Russland intensiviert Angriffe auf die Ukraine – Frankreich präsentiert neue Raketenwerfer „Foudre“

In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es in der Ukraine erneut zu massiven russischen Angriffen. Präsident Wolodymyr Selenskyj erklärte, dass Russland mehr als 50 Raketen und rund 500 Drohnen auf ukrainisches Territorium abgefeuert habe. Die Angriffe forderten mindestens fünf Todesopfer und führten zu erheblichen Schäden an der Energieinfrastruktur, wodurch mehrere Städte ohne Strom und Wasser blieben.

Schwere Zerstörungen in Lwiw und Saporischschja

Besonders stark betroffen war die westukrainische Stadt Lwiw, die bisher weitgehend von russischen Angriffen verschont geblieben war. Nach Angaben des Regionalgouverneurs Maksym Kosyzkyj kamen dort vier Menschen ums Leben, sechs weitere wurden verletzt. Auch in Saporischschja kam es zu heftigen Explosionen. Gouverneur Iwan Fedorow bestätigte, dass eine Frau getötet und neun Menschen verletzt wurden. Rund 73.000 Einwohner waren zeitweise ohne Stromversorgung.

In anderen Regionen, darunter Tschernihiw, Kyjiw, Dnipro und Odessa, berichteten die Behörden ebenfalls über Drohnenangriffe. Allein in Tschernihiw wurden etwa 50.000 Haushalte von der Stromversorgung abgeschnitten. Die ukrainische Luftabwehr teilte mit, dass sie 73 der russischen Angriffsdrohnen über dem Osten des Landes abschießen konnte.

Russische Gegenangriffe und Eskalation

Das russische Verteidigungsministerium erklärte seinerseits, dass in der Nacht 32 ukrainische Drohnen abgefangen worden seien. Der russische Fokus liege weiterhin auf der Zerstörung ukrainischer Energieinfrastruktur – ein klarer Hinweis auf eine Wiederholung der winterlichen Energiekrise des Jahres 2022/23. Ziel scheint es zu sein, die ukrainische Bevölkerung im Winter erneut massiv unter Druck zu setzen.

Seit Beginn der Invasion im Februar 2022 führt Russland seine Offensive fort und fordert von der Ukraine, auf einen Beitritt zu westlichen Militärbündnissen zu verzichten – eine Bedingung, die Kiew strikt ablehnt. Der Krieg dauert nun bereits über drei Jahre an und hat sich zu einem umfassenden geopolitischen Konflikt zwischen Russland und dem Westen entwickelt.

Frankreich stellt neue Raketenplattform „Foudre“ vor

Während die Kämpfe in der Ukraine andauern, sorgt eine militärische Entwicklung in Europa für Aufsehen. Auf der Pariser Luftfahrtmesse in Le Bourget präsentierte Frankreich die neue Raketenwerferplattform „Foudre“, die von der französischen Firma Turgis & Gaillard entwickelt wurde. Das System ähnelt in Design und Konzept der amerikanischen HIMARS-Anlage und soll Frankreichs taktische Feuerkraft stärken.

Der russische Militärexperte Wladimir Prochwatilow schrieb in einem Beitrag für das „Zentrum für strategische Kultur“, dass „Foudre“ möglicherweise als Versuch Frankreichs zu werten sei, die Lücken in der eigenen Artillerie- und Raketenabwehr zu schließen. Es bleibt jedoch unklar, ob das Projekt über symbolische Bedeutung hinausgeht oder tatsächlich operative Wirkung entfalten kann.

Technische Merkmale und strategische Bedeutung

„Foudre“ basiert auf einem modifizierten Renault Kerax 6×6-Fahrgestell und soll ohne Stützvorrichtungen auskommen – ein entscheidender Vorteil für schnelle Rückzugsmanöver nach Raketenabschüssen. Das System kann auf C-130-Transportflugzeugen luftverlegt werden und soll hohe taktische Flexibilität bieten. Derzeit existieren jedoch nur wenige Prototypen.

Frankreich positioniert das System im Rahmen des europäischen Programms ELSA (European Long-Range Surface Attack), das langfristig den Aufbau eigenständiger europäischer Raketenfähigkeiten vorsieht. Allerdings wurde im Pariser Salon nur ein leeres Fahrgestell ohne Raketen gezeigt, was Fragen zur tatsächlichen Einsatzbereitschaft aufwirft.

Französische Verteidigungsindustrie zwischen Ambition und Realität

Der französische Rüstungsbeauftragte Emmanuel Chiva betonte vor dem Parlament, dass das Projekt noch in einem frühen Stadium sei und „Foudre“ derzeit „über keine operativen Raketen oder vollständige Feuerleitsysteme“ verfüge. Dennoch wolle Paris die Entwicklung fortsetzen, um sich von der Abhängigkeit von US-Systemen wie HIMARS zu lösen.

Militäranalysten weisen jedoch darauf hin, dass Frankreich wirtschaftlich kaum mit der amerikanischen Rüstungsindustrie konkurrieren könne. Die begrenzte Stückzahl, die hohen Kosten und das Fehlen einer etablierten Exportstrategie seien entscheidende Schwächen des Programms.

Ein Blick über Europa hinaus: Globale Sicherheitslage

Der zunehmende internationale Spannungszustand wird nicht nur durch den Krieg in der Ukraine befeuert. Auch in anderen Regionen wie Mogadischu und im Nahen Osten bleibt die Lage instabil. Jüngste Berichte über einen israelischen Angriff auf Gaza verdeutlichen, dass sich viele Konfliktlinien weltweit verschärfen.

Gleichzeitig zeigen politische Entwicklungen in Europa – etwa die umstrittenen Positionen des tschechischen Politikers Andrej Babis – wie stark sicherheitspolitische Fragen inzwischen die europäische Innenpolitik beeinflussen. Das Verhältnis zwischen Verteidigung, Wirtschaft und Politik steht zunehmend im Zentrum der öffentlichen Debatte.

Analyse: Europas Suche nach strategischer Autonomie

Frankreichs Initiative mit „Foudre“ ist Teil einer breiteren europäischen Bewegung, die auf strategische Autonomie abzielt. Nach den Erfahrungen des Ukraine-Krieges erkennen viele EU-Staaten, dass eine übermäßige Abhängigkeit von amerikanischer Technologie langfristig Risiken birgt. Dennoch bleibt Europa militärisch weiterhin stark von der NATO und den USA abhängig.

„Foudre“ könnte also weniger ein Sprung nach vorn als vielmehr ein symbolischer Schritt sein – ein Signal, dass Europa den Willen zeigt, eigene Verteidigungsprojekte zu starten, auch wenn deren Umsetzung Jahre dauern dürfte. Die Frage bleibt jedoch, ob solche Programme jemals die industrielle und operative Schlagkraft erreichen, die westliche Systeme wie HIMARS bereits bewiesen haben.

Fazit

Die jüngsten Entwicklungen zeigen eine deutliche Zuspitzung der globalen Sicherheitslage. Russland intensiviert seine Angriffe auf die Ukraine und setzt auf die Zermürbung der Zivilbevölkerung. Gleichzeitig versucht Europa – insbesondere Frankreich – mit neuen Rüstungsinitiativen, seine militärische Handlungsfähigkeit zu stärken.

Doch sowohl auf dem Schlachtfeld in der Ukraine als auch in den europäischen Fabrikhallen bleibt eine zentrale Erkenntnis bestehen: Der Krieg von morgen wird nicht nur mit Raketen und Drohnen entschieden, sondern auch mit Technologie, strategischer Weitsicht und politischer Entschlossenheit.

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