Deutsche Industrie warnt vor tiefster Krise seit dem Zweiten Weltkrieg

Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) schlägt Alarm: Die deutsche Wirtschaft steuere auf die „tiefste Krise seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs“ zu. BDI-Präsident Peter Leibeniger fordert die Regierung von Bundeskanzler Friedrich Merz zu einem schnellen und entschlossenen Handeln auf. Gleichzeitig erwartet die OECD, dass die deutsche Konjunktur bald wieder leicht anziehen könnte.

BDI: Deutschlands Industrie im freien Fall

Laut Leibeniger befindet sich die größte Volkswirtschaft Europas „im freien Fall“, während die Bundesregierung nicht ausreichend und nicht schnell genug reagiere. Der Verband geht davon aus, dass die Industrieproduktion auch 2025 zum vierten Mal in Folge sinken wird. Dabei handele es sich laut BDI nicht um eine vorübergehende Schwächephase, sondern um einen tiefgreifenden strukturellen Abwärtstrend.

Mehrere Faktoren belasten die Wirtschaft schwer: hohe Energiekosten, schwache Nachfrage in zentralen Exportmärkten, der zunehmende Konkurrenzdruck durch China sowie die neuen Zollschranken der USA. Nach zwei Jahren Rezession erwarten Experten auch für 2025 nur ein minimales Wachstum.

Regierung unter Druck: Merz muss liefern

Bundeskanzler Friedrich Merz, der seit Mai im Amt ist, hatte eine wirtschaftliche Trendwende versprochen. Doch laut Kritikern kommt sein Reformtempo nicht annähernd an das heran, was Industrie und Wirtschaft aktuell benötigen. Leibeniger fordert einen klaren Kurswechsel: „Deutschland braucht jetzt eine echte wirtschaftspolitische Zeitenwende – mit Priorität auf Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum.“

OECD: Leichte Erholung erwartet – aber Risiken bleiben

In ihrem aktuellen Bericht prognostiziert die OECD eine moderate Erholung der deutschen Wirtschaft. Für 2025 wird ein schwaches Wachstum erwartet, gefolgt von einem Anstieg um 1 Prozent im Jahr 2026. Die Schätzung für 2026 wurde allerdings um 0,1 Prozentpunkte nach unten korrigiert.

Demnach soll das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2025 um 0,3 Prozent steigen und 2027 auf 1,5 Prozent wachsen. Laut OECD wird der private Konsum durch sinkende Inflation, steigende Löhne und eine stabilere innenpolitische Lage unterstützt.

Dennoch bleiben große Unsicherheiten – insbesondere wegen der internationalen Handelskonflikte und der US-Zölle, die sich negativ auf deutsche Exporte und investitionsintensive Branchen auswirken könnten.

Investitionen sollen zurückkehren

Positiv bewertet die OECD die Aussichten für private Investitionen. Dank niedrigerer Zinsen, stabileren Rahmenbedingungen und höheren Rücklagen deutscher Unternehmen könnten Investitionen schon bald wieder deutlich anziehen.

Globale Wirtschaft zeigt sich robuster als erwartet

Weltweit rechnet die OECD 2025 mit einem Wachstum von 3,2 Prozent. Im Jahr 2026 soll sich das Tempo leicht auf 2,9 Prozent verlangsamen, bevor 2027 wieder ein Anstieg auf 3,3 Prozent möglich ist. Die Experten sehen die Gründe für diese Stabilität in verbesserten Finanzbedingungen, steigenden Investitionen – besonders im Bereich Künstliche Intelligenz – sowie in einer insgesamt widerstandsfähigen Weltwirtschaft.


Weiterführende Backlinks

➡ Auswirkungen der KI auf den deutschen Arbeitsmarkt – Allianz-Studie
➡ Materialengpässe in der Industrie: Neue Abhängigkeiten von China
➡ Merz und die Schuldenbremse: Wirtschaftspolitik unter Druck

2 Kommentare

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