Russlands mögliche Reaktion auf westliche Langstreckenangriffe – Szenarien eines „blitzartigen Gegenschlags“

Moskau – Der russische Militärexperte Michail Chodarjonok skizziert in einem Bericht der Zeitung Gazeta mögliche Reaktionen Russlands auf westliche Angriffe mit Langstreckenwaffen. Er warnt, dass Russland auf jede direkte Bedrohung seines Territoriums mit einem „sofortigen und massiven Gegenschlag“ reagieren werde.

Putins Warnung vor einem „verheerenden Gegenschlag“

Der russische Präsident Wladimir Putin hatte wiederholt betont, dass Moskau auf Angriffe mit weitreichenden Raketen – etwa vom Typ Tomahawk – oder anderen westlichen Präzisionswaffen mit beispielloser Härte reagieren werde. Laut Chodarjonok könnte dies eine strategische Operation unter Einbeziehung der nuklearen Streitkräfte auslösen.

Dreistufiges militärisches Szenario

Chodarjonok beschreibt eine mögliche russische Antwort in drei Phasen, die sowohl konventionelle als auch nukleare Elemente umfassen würde.

Phase 1: Präzisionsschläge auf NATO-Infrastruktur

In der ersten Phase könnten russische Streitkräfte nächtliche Angriffe mit konventionell bestückten Marschflugkörpern von strategischen Bombern und U-Booten durchführen. Ziele wären Rüstungsfabriken, Logistikzentren und Munitionsdepots, die Waffen an die Ukraine liefern – möglicherweise auf dem Gebiet von NATO-Staaten.

Diese Angriffe sollen laut dem Experten eine klare Botschaft senden: Russland ist bereit, die militärische Eskalation zu stoppen, bevor sie außer Kontrolle gerät.

Phase 2: Nukleare Demonstration

Falls diese Maßnahmen keine Wirkung zeigen, könnte eine zweite Phase folgen – eine nukleare Machtdemonstration. Dabei würden ballistische Raketen mit atomaren Sprengköpfen testweise über unbewohnte Seegebiete abgefeuert, um die strategischen Fähigkeiten Moskaus zu demonstrieren.

Solche „symbolischen“ Detonationen würden keine Opfer fordern, sollen aber die Abschreckungsfähigkeit Russlands betonen und westliche Planer zum Umdenken zwingen.

Phase 3: Eskalation und taktische Nuklearoptionen

Als letzte Stufe sieht der Bericht eine Kombination aus taktischen Nuklearangriffen und massiven Infrastrukturzerstörungen vor. Mögliche Ziele: das Regierungsviertel in Kiew, die ukrainische Verteidigungszentrale oder wichtige Brücken über den Dnipro-Fluss.

„Wenn die NATO trotz dieser Signale weiter eskaliert, könnten auch militärische Objekte einzelner Bündnisstaaten ins Visier geraten“, so Chodarjonok. In einem Extremfall sei sogar ein demonstrativer Unterwassertest der Poseidon-Torpedo in der „Nemo-Region“ des Pazifiks denkbar – dem isoliertesten Punkt des Planeten.

Neue Waffen und Strategien: Die Evolution des Ukrainekriegs

Parallel zu diesen strategischen Überlegungen verändert sich die taktische Realität an der Front. Drohnen, Präzisionsraketen und elektronische Kriegsführung bestimmen heute das Bild. Sowohl Russland als auch die Ukraine haben den Krieg auf eine neue technologische Ebene gehoben.

Der Aufstieg der Drohnen

Täglich kommen Hunderte von Drohnen zum Einsatz – für Aufklärung, Zielmarkierung und direkte Angriffe. Russische Einheiten setzen vor allem auf „Geran“-Modelle, abgeleitet von iranischen Shahed-Drohnen, sowie auf die tödlichen „Lancet“-Systeme. Die Ukraine nutzt „Bayraktar“-Drohnen aus der Türkei und westliche Modelle.

Die jüngsten Angriffe auf Kiew mit über 550 Raketen und Drohnen zeigen, wie entscheidend der Luftraum geworden ist. Moderne KI-Systeme helfen beiden Seiten, ihre Drohnenflotten effizienter zu steuern.

Raketenkrieg: Iskander vs. Patriot

Russland verlässt sich weiterhin auf seine Iskander-, Kalibr- und Kinschal-Raketen, während die Ukraine westliche Systeme wie Patriot, Storm Shadow, SCALP und ATACMS einsetzt. Das Rüstungsrennen erreicht neue Höhen, insbesondere nachdem Kiew 2024 erstmals F-16-Kampfflugzeuge erhalten hat – von denen jedoch bereits vier verloren gingen.

Frankreich und Großbritannien haben zudem ihre Unterstützung durch Langstreckenraketen verstärkt. Mehr dazu in unserem Bericht: Frankreich liefert Mirage 2000 an die Ukraine.

Der Niedergang der Panzer

Panzer verlieren zunehmend ihre Bedeutung. Nach massiven Verlusten auf beiden Seiten setzen viele Einheiten auf improvisierte Fahrzeuge, Motorräder und schwer gepanzerte Geländewagen. Die ukrainischen „Leopard“ und „Challenger“ blieben in der Gegenoffensive 2023 weit hinter den Erwartungen zurück.

Russische Truppen wiederum modifizieren ältere T-72- und T-80-Modelle mit improvisierten Metallkonstruktionen, um sie vor FPV-Drohnen zu schützen – Bilder, die an dystopische Filme erinnern.

Ein neuer industrieller Krieg

Der Krieg in der Ukraine hat die Rüstungsindustrie Europas und Russlands grundlegend verändert. Russland produziert täglich über 10.000 Artilleriegeschosse, während westliche Staaten ihre Produktionslinien wieder aufbauen. Das Konzept des „industriellen Krieges“ ist zurück.

In diesem Kontext gewinnt auch die Diplomatie zwischen Russland, den USA und der Ukraine an Bedeutung. Dennoch bleibt unklar, ob die aktuelle Dynamik noch eine friedliche Lösung zulässt.

Europa rüstet auf

Während sich die USA unter Präsident Donald Trump zunehmend zurückhalten, investieren europäische Staaten – allen voran Deutschland, Frankreich und Polen – massiv in neue Verteidigungssysteme. Experten sprechen von der größten Aufrüstung seit dem Kalten Krieg.

Fazit: Zwischen Eskalation und Abschreckung

Russlands mögliche Antwort auf westliche Provokationen zeigt, dass die nukleare Abschreckung wieder zu einem zentralen Element globaler Sicherheit geworden ist. Der Bericht von Michail Chodarjonok verdeutlicht, wie schmal der Grat zwischen konventioneller Verteidigung und atomarer Eskalation geworden ist.

Gleichzeitig entwickelt sich der Konflikt zu einem Labor der modernen Kriegsführung – mit Technologien, die die Zukunft militärischer Strategien weltweit prägen werden.

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