Genfer Verhandlungen starten – Merz präsentiert eigenen Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges

Im angespannten Umfeld des G20-Gipfels hat Bundeskanzler Friedrich Merz einen alternativen Ansatz zur Beendigung des Ukraine-Krieges vorgestellt. Gleichzeitig warf Donald Trump der Ukraine mangelnde Dankbarkeit vor – während Beobachter zunehmende Zweifel äußern, ob eine diplomatische Lösung noch fristgerecht erreicht werden kann.

Merz zweifelt an Realisierbarkeit der US-Strategie

Merz erklärte am Sonntag (23. November 2025), er sehe wenig Chancen, bis zum von Trump angekündigten Termin ein tragfähiges Ergebnis zu erzielen. „Heute ist Sonntag. Präsident Trump will bis Donnerstag eine Einigung. Wir sind davon noch sehr weit entfernt. Das macht eine Lösung nicht unmöglich, aber aufgrund der aktuellen Differenzen schwer.“

Der Kanzler betonte, dass er einen eigenen Vorschlag eingebracht habe, der derzeit in Genf beraten werde. Ziel sei es, zumindest einen ersten Schritt zu erreichen, falls die 28 Punkte des US-Plans innerhalb von fünf Tagen nicht umsetzbar sind.

Merz: „Wir stehen uneingeschränkt an der Seite der Ukraine“

In einem Interview mit DW sagte Merz: „Uns ist der Plan schon seit Freitag bekannt. Ich habe vor meiner Abreise mit Präsident Trump telefoniert und betont, dass es Punkte gibt, denen wir zustimmen können – aber auch einige, bei denen wir nicht einig sind.“

Merz betonte, dass Deutschland weiterhin eng mit der Ukraine abgestimmt handele und die territoriale Souveränität des Landes nicht infrage gestellt werden dürfe.

Details des Merz-Plans bleiben vertraulich

Inhaltlich äußerte sich der Kanzler zurückhaltend und verwies darauf, dass sein Ansatz „weniger umfangreich als der 28-Punkte-Plan der USA“ sei. Ziel sei es, „am Donnerstag eine erste belastbare Vereinbarung zwischen Russland und der Ukraine – mit Zustimmung der Amerikaner und Europäer – zu erreichen.“

Merz erinnerte Trump zudem an frühere Zusagen gegenüber der Ukraine – insbesondere an gebrochene Garantieversprechen Russlands seit dem Budapester Memorandum.

EU drängt auf festen Platz am Verhandlungstisch

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen betonte, dass die Grenzen der Ukraine nicht durch Gewalt verschoben werden dürfen und der EU eine entscheidende Rolle in Verhandlungen zukomme.

Ein europäisches Dokument, das Reuters vorliegt, schlägt eine modifizierte Version des US-Plans vor. Die vorgeschlagenen Reduzierungen der ukrainischen Streitkräfte sollen demnach dynamischer gestaltet werden – mit einer Friedensobergrenze von 800.000 Soldaten statt 600.000.

Zudem sollen mögliche territoriale Gespräche auf Grundlage der aktuellen Frontverläufe beginnen.

Trump: „Ukraine zeigt keine Dankbarkeit“

Donald Trump bekräftigte seine Kritik an der Ukraine. Auf seiner Plattform „Truth Social“ schrieb er, die ukrainische Führung habe „keine Dankbarkeit“ für die amerikanische Unterstützung gezeigt.

Er warf der Biden-Regierung vor, den Konflikt entstehen gelassen zu haben, und betonte, dass Washington weiterhin große Mengen Waffen an die NATO und die Ukraine liefert.

Erdogan kündigt Gespräche mit Putin an

Währenddessen laufen in Genf weitere Verhandlungsrunden. Der ukrainische Unterhändler Rustem Umerov erklärte, dass die amerikanische Vorlage „die wesentlichen Kernforderungen der Ukraine weitgehend berücksichtigt“.

Auch die Türkei schaltet sich erneut aktiv ein. Präsident Recep Tayyip Erdoğan kündigte an, am Montag telefonisch mit Präsident Putin über mögliche Schritte zur Deeskalation zu sprechen.

Bei einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj am 19. November in Ankara hatte Erdoğan beide Seiten bereits aufgefordert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Friedensgespräche der vergangenen Monate wiederzubeleben.

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