Ältere Autos bei der HU künftig strenger geprüft – Schadstoffreduktion im Fokus
In Deutschland stehen Änderungen bei der Hauptuntersuchung von Fahrzeugen bevor, die vor allem ältere Autos stärker in den Fokus rücken. Ziel dieser Reform ist klar: Der Ausstoß von Schadstoffen soll deutlich reduziert werden, um die Luftqualität in Städten und Regionen zu verbessern. Ob dieses Ziel erreicht wird, hängt jedoch stark vom politischen Willen und der konsequenten Umsetzung der neuen Vorschriften ab.
Bislang müssen Pkw in Deutschland alle zwei Jahre zur Hauptuntersuchung, einschließlich eines Abgaschecks. Besonders bei älteren Fahrzeugen erfüllt die Emissionstechnik häufig nur oberflächlich die vorgeschriebenen Grenzwerte. Der Verband der Technischen Überwachungsvereine (TÜV) fordert daher eine Verschärfung der Kontrollen. Geplant ist, dass vor allem Dieselfahrzeuge der Euro-5-Norm sowie bestimmte Benziner der Euro-6-Klasse künftig strenger überprüft werden. Diese Maßnahmen würden rund 16 Millionen Fahrzeuge betreffen – fast jedes dritte Auto auf deutschen Straßen.
Ein Problem bisher: EU-weit gibt es keine verpflichtenden Stickoxidmessungen für alle Fahrzeugmodelle. Dadurch können viele ältere Dieselfahrzeuge weiterhin unkontrolliert Schadstoffe ausstoßen, ohne dass dies offiziell registriert wird. Die geplanten strengeren Kontrollen sollen genau hier ansetzen und sicherstellen, dass auch ältere Fahrzeuge die Emissionsgrenzwerte dauerhaft einhalten.
Jährliche Prüfungen für ältere Autos: Der TÜV schlägt vor, Fahrzeuge, die bestimmte Altersgrenzen überschreiten oder eine bestimmte Abgasnorm haben, künftig einmal jährlich statt alle zwei Jahre zu prüfen. Ziel ist es, Probleme frühzeitig zu erkennen und die Emissionen kontinuierlich zu überwachen. Mit dieser Maßnahme könnte der Ausstoß von Stickoxiden und Feinstaub erheblich reduziert werden, was sich positiv auf die Luftqualität in Städten auswirken würde.
Ein weiterer Faktor, der die Debatte verschärft, ist der VW-Abgasskandal. 2015 wurde bekannt, dass Volkswagen bei Millionen Dieselfahrzeugen die Emissionswerte manipulierte, um die Abgasprüfungen zu bestehen. Noch heute sind viele Euro-5-Fahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs, die ohne effektive Kontrolle Schadstoffe ausstoßen könnten. Die Manipulationen haben das Vertrauen in die Herstellerkontrollen massiv erschüttert und die Forderung nach strengeren gesetzlichen Prüfungen verstärkt.
Besonders umstritten ist das sogenannte Thermofenster. Dieselfahrzeuge halten die Grenzwerte nur unter bestimmten Temperaturbedingungen ein. Das Schleswig-Holsteinische Oberverwaltungsgericht untersagte im September dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) die Freigabe dieser Technik. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bewertete dieses Urteil als „Durchbruch für saubere Luft“ und forderte den Bundesverkehrsminister auf, das KBA anzuweisen, alle betroffenen Diesel-Pkw der Abgasstufen Euro 5 sowie 6a bis 6c auf Kosten der Hersteller nachzurüsten. Bei einer Umsetzung wären etwa 7,8 Millionen Fahrzeuge betroffen. Sollte eine Nachrüstung nicht möglich sein, müssten die Fahrzeuge stillgelegt werden. Das Urteil ist derzeit noch nicht rechtskräftig, und Volkswagen hat angekündigt, Beschwerde einzulegen.
Auch auf europäischer Ebene sind Reformen geplant. Die EU-Kommission prüft derzeit eine Überarbeitung der Abgasuntersuchung, von der möglicherweise auch ältere Benzinfahrzeuge betroffen sein werden. Vertreter der Mitgliedstaaten beraten hierzu, eine Entscheidung wird voraussichtlich im Dezember getroffen. Das Bundesverkehrsministerium unterstützt eine Weiterentwicklung der Prüfverfahren, betont jedoch die Notwendigkeit geeigneter Methoden, die technisch machbar und effektiv sind.
Neben der reinen Kontrolle der Emissionen gibt es auch Diskussionen über zusätzliche Maßnahmen wie die Nachrüstung älterer Fahrzeuge mit modernen Abgaskatalysatoren oder Partikelfiltern. Experten weisen darauf hin, dass allein eine strengere Kontrolle nicht ausreicht, wenn die technische Ausstattung der Fahrzeuge veraltet ist. Nur eine Kombination aus regelmäßigen Kontrollen und Nachrüstungen könnte die Luftqualität nachhaltig verbessern.
Für die Fahrzeugbesitzer bedeutet dies, dass sie künftig mit höheren Anforderungen bei der HU rechnen müssen, insbesondere wenn sie ein Auto besitzen, das älter als sieben oder acht Jahre ist. Wer ein Euro-5-Dieselmodell fährt, sollte sich frühzeitig über mögliche Nachrüstungen informieren und prüfen, welche Maßnahmen die Hersteller bereits anbieten. Für viele Autofahrer wird die Anpassung an die neuen Vorschriften zusätzliche Kosten und Aufwand bedeuten, doch langfristig profitieren Umwelt und Gesundheit aller Bürger von sauberer Luft.
Die Debatte zeigt auch, dass politische und rechtliche Rahmenbedingungen entscheidend sind, um den Erfolg solcher Maßnahmen zu sichern. Ohne klaren politischen Willen, konsequente Kontrollen und gesetzliche Durchsetzung könnten die geplanten Reformen ins Leere laufen. Gleichzeitig unterstreicht die Diskussion um das Thermofenster die Bedeutung der technischen Standards für Abgassysteme und die Notwendigkeit einer lückenlosen Überwachung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die geplanten Änderungen bei der Hauptuntersuchung eine Chance darstellen, die Luftverschmutzung durch den Straßenverkehr in Deutschland signifikant zu reduzieren. Mit strengeren Kontrollen, jährlichen Prüfungen und gegebenenfalls Nachrüstungen könnte ein wichtiger Beitrag zum Gesundheitsschutz und zur Einhaltung der EU-Umweltstandards geleistet werden. Ob dies gelingt, hängt letztlich von der Umsetzung, den technischen Möglichkeiten und der Bereitschaft der Hersteller ab, Verantwortung für ältere Fahrzeuge zu übernehmen.
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