Warum der US-Dollar seit Jahrzehnten die Weltwährung dominiert
Die Dominanz des US-Dollars auf dem globalen Finanzmarkt ist ein Phänomen, das seit über siebzig Jahren besteht. Laut Schätzungen werden rund 90 % der weltweiten Devisengeschäfte in US-Dollar abgewickelt. Der Dollar wird in den meisten internationalen Handelsbeziehungen genutzt, darunter 74 % des asiatischen Handels und 96 % des Handels in Amerika. Außerdem machen Dollarreserven 58 % der Zentralbankreserven außerhalb der USA aus, und global werden Dollarwerte stark bevorzugt.
Aber was macht den US-Dollar so mächtig? Welche Vorteile ziehen die Vereinigten Staaten aus dieser Position, und warum streben viele Länder danach, diese Dominanz zu verändern? Diese Fragen untersucht Lile Bernard, Senior Fellow am Center for Saros an der Georgetown University und Fellow am Mossavar-Rahmani Center an der Harvard Kennedy School, in einer Analyse des Buches „Our Dollar, Your Problem“ von Kenneth Rogoff, einem renommierten Wirtschaftsexperten.
Die Vorteile der Dollar-Hegemonie für die USA
Die Autorin hebt hervor, dass die US-Dollar-Dominanz den Vereinigten Staaten erhebliche Vorteile verschafft. Sie reduziert Preisschwankungen im internationalen Handel, ermöglicht günstige Kreditaufnahme und gibt der US-Regierung mächtige Werkzeuge zur Einflussnahme und Sanktionierung von Gegnern. Diese Vorteile werden durch die wirtschaftliche „Inertia“ – also die Trägheit der Systeme gegenüber Veränderungen – und die Stärke amerikanischer politischer und finanzieller Institutionen verstärkt.
Die Stabilität des Dollars erlaubt es der US-Regierung, Kredite zu sehr niedrigen Zinssätzen aufzunehmen und die Wirtschaftspolitik flexibel zu gestalten. Darüber hinaus stärkt die Dollar-Dominanz die globale Reichweite der USA, indem sie als „Weltreservewährung“ fungiert, deren Nutzung und Vertrauen von Investoren weltweit hoch geschätzt wird.
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Warum ist der US-Dollar so schwer zu ersetzen?
Rogoff betont, dass die wirtschaftliche Trägheit eine zentrale Rolle spielt. Selbst wenn Länder die Dominanz des Dollars infrage stellen, gibt es keinen adäquaten Ersatz, der die gleiche Stabilität, Liquidität und Sicherheit bieten kann. Die Einführung einer alternativen Reservewährung erfordert eine globale Akzeptanz und institutionelle Stärke, die derzeit nur die USA bieten. Die EU hat mit dem Euro versucht, den Dollar herauszufordern, konnte aber bisher nur eine Stabilisierung auf rund 20 % der globalen Reserveanteile erreichen.
Historische Aspekte der Dollar-Dominanz
Die Dominanz des Dollars hat ihre Wurzeln in der Nachkriegsordnung nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere im Bretton-Woods-System. Die USA nutzten ihre wirtschaftliche und politische Stärke, um den Dollar als Hauptreservewährung zu etablieren. Die Stabilität des US-Systems, die Unabhängigkeit der Federal Reserve und die hohe Kreditwürdigkeit der USA machten den Dollar für internationale Investoren attraktiv. Selbst in Zeiten wirtschaftlicher Turbulenzen, wie während der Finanzkrise 2008 oder der COVID-19-Pandemie, konnten die USA dank der Dollar-Hegemonie schnelle fiskalische und geldpolitische Maßnahmen ergreifen.
Die Risiken der Dollar-Dominanz
Allerdings ist diese Dominanz nicht uneingeschränkt vorteilhaft. Hohe militärische und wirtschaftliche Macht ist mit erheblichen Kosten verbunden. Zudem können Handelspraktiken anderer Länder, wie Chinas Interventionen im Währungsmarkt, langfristig negative Effekte auf die US-Industrie und den Arbeitsmarkt haben. Rogoff betont, dass eine übermäßige Stärke des Dollars beispielsweise die Wettbewerbsfähigkeit amerikanischer Exporte beeinträchtigen kann.
Politische Herausforderungen und die Rolle der Trump-Administration
In jüngster Zeit haben aggressive Maßnahmen der US-Regierung, insbesondere unter der Trump-Administration, die Grundlagen der Dollar-Dominanz herausgefordert. Dazu gehören drastische Zollerhöhungen, Angriffe auf die Unabhängigkeit der Federal Reserve und Zweifel an internationalen Verpflichtungen. Solche Schritte können die Attraktivität des Dollars für ausländische Investoren mindern, die Kosten für die Kreditaufnahme erhöhen und die Stabilität der US-Wirtschaft gefährden.
Ein konkretes Beispiel ist die Ankündigung hoher Zölle auf Importe und die gleichzeitige Forderung, dass die Federal Reserve die Zinssätze senken solle, um die Schuldenlast der Regierung zu reduzieren. Diese Maßnahmen führten zu erhöhten Renditen von US-Staatsanleihen und einem Rückgang des Dollarkurses.
Globale Reaktionen auf die Dollar-Dominanz
Viele Länder, insbesondere China und Russland, suchen nach Alternativen zum Dollar, um ihre Abhängigkeit zu verringern und das Risiko von Sanktionen zu minimieren. China entwickelt beispielsweise Systeme für internationale Zahlungen in Renminbi und fördert den Einsatz digitaler Währungen im grenzüberschreitenden Handel. Doch Rogoff betont, dass diese Bemühungen ohne tiefgreifende Reformen, wie die Liberalisierung der Kapitalmärkte und die Schaffung liquider Renminbi-Anleihenmärkte, nur begrenzten Erfolg haben werden.
Vorteile und Nachteile für die USA im Überblick
- Vorteile: Günstige Kreditaufnahme, hohe globale Einflussmöglichkeiten, Stabilität in Krisenzeiten, niedrige Zinskosten auf Staatsanleihen.
- Nachteile: Hohe militärische Ausgaben, Wettbewerbsnachteile für Industrie und Arbeitsmarkt bei starkem Dollar, Abhängigkeit von globalen Investoren.
Zukunftsaussichten der Dollar-Dominanz
Die Zukunft des Dollars hängt stark von der Stabilität und Glaubwürdigkeit amerikanischer Institutionen ab. Eine unabhängige Federal Reserve, transparente Daten und internationale Vertrauenswürdigkeit sind entscheidend, um die Attraktivität des Dollars für ausländische Investoren zu erhalten. Gleichzeitig müssen politische Risiken, wie aggressive Handelspolitik oder institutionelle Eingriffe, minimiert werden, um die langfristige Dominanz der Währung zu sichern.
Schlussfolgerung
Die US-Dollar-Dominanz ist sowohl ein Vorteil als auch eine Verantwortung für die Vereinigten Staaten. Sie ermöglicht günstige Kreditaufnahme, globale Machtprojektion und wirtschaftliche Stabilität, birgt jedoch auch Risiken, insbesondere bei politisch instabilen oder interventionistischen Maßnahmen. Während andere Länder alternative Währungen entwickeln und digitale Zahlungswege erforschen, bleibt der Dollar aufgrund seiner tiefen institutionellen Verankerung und globalen Akzeptanz schwer ersetzbar.
Die Lehre aus Rogoffs Analyse ist klar: Die USA müssen ihre politischen und institutionellen Grundlagen schützen, um die Vorteile der Dollar-Hegemonie zu erhalten. Jede Untergrabung der Federal Reserve, der statistischen Institutionen oder internationaler Verpflichtungen könnte die Stellung des Dollars langfristig gefährden, was wiederum erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen für das Land hätte.




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