Eine aktuelle Studie hat ergeben, dass die CO2-Emissionen von führenden fossilen Brennstoffunternehmen direkt zu zahlreichen tödlichen Hitzewellen weltweit beigetragen haben. Forscher bezeichneten die Ergebnisse als bedeutenden Fortschritt im rechtlichen Kampf, um große Öl- und Energiekonzerne für klimabedingte Schäden verantwortlich zu machen.
Studienmethodik und Ergebnisse
Die Untersuchung, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nature, analysierte die Gesamtemissionen von 180 großen „Carbon Majors“ und stellte fest, dass diese für etwa die Hälfte der Zunahme der Hitzewellenintensität verantwortlich sind. Der verbleibende Anteil wurde überwiegend durch Entwaldung verursacht.
Untersucht wurden 213 Hitzewellen zwischen 2010 und 2019. Laut der Studie erhöhte der vom Menschen verursachte Klimawandel die Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens im Durchschnitt um das 200-fache.
Einfluss der größten CO2-Verursacher
Die Studie zeigte, dass bereits die Emissionen der 14 größten Unternehmen ausreichten, um mehr als 50 Hitzewellen zu verursachen, die ohne deren Beiträge praktisch unmöglich gewesen wären. Beispielsweise erhöhte die Kohlenstoffverschmutzung von ExxonMobil die Wahrscheinlichkeit für 51 Hitzewellen um mindestens das 10.000-fache.
Solche Analysen verdeutlichen, wie stark der anthropogene Klimawandel die Häufigkeit und Intensität extremer Temperaturen weltweit steigert, was laut WHO jährlich mindestens 500.000 hitzebedingte Todesfälle zur Folge hat.
Expertenkommentare
Prof. Sonia Seneviratne von der ETH Zürich, Mitautorin der Studie, betont: „Die Möglichkeit, den Beitrag dieser Hauptquellen von CO2 nachzuvollziehen, ist entscheidend für die Bestimmung potenzieller Verantwortlichkeiten.“
Dr. David Faranda vom französischen CNRS kommentiert: „Diese Forschung stellt einen wichtigen Schritt dar, da sie konkrete Klimakatastrophen mit den Unternehmen verbindet, deren Emissionen sie verursacht haben. Dies könnte die Grundlage für künftige rechtliche und politische Maßnahmen sein.“
Beispiele extremer Hitzewellen
Die Studie zeigt, dass die Hitzewelle im Nordwestpazifik 2021 in den USA durch den globalen Temperaturanstieg um etwa 3°C verstärkt wurde. Für die Analyse wurde eine Methode namens Attribution Analysis verwendet, die heutige Hitzereignisse mit einer hypothetischen Welt ohne fossilen Brennstoffverbrauch vergleicht.
Die Forscher bestimmten zunächst, wie stark die Emissionen einzelner Hauptkohlenstoffquellen zur Temperatursteigerung beitragen, und berechneten anschließend, wie sie die Wahrscheinlichkeit extremer Hitzewellen erhöhen.
Globale Folgen und Verantwortlichkeit
Die mittlere Intensität der Hitzewellen stieg von 1,4°C (2000–2009) auf 2,2°C (2020–2023). Die 213 untersuchten Hauptwellen traten auf allen Kontinenten auf, wobei Afrika und Südamerika aufgrund fehlender Daten weniger repräsentiert waren.
Dr. Frederik Otto vom Imperial College London weist darauf hin, dass die tatsächlichen Auswirkungen wahrscheinlich unterschätzt werden, da die Datenlücken den wahren Umfang extremen Wetters verzerren.
Die Studie hebt hervor, dass selbst die Unternehmen am unteren Ende der „Carbon Major“-Liste erhebliche Auswirkungen hatten: Jede von ihnen erhöhte die Wahrscheinlichkeit für mindestens 16 Hitzewellen um das 10.000-fache.
Juristische Relevanz
Der Klimawandel wird zunehmend als rechtliche Verantwortung der großen Energiekonzerne anerkannt. Im Juli entschied der Internationale Gerichtshof, dass das Unterlassen von Klimaschutzmaßnahmen Entschädigungen erforderlich machen kann. Frühere Urteile, wie in Deutschland, bestätigen die Verantwortung fossiler Unternehmen für ihre Emissionen.
Kassidy DiPaola, Sprecherin der Kampagne „Make Polluters Pay“, kommentierte: „Diese Studien liefern endlich die Beweise, auf die Gerichte gewartet haben. Die Rechnung wird kommen, und die Verursacher müssen zahlen.“