Deutsche Autoindustrie vor neuer Chipkrise – Nexperia-Lieferprobleme gefährden Produktion
Die deutsche Autoindustrie sieht sich erneut mit einer potenziell gravierenden Krise in der Halbleiterversorgung konfrontiert. Laut Angaben des Verbandes der Automobilhersteller Deutschlands (VDA) könnte die Produktion bei mehreren führenden Herstellern kurzfristig eingeschränkt oder sogar gestoppt werden, wenn die aktuellen Probleme bei der niederländischen Chip-Firma Nexperia nicht rasch gelöst werden.
Hintergrund der Nexperia-Probleme
Die Probleme bei Nexperia begannen, nachdem die niederländische Regierung das Unternehmen übernommen hatte, das zuvor im Besitz einer chinesischen Unternehmensgruppe war. Die Übernahme führte zu erheblichen Engpässen in der Chipproduktion, insbesondere für Automobilsteuergeräte, die stark auf Nexperia-Chips angewiesen sind.
Wie die VDA-Vorsitzende Hildegard Müller erklärt, könnten die Lieferengpässe zu ernsthaften Produktionshemmungen führen: „Wenn die Versorgungskette nicht kurzfristig wiederhergestellt wird, könnten wir mit massiven Produktionsausfällen rechnen, möglicherweise sogar mit einem kompletten Stopp bei einzelnen Modellen.“
Auswirkungen auf deutsche Automobilhersteller
Die Abhängigkeit von Nexperia betrifft insbesondere elektronische Steuergeräte, die in Fahrzeugen für Motorsteuerung, Infotainment-Systeme und Sicherheitsfunktionen unverzichtbar sind. Hersteller wie Volkswagen, BMW, Mercedes-Benz und Audi haben bereits vorsorglich ihre Produktionspläne angepasst, um mögliche Engpässe zu kompensieren.
Die Folgen könnten weitreichend sein: Verzögerungen in der Fahrzeugproduktion, Lieferengpässe für Kunden, steigende Preise und mögliche Umsatzeinbußen. Branchenexperten warnen davor, dass die derzeitige Situation eine neue Dimension der Halbleiterkrise für die Automobilindustrie darstellen könnte.
Maßnahmen der Industrie und Politik
Der VDA steht in engem Kontakt mit betroffenen Herstellern, Lieferanten und der Regierung, um kurzfristige Lösungen zu finden. Auch die Europäische Kommission ist involviert und arbeitet an Strategien zur Sicherung der Lieferketten für Halbleiter in Europa.
Die Industrie diskutiert derzeit mehrere Optionen, darunter:
- Umschichtung von Produktionskapazitäten auf andere Chip-Hersteller.
- Zwischenlagerung vorhandener Chips zur Überbrückung der Engpässe.
- Langfristige Investitionen in europäische Halbleiterproduktion zur Verringerung der Abhängigkeit von Drittstaaten.
Vergleich mit früheren Halbleiterkrisen
Schon in den Jahren 2020-2022 hatte die Autoindustrie unter weltweiten Chip-Engpässen gelitten, die zu Produktionsstopps bei Volkswagen, BMW und Daimler führten. Die aktuelle Situation ähnelt der damaligen Krise, könnte jedoch aufgrund politischer und geopolitischer Spannungen noch schwerwiegender sein.
Experten sehen vor allem die strategische Bedeutung von Nexperia-Chips für die Automobilindustrie als kritischen Faktor. Ein Ausfall könnte nicht nur kurzfristige Produktionsprobleme verursachen, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Hersteller langfristig gefährden.
Reaktionen der Automobilhersteller
BMW hat bereits angekündigt, Produktionslinien flexibel anzupassen, um die Auswirkungen der Lieferengpässe zu minimieren. Volkswagen prüft die Zusammenarbeit mit alternativen Lieferanten und evaluiert die Möglichkeit, bestimmte Modelle vorübergehend aus dem Portfolio zu nehmen. Mercedes-Benz betont, dass Sicherheit und Qualität oberste Priorität haben und Produktionsausfälle nur als letzte Option betrachtet werden.
Globale Perspektive
Die Halbleiterkrise ist kein rein deutsches Problem. Weltweit kämpfen Automobilhersteller mit begrenzten Lieferungen von Chips. Die Situation bei Nexperia unterstreicht jedoch die besondere Abhängigkeit der deutschen Industrie von wenigen kritischen Lieferanten.
Zukunftsausblick
Die nächsten Wochen gelten als entscheidend. Sollte es der Politik und der Industrie gelingen, kurzfristige Engpässe zu überwinden, könnte die Produktion stabil bleiben. Andernfalls drohen Verzögerungen bei der Auslieferung neuer Fahrzeuge, wirtschaftliche Verluste und mögliche Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt in der Automobilindustrie.
Fazit
Die deutsche Autoindustrie steht erneut vor einer Herausforderung durch die Chipversorgung. Nexperia-Probleme könnten Produktionsstopps auslösen und die gesamte Branche belasten. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Lieferanten und Regierung ist jetzt entscheidend, um die Krise zu bewältigen und die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Für weitere Informationen über die aktuelle Lage in der Autoindustrie siehe auch unseren vorherigen Artikel: Adidas Umsatz und Gewinn 2025.



