seine Forderung nach Tomahawk-Raketen ist daher nicht nur militärisch, sondern auch symbolisch: Sie soll Entschlossenheit demonstrieren – sowohl gegenüber Moskau als auch gegenüber der eigenen Bevölkerung.
Nach dem Treffen mit Trump räumte Selenskyj ein, dass die Chancen auf eine kurzfristige Lieferung gering seien. „Ich bin Realist“, sagte er. Gleichzeitig betonte er, dass Kiew weiter auf diplomatische und militärische Unterstützung hoffe. Er machte deutlich, dass die Frage der territorialen Integrität nicht verhandelbar sei. „Für uns ist das eine Frage der Souveränität“, sagte er gegenüber Journalisten.
Tomahawk – Symbol für Macht und Risiko
Die Tomahawk-Rakete, ein Symbol amerikanischer Schlagkraft, ist mehr als nur ein militärisches Werkzeug. Sie steht für strategische Überlegenheit, Präzision und technologische Dominanz. Entwickelt von Raytheon, kann die Rakete Ziele in einer Entfernung von bis zu 1600 Kilometern treffen und während des Fluges den Kurs ändern. Ihr Preis liegt bei rund 1,3 Millionen Dollar pro Stück – und die USA produzieren jährlich nur wenige Dutzend davon.
Für die Ukraine wäre die Einführung dieser Waffe ein Gamechanger. Sie könnte russische Kommandozentren, Treibstofflager und Flugplätze tief im Landesinneren treffen. Doch genau das macht die Situation so brisant: Der Einsatz amerikanischer Raketen gegen russisches Territorium könnte als direkte Kriegsteilnahme der USA gewertet werden. Viele Militärexperten warnen deshalb vor einem „gefährlichen Spiel mit dem Feuer“.
Das Pentagon zögert
Ein ehemaliger US-Offizier, der anonym bleiben wollte, erklärte gegenüber amerikanischen Medien, dass der Einsatz von Tomahawk-Raketen eine enge Zusammenarbeit mit dem US-Militär erfordere. Die Systeme seien technisch so komplex, dass sie ohne US-Intelligence kaum effektiv genutzt werden könnten. „Man kann sie nicht einfach an ein anderes Land übergeben und erwarten, dass sie perfekt funktionieren“, so der Experte.
Darüber hinaus wäre jede Tomahawk-Operation mit einem erheblichen Risiko verbunden. „Wenn eine solche Rakete ein Ziel in Russland trifft, das vom Kreml als Angriff der USA interpretiert wird, stehen wir an der Schwelle zu einem Weltkrieg“, warnte ein Sicherheitsexperte aus Berlin.
Das erklärt, warum auch innerhalb des US-Militärs große Skepsis herrscht. Selbst wenn Trump theoretisch zustimmen würde, wäre die technische und politische Umsetzung alles andere als einfach. Der Tomahawk-Konflikt zwischen Washington und Kiew ist daher nicht nur eine Frage der Waffen, sondern ein Test für das gesamte Bündnis.
Putins Kalkül
Russlands Präsident Wladimir Putin beobachtet die Entwicklung mit sichtbarem Interesse. Nach Angaben des Kremls habe er Trump während des jüngsten Telefonats „eindringlich gewarnt“, dass jede Lieferung von Langstreckenraketen an Kiew eine „rote Linie“ überschreiten würde. „Eine solche Entscheidung würde die Beziehungen zwischen Moskau und Washington schwer beschädigen“, so Putins Sprecher Dmitri Peskow.
Für Putin wäre eine US-Lieferung von Tomahawks an die Ukraine nicht nur eine militärische, sondern auch eine politische Provokation. Sie würde ihm innenpolitisch die Möglichkeit geben, eine noch aggressivere Linie gegenüber dem Westen zu rechtfertigen. Russische Medien sprechen bereits von einer „amerikanischen Eskalationsstrategie“ – ein Narrativ, das Putins Machtbasis stärkt.
Trump zwischen Druck und Diplomatie
In dieser Gemengelage versucht Trump, seine politische Marke zu wahren: stark, aber pragmatisch. Sein Motto „America First“ bedeutet in diesem Kontext, dass amerikanische Interessen Vorrang vor ausländischen Konflikten haben. Während er öffentlich betont, dass die USA Frieden wollen, zögert er, konkrete Verpflichtungen einzugehen. Er will nicht als Präsident in Erinnerung bleiben, der die USA in einen weiteren Konflikt verwickelt hat.
Gleichzeitig wird Trump von seinen Beratern und Verbündeten innerhalb der Republikanischen Partei unter Druck gesetzt. Einige Hardliner fordern eine kompromisslose Haltung gegenüber Russland, andere plädieren für Isolationismus. Die Meinungen gehen weit auseinander – was Trumps Handlungsspielraum weiter einschränkt.
Ein fragiler Balanceakt
Für Europa bleibt die Situation unklar. Die NATO steht offiziell hinter der Ukraine, doch die inneren Spannungen wachsen. Während Länder wie Polen und die baltischen Staaten eine härtere Linie fordern, setzen Deutschland und Frankreich weiterhin auf Diplomatie. Washingtons Haltung hat direkte Auswirkungen auf die europäische Sicherheitsarchitektur – und auf die Glaubwürdigkeit des Westens insgesamt.
„Wenn Amerika zögert, zögert auch Europa“, fasst ein Diplomat aus Brüssel die Lage zusammen. Die Frage, ob Trump tatsächlich eine dauerhafte Friedenslösung will oder nur Zeit gewinnen möchte, bleibt offen. Einige Beobachter vermuten, dass Trump eine neue Trump-Putin-Verständigung anstrebt – eine Art „Realpolitik“, die Russland Raum für Einfluss, aber auch Verantwortung lässt.
Die Zukunft der US-Ukraine-Beziehungen
Die nächsten Monate werden entscheidend sein. Sollte Trump weiterhin auf Verhandlungen setzen und Waffenlieferungen verweigern, könnte Kiew gezwungen sein, sich nach neuen Partnern umzusehen. China, die Türkei oder sogar einige Golfstaaten könnten dann als alternative Unterstützer auftreten – ein Szenario, das die geopolitische Lage grundlegend verändern würde.
Doch eines ist klar: Ohne die Vereinigten Staaten ist ein ukrainischer Sieg kaum denkbar. Die Frage lautet also nicht, ob Trump liefern will, sondern ob er sich leisten kann, es nicht zu tun.
Ein Krieg ohne Ende?
Mehr als drei Jahre nach Beginn des russischen Angriffs steht die Welt an einem Scheideweg. Die Fronten sind verhärtet, die diplomatischen Kanäle überlastet, und die Geduld der westlichen Gesellschaften schwindet. Trump sieht sich als Friedensstifter – doch seine Gegner werfen ihm vor, den Aggressor zu belohnen.
Während Selenskyj weiterhin auf Waffen, Unterstützung und Solidarität setzt, scheint der Westen müde geworden zu sein. Die wirtschaftlichen Kosten steigen, und die öffentliche Meinung in den USA wendet sich zunehmend gegen neue Hilfspakete für die Ukraine. In diesem Klima ist Trumps zurückhaltende Linie nicht nur politische Strategie, sondern auch Wahlkampftaktik.
Fazit
Die Frage „Warum weigert sich Trump, Raketen zu liefern?“ lässt sich nicht mit einem Satz beantworten. Sie berührt geopolitische, militärische und innenpolitische Dimensionen gleichermaßen. Trump will nicht eskalieren, sondern verhandeln – doch seine Diplomatie stößt an Grenzen. Für die Ukraine bleibt die Hoffnung auf Unterstützung bestehen, doch der politische Wind hat sich gedreht. Der Weg zum Frieden ist lang, und die Waffen schweigen noch nicht.




[…] Tomahawk-Raketen sind präzisionsgelenkte Marschflugkörper, die Langstreckenangriffe ermöglichen. Ihre Bereitstellung an die Ukraine würde die Möglichkeiten Kiews erheblich erweitern, insbesondere im Hinblick auf Angriffe tief in russisches Territorium, einschließlich Militärbasen, Logistikzentren und wichtige Infrastrukturen, die derzeit mit Drohnen nicht erreichbar sind. Lesen Sie mehr zu Trumps Strategie und Tomahawk. […]
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