Feldberger fordert digitale Unabhängigkeit Europas – Deutschland will eigene Infrastruktur stärken
Der deutsche Digitalminister Carsten Feldberger hat in einem Interview mit Reuters betont, dass Europa dringend eine eigene digitale Infrastruktur aufbauen müsse, um die Abhängigkeit von US-amerikanischen Technologieanbietern zu reduzieren. Diese Initiative solle jedoch nicht als Abkehr von der Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten verstanden werden, sondern vielmehr als Schritt in Richtung mehr digitale Souveränität und Wettbewerbsgleichgewicht.
Europa muss in die digitale Zukunft investieren
Feldberger erklärte, dass die europäischen Volkswirtschaften in den letzten Jahren zu stark auf US-Unternehmen wie Google, Amazon und Microsoft angewiesen gewesen seien. „Wir brauchen eine Infrastruktur, die in Europa verwurzelt ist und europäischen Datenschutz- und Sicherheitsstandards entspricht“, sagte der Minister.
Viele Beobachter sehen in diesem Aufruf einen Wendepunkt in der deutschen Wirtschaftspolitik, die bislang stark von externen Anbietern geprägt war. Feldberger betonte, dass Deutschland und die EU „aktive Akteure“ im digitalen Raum werden müssen, anstatt nur Konsumenten globaler Technologien zu bleiben.
„Souveränität bedeutet nicht Abschottung“
Der Minister stellte klar, dass digitale Unabhängigkeit keineswegs Isolation bedeute: „Wir wollen keine protektionistische Politik betreiben. Europa soll offen für Innovation und internationale Zusammenarbeit bleiben.“ Dennoch müsse die Abhängigkeit von außereuropäischen Anbietern in kritischen Infrastrukturen, wie Cloud-Diensten und KI-Systemen, reduziert werden.
Die Bundesregierung plant, neue Förderprogramme für Start-ups in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und Cybersecurity zu schaffen. Diese sollen gezielt den Aufbau einer europäischen Datenökonomie unterstützen.
Trump-Politik beschleunigte Umdenken
In seiner Analyse erwähnte Feldberger, dass die wirtschaftlichen Spannungen während der Amtszeit von Donald Trump die europäische Position geschwächt hätten. „Viele unserer Partner sahen damals, wie schnell internationale Abhängigkeiten zur politischen Waffe werden können“, erklärte er. Daher sei es an der Zeit, Europas Rolle in der globalen Digitalwirtschaft neu zu definieren.
Ein ähnlicher Reformgeist zeigt sich auch in anderen Bereichen der deutschen Wirtschaft. So untersucht die Industrie, wie sich Lieferketten verkürzen und Produktionsprozesse lokalisieren lassen, um Abhängigkeiten zu verringern – ein Thema, das zuletzt auch in Prognosen zur deutschen Wirtschaft 2026 hervorgehoben wurde.
Technologische Innovation als Wachstumsmotor
Feldberger hob hervor, dass Europa bereits erfolgreiche Beispiele technologischer Innovation hervorgebracht habe. „Unternehmen wie Mistral AI, DeepL und Alpha Alpha beweisen, dass wir in der Lage sind, Weltmarktführer hervorzubringen.“ Diese Dynamik müsse nun gezielt unterstützt und skaliert werden.
Nach Einschätzung des Ministers liege der Schlüssel in der Kombination von Investitionen, Bildung und europäischer Zusammenarbeit. Ohne einheitliche Standards für Datenmanagement und KI-Entwicklung werde Europa langfristig den Anschluss verlieren.
Neue Chancen für die europäische Industrie
Auch der Industriesektor sieht in dieser digitalen Neuausrichtung neue Chancen. Besonders in der chemischen Industrie, wo jüngst BASF den Verkauf seiner Lack-Sparte vorbereitete, sollen moderne Technologien helfen, Produktionsprozesse effizienter und nachhaltiger zu gestalten. Der Übergang zu einer datengetriebenen Wirtschaft könne die Produktivität steigern und Kosten senken.
Darüber hinaus betonte Feldberger die Bedeutung digitaler Infrastruktur für den Tourismussektor. Laut einer Studie zu deutschen Hotels im August 2025 spielt digitale Vernetzung eine zentrale Rolle bei der Wettbewerbsfähigkeit und Kundenzufriedenheit.
„Wir müssen vom Kunden zum Gestalter werden“
Abschließend warnte der Minister, dass es nicht ausreiche, auf externe Innovationen zu warten. „Wir müssen die Zukunft selbst gestalten, sonst wird sie für uns gestaltet“, sagte Feldberger eindringlich. Die EU solle daher eine aktive Rolle in globalen Technologieprojekten übernehmen, eigene Rechenzentren fördern und die Entwicklung sicherer Cloud-Systeme beschleunigen.
Mit dieser Strategie könnte Europa nicht nur technologische, sondern auch wirtschaftliche Souveränität zurückgewinnen – eine Voraussetzung für Stabilität und Wohlstand im digitalen Zeitalter.
Verfasst von der Rundum News Redaktion – 12. Oktober 2025




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