Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Auflösung der Wehrmacht verhängten die Siegermächte ein umfassendes Entwaffnungsverbot über Deutschland, um eine erneute militärische Aggression zu verhindern. Doch die politischen und sicherheitspolitischen Entwicklungen der Nachkriegszeit führten dazu, dass die Bundesrepublik Deutschland bereits zehn Jahre später wieder einen eigenen Verteidigungsapparat aufbauen sollte. Die Gründung der Bundeswehr 1955 war das Ergebnis eines vorsichtigen, stark kontrollierten Prozesses unter intensiver parlamentarischer Aufsicht, der Deutschland Schritt für Schritt wieder zu einem souveränen Staat innerhalb der westlichen Allianz machte.
Die wachsenden Spannungen zwischen Ost und West nach dem Krieg, die Teilung Deutschlands und der Ausbruch des Koreakriegs 1950 führten dazu, dass die westlichen Alliierten die Bundesrepublik stärker in die Verteidigung Europas einbinden wollten. Bundeskanzler Konrad Adenauer erkannte die Notwendigkeit, Deutschland eigenverantwortlich an der Verteidigung Europas zu beteiligen. In einem Vortrag warnte er 1950 vor der Gefahr eines sowjetischen Angriffs: „Im Falle einer russischen Aggression wären wir die ersten Opfer.“ Adenauer plädierte daher für eine eigene deutsche Beteiligung an der Verteidigung und setzte sich für die Wiedereinführung eines nationalen Militärs ein.
Die Initiative stieß in der Bevölkerung und bei politischen Gegnern auf Widerstand. Viele Deutsche, insbesondere Sozialdemokraten und Kriegsveteranen, fürchteten die Wiederaufrüstung nur zehn Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur. Unter dem Motto „Ohne mich!“ protestierten Tausende in Städten wie Frankfurt gegen die Wiederbewaffnung. Dennoch setzte Adenauer seine Pläne durch: Mit den Pariser Verträgen und dem Beitritt der Bundesrepublik zur NATO am 6. Mai 1955 war der Weg für die Gründung der Bundeswehr geebnet. Am 12. November 1955 wurden die ersten 101 Freiwilligen in Bonn vereidigt, viele davon in ziviler Kleidung, um die Rücksicht auf die demokratische Kontrolle zu symbolisieren.
Die Bundeswehr wurde bewusst in das demokratische System integriert, um zu verhindern, dass sie zu einer „Staat im Staat“-Institution würde. Die oberste Führung lag beim zivilen Verteidigungsminister, und Soldaten galten als „Bürger in Uniform“, deren Gewissen Vorrang vor blindem Gehorsam hatte. Einige erfahrene Offiziere stammten noch aus der Wehrmacht, doch sie wurden erfolgreich in die demokratische Republik eingebunden und dienten dieser loyal.
Während des Kalten Krieges war die Bundeswehr fest in die Strukturen der NATO eingebunden und sollte im Verteidigungsfall die Bundesrepublik schützen. Mitte der 1980er Jahre erreichte ihre Stärke fast eine halbe Million Soldaten. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde die Nationale Volksarmee der DDR aufgelöst, und ein Teil der 90.000 ehemaligen Soldaten wurde in die Bundeswehr übernommen. Der Fokus verschob sich zunehmend auf Auslandseinsätze, etwa in Afghanistan, wo die Bundeswehr von 2001 bis 2021 rund 59 Tote zu beklagen hatte. Die Bundeswehr schrumpfte auf unter 200.000 Soldaten und konzentrierte sich vor allem auf internationale Friedenseinsätze.
Erst nach dem großangelegten russischen Angriff auf die Ukraine 2022 änderte sich der Kurs erneut. Deutschland investiert seither massiv in moderne Waffensysteme und eine bessere Ausrüstung der Streitkräfte. Bundeskanzler Friedrich Merz plant, die Bundeswehr zu einer der stärksten konventionellen Armeen Europas auszubauen. Dazu wird die Rekrutierung intensiviert, und die Debatte über eine mögliche Wiedereinführung der Wehrpflicht wird erneut geführt. Heute genießt die Bundeswehr breite Unterstützung in der Bevölkerung: Mehr als 80 Prozent der Deutschen stehen den Streitkräften positiv gegenüber, wie eine aktuelle Umfrage des Militärhistorischen Instituts zeigt.
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