Moskau – Russland hat nach eigenen Angaben am Montag drei weitere Ortschaften in der Ost- und Südukraine unter seine Kontrolle gebracht. Gleichzeitig betonte der Kreml, dass Moskau eine Beendigung des Krieges „so bald wie möglich“ anstrebe.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sicherten russische Truppen die Dörfer Sladkoje und Nowoje in der Region Saporischschja sowie Gnatowka in der Region Donezk. Zudem meldete das Ministerium die Einnahme von 244 weiteren Gebäuden in der umkämpften Stadt Pokrowsk, die seit Wochen von russischen Einheiten belagert wird.

Schwere Kämpfe um Pokrowsk

In der Umgebung von Pokrowsk dauern intensive Gefechte seit Monaten an. Russische Streitkräfte versuchen, die Nachschublinien der Ukrainer zu unterbrechen, um die Stadt vollständig einzukesseln. Pokrowsk liegt nur rund 25 Kilometer von der Grenze zur Region Dnipropetrowsk entfernt – der letzte größere urbane Stützpunkt im Westen des von Russland teilweise kontrollierten Donezker Gebiets.

Nach Schätzungen kontrolliert Russland inzwischen über 55 Prozent der Region Donezk und zielt darauf ab, gemeinsam mit Luhansk das gesamte Gebiet des Donbass zu erobern. Etwa 10 Prozent des westlichen Donbass befinden sich weiterhin unter ukrainischer Kontrolle.

Massive russische Angriffe in Saporischschja

Die ukrainische Militärverwaltung in Saporischschja berichtete von über 350 russischen Angriffen innerhalb von 24 Stunden. Dabei seien sowohl Kampfflugzeuge, Drohnen, Artillerie als auch Mehrfachraketenwerfer eingesetzt worden. Mehrere zivile Gebiete wurden getroffen.

Gleichzeitig teilte das russische Verteidigungsministerium mit, dass die Luftabwehr in der Nacht 71 ukrainische Drohnen abgeschossen habe. Der gegenseitige Beschuss mit Drohnen und Raketen hält an und richtet sich zunehmend gegen Energieinfrastruktur auf beiden Seiten.

Kreml signalisiert Gesprächsbereitschaft

Politisch erklärte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow, Russland wolle den Konflikt „so schnell wie möglich“ beenden. Er reagierte damit auf Aussagen des US-Präsidenten Donald Trump, der bei einem Treffen mit Ungarns Premier Viktor Orbán betont hatte, dass der Krieg zwischen Russland und der Ukraine „in naher Zukunft“ enden werde.

Peskow bestätigte, dass Moskau offen für diplomatische Lösungen bleibe, wies jedoch Berichte über ungarische Vermittlungsinitiativen zurück. Er machte den Westen dafür verantwortlich, Kiew in der Illusion zu bestärken, der Krieg könne militärisch gewonnen werden.

Selenskyj fordert weitere Patriot-Systeme

Unterdessen kündigte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj an, bei Washington um die Lieferung von 25 Patriot-Luftabwehrsystemen zu bitten. Auch europäische Länder könnten, so Selenskyj, ihre Systeme vorübergehend an die Ukraine verleihen, um den Schutz vor russischen Angriffen zu verbessern.

In einem Interview mit der britischen Zeitung The Guardian betonte Selenskyj, sein Verhältnis zu Trump sei „normal und konstruktiv“. Berichte über Spannungen während ihres Treffens im Oktober wies er zurück. „Ich bin ein Freund der Vereinigten Staaten – warum sollte ich vor Trump Angst haben?“, sagte Selenskyj.

Hintergrund: Die strategische Bedeutung von Pokrowsk

Pokrowsk gilt als Tor zum westlichen Donbass und als logistischer Knotenpunkt für ukrainische Truppen. Sollte Russland die Stadt vollständig einnehmen, wäre der Zugang der Ukraine zu Dnipropetrowsk bedroht. Analysten sehen darin einen möglichen Wendepunkt der Offensive im Osten.

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