In Paris unterzeichneten am Montag die Präsidenten der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, und Frankreichs, Emmanuel Macron, eine historische Absichtserklärung, die den Weg für den Erwerb von bis zu 100 französischen Kampfflugzeugen vom Typ Rafale durch die Ukraine ebnet. Darüber hinaus umfasst die Vereinbarung neue Luftverteidigungssysteme und Drohnen, die die ukrainischen Streitkräfte modernisieren sollen. Es handelt sich dabei um den ersten Vertrag dieser Art für Kiew.

Selenskyj, der zum neunten Mal seit Beginn der russischen Invasion 2022 nach Paris reist, betonte, dass das Abkommen ein „historischer Schritt“ sei und die Fähigkeiten der Ukraine in den Bereichen Luftkampf, Luftverteidigung und andere militärische Ausrüstungen erheblich stärken werde. Die Unterzeichnung fand auf dem Gelände der Villa Kobay statt, wo französische Industriepartner die Rafale-Jets samt Bewaffnung sowie das neue Luftverteidigungssystem SAMP-T präsentierten.

Das Élysée-Palast teilte mit, dass die Vereinbarung über einen Zeitraum von rund zehn Jahren angelegt ist und künftige Verträge zum Erwerb weiterer französischer Verteidigungssysteme ermöglichen soll. Geplant sind neben den rund 100 Rafale-Kampfflugzeugen auch moderne Radar- und Drohnensysteme. Ziel sei es, „die französische Verteidigungsindustrie in den Dienst der Verteidigung der ukrainischen Lufthoheit“ zu stellen und Kiew im Angesicht der russischen Aggression zu unterstützen.

Bereits im vergangenen Monat hatte Selenskyj ein Absichtsschreiben für den Kauf von 100 bis 150 schwedischen Saab-Gripen-Kampfflugzeugen unterzeichnet. Frankreich hat zudem die Lieferung von „Aster“-Raketen aus dem SAMP-T-System sowie zusätzlichen Mirage 2000-Jets angekündigt, von denen die Ukraine bisher drei der versprochenen sechs Flugzeuge erhalten hat. Ukrainische Streitkräfte setzen außerdem auf den massiven Einsatz von Drohnen, die für rund 70 Prozent der Zerstörungen feindlicher Ausrüstung an der Front verantwortlich sind.

Vor Ort besuchten Macron und Selenskyj die „Multinationale Kraft der Ukraine“ in Mont Valerian westlich von Paris, die zusammen mit Großbritannien für die Sicherheitsgarantien im Falle eines Waffenstillstands vorbereitet wurde. Frankreich betont, dass die Truppe ab dem Tag eines möglichen Waffenstillstands einsatzbereit ist.

Unterdessen meldet das russische Verteidigungsministerium neue Fortschritte an der Front im Osten der Ukraine. Russische Truppen hätten drei weitere Dörfer in den Regionen Donezk, Charkiw und Dnipropetrowsk erobert, während zuvor zwei weitere Dörfer in der südlichen Region Saporischschja unter Kontrolle geraten waren. Laut einer Analyse des American Institute for the Study of War kontrollierte Russland Ende Oktober rund 19,2 % der ukrainischen Gebiete, darunter weite Teile der Regionen Donezk und Luhansk. Gleichzeitig dauern Angriffe mit Drohnen und Raketen an, bei denen zwischen Sonntagabend und Montagmorgen vier Tote und 14 Verletzte zu verzeichnen waren, so die ukrainische Premierministerin Julia Swiridenko.

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