Deutschland 2024: Gewalt gegen Frauen bleibt besorgniserregend
Im Jahr 2024 wurden in Deutschland insgesamt 308 Frauen und Mädchen getötet, wie aktuelle Statistiken des Bundeskriminalamts zeigen. Die überwiegende Mehrheit dieser Opfer wurde von Lebenspartnern, Ex-Partnern oder Familienangehörigen getötet. Trotz eines leichten Rückgangs der Mordzahlen im Vergleich zum Vorjahr stiegen andere Formen von Gewalt gegen Frauen, darunter häusliche, sexuelle und digitale Gewalt, weiter an.
Statistische Übersicht: Mord und Tötungsdelikte
Von den 308 getöteten Frauen und Mädchen entfielen 191 Fälle auf Partner oder Familienmitglieder, wobei die Täter meist dem direkten Umfeld der Opfer angehörten. Innenminister Alexander Dobrindt, Familienministerin Karin Prien und der Präsident des Bundeskriminalamts, Holger Münch, präsentierten diese Zahlen am 21. November 2025. Demnach sank die Anzahl der getöteten Frauen im Vergleich zu 2023 (340 Fälle) um 32 Opfer.
Insgesamt wurden 859 Frauen Opfer von vollendeten oder versuchten Tötungsdelikten, gegenüber 938 im Jahr 2023. Rund 68 % der Täter (587 Fälle) waren Partner, Familienangehörige, Freunde oder Bekannte der Opfer. Der Rückgang der Mordzahlen bedeutet jedoch nicht, dass die Gefahr für Frauen insgesamt abgenommen hätte, da andere Gewaltformen zugenommen haben.
Häusliche und digitale Gewalt auf dem Vormarsch
Der Bericht „Geschlechtsspezifische Kriminalität gegen Frauen 2024“ zeigt, dass insbesondere häusliche und digitale Gewalt zunimmt. So wurden 2024 insgesamt 187.128 Frauen Opfer häuslicher Gewalt – ein Anstieg von 3,5 % gegenüber dem Vorjahr. Die Zahl der Opfer sexueller Gewalt stieg um 2,1 % auf 53.451 Frauen, wobei etwa die Hälfte der Opfer unter 18 Jahre alt war. Im digitalen Bereich, etwa bei Bedrohungen oder Stalking über soziale Medien, wurden 18.224 Fälle erfasst, was einer Zunahme von 6 % entspricht.
Auch Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung ist weiterhin ein Problem: 593 Frauen waren betroffen, ein leichter Anstieg um 0,3 %. Die Gesamtzahl der Verdächtigen in diesen Delikten ist ebenfalls gestiegen, was auf eine verstärkte polizeiliche Erfassung hindeutet. Experten betonen, dass die tatsächliche Zahl der Opfer vermutlich höher liegt, da viele Fälle insbesondere häuslicher und digitaler Gewalt nicht gemeldet werden.
Analyse: Häusliche Gewalt bleibt tödlich
Die Statistiken verdeutlichen, dass häusliche Gewalt nach wie vor die größte Gefahr für Frauen darstellt. Im Jahr 2024 starben 286 Menschen durch häusliche Gewalt, darunter 191 Frauen und 95 Männer. 132 Frauen und 24 Männer wurden durch aktuelle oder ehemalige Partner getötet. Diese Zahlen zeigen, dass insbesondere Frauen in engen sozialen Beziehungen einem erhöhten Risiko ausgesetzt sind.
Innenminister Dobrindt und Familienministerin Prien betonten, dass Gewalt in Partnerschaften nicht nur körperliche, sondern auch psychische, sexuelle und digitale Formen umfasst. Digitale Gewalt, wie Stalking oder Bedrohungen über Messenger-Dienste, nimmt stetig zu und betrifft vor allem jüngere Frauen. Die Statistiken zeigen, dass Frauen über alle Altersgruppen hinweg gefährdet sind, wobei Mädchen unter 18 Jahren besonders anfällig für sexuelle Gewalt sind.
Erklärungsansätze und Präventionsmaßnahmen
Die gestiegenen Zahlen können teilweise auf eine höhere Melderate zurückgeführt werden. Immer mehr Frauen trauen sich, Vorfälle anzuzeigen, insbesondere digitale Gewalt wird mittlerweile häufiger polizeilich erfasst. Gleichzeitig betonen Experten, dass die Zunahme nicht nur auf bessere Erfassung zurückzuführen ist, sondern auch gesellschaftliche Veränderungen und den wachsenden Druck in Familien widerspiegelt.
Präventionsmaßnahmen sind vielfältig: Dazu gehören Beratungsstellen, Notrufnummern, Schutzunterkünfte, Schulungen für Polizei und Justiz, sowie spezielle Programme für Täter. Außerdem gewinnen digitale Präventionsangebote an Bedeutung, die Opfer von Online-Belästigung oder Cyberstalking unterstützen. Ziel ist es, die Gefährdungslage von Frauen frühzeitig zu erkennen und effektive Schutzmaßnahmen zu implementieren.
Fokus auf familiäre Strukturen
Die Daten verdeutlichen, dass die Gefahr besonders in engen sozialen Netzwerken besteht. Partner und Familienangehörige sind häufig die Täter. Ein großer Anteil der Gewaltopfer kennt ihre Täter persönlich, was das Erkennen von Gefahren erschwert. Programme zur Sensibilisierung in Schulen und Gemeinden sollen helfen, Gewalt frühzeitig zu erkennen und Präventionsangebote rechtzeitig wahrzunehmen.
Politische Reaktionen und Forderungen
Bundesinnenminister Dobrindt, Familienministerin Prien und BKA-Präsident Münch fordern verstärkte gesetzliche Maßnahmen und eine bessere Unterstützung von Opfern. Dazu zählen unter anderem verschärfte Strafmaßnahmen bei häuslicher Gewalt, der Ausbau von Beratungs- und Schutzangeboten sowie Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit. Insbesondere digitale Gewalt und Stalking sollen künftig stärker im Fokus der Strafverfolgung stehen.
Fazit
Obwohl die Zahl der Morde an Frauen in Deutschland leicht zurückgegangen ist, bleibt Gewalt gegen Frauen weiterhin ein großes gesellschaftliches Problem. Häusliche, sexuelle und digitale Gewalt nehmen zu, und die Täter stammen häufig aus dem persönlichen Umfeld der Opfer. Prävention, Sensibilisierung und konsequente Strafverfolgung sind entscheidend, um Frauen besser zu schützen und Gewalt langfristig zu reduzieren.
Weitere Informationen zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland finden Sie auf folgenden Seiten:



