Selenskyj in Guardian-Interview: „Donald Trump macht mir keine Angst“

Kiew – In einem exklusiven Interview mit der britischen Zeitung Guardian erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass ihm Donald Trump „keine Angst einjagt, wie es andere empfinden“. Er betonte, dass seine Beziehung zum US-Präsidenten „normal und konstruktiv“ sei, trotz Berichten über ein angespanntes Treffen in Washington.

Interview unter schwierigen Bedingungen

Das Gespräch fand inmitten schwerer russischer Angriffe auf das ukrainische Stromnetz statt, die weite Teile des Landes ohne Elektrizität ließen. Während Selenskyj aus seinem Amtssitz in Kiew sprach, fiel der Strom zweimal aus, berichtete Guardian-Korrespondent Luke Harding.

Die US-ukrainische Beziehung

Selenskyj wies Berichte zurück, wonach Trump bei ihrem Treffen im Oktober militärische Karten auf ihn geworfen haben soll. Er bezeichnete das Gespräch als sachlich und erklärte, dass seine Delegation einen klaren Plan mit Waffenlieferungen und wirtschaftlichen Sanktionen gegen Moskau vorgelegt habe, um Verhandlungen zu erzwingen.

„Die ganze Welt fürchtet Trump“, sagte Selenskyj, „aber wir sind nicht im Konflikt mit den USA. Wir sind Freunde – warum sollten wir Angst haben? Das amerikanische Volk hat Trump gewählt, und wir respektieren den Willen ihres Volkes, so wie wir den unseres respektieren.“

Er fügte hinzu: „Annäherungen an Russland lösen nichts für Amerika. Die Ukraine teilt viel mehr Werte mit den USA.“

Unerwartete Rolle von König Charles III.

Selenskyj erwähnte auch die Rolle von König Charles III. von Großbritannien, der die Beziehungen zwischen Kiew und Washington durch persönlichen Kontakt zu Trump verbessert habe. „Der König sendete wichtige Signale an den US-Präsidenten während eines privaten Treffens in London, was dessen Unterstützung für die Ukraine verstärkte“, so Selenskyj.

Während der Unterbrechung durch Stromausfall kommentierte er: „So sieht unser Alltag aus. Die Menschen leben im Dunkeln, aber sie geben nicht auf.“ Er bezeichnete die russischen Angriffe als „terroristisch“, um die Bevölkerung einzuschüchtern.

Europäische Unterstützung und Verteidigung

Selenskyj arbeitet eng mit westlichen Partnern zusammen, um den Luftraum der Ukraine vor russischen Angriffen zu schützen, zeigte sich aber enttäuscht über die Weigerung des Westens, Kampfflugzeuge zu liefern. Die Regierung plant den Kauf von 27 US-Patriot-Systemen oder deren Ausleihe aus europäischen Ländern, um Drohnen und Raketen abzuwehren.

Auf die Frage, ob die europäische Unterstützung für den harten Winter ausreiche, antwortete Selenskyj: „Nichts wird helfen, außer dass dieser Krieg endet und Putin erkennt, dass er aufhören muss.“ Er befürwortet auch die mögliche Präsenz britischer und französischer Truppen im Rahmen eines zukünftigen Friedensabkommens, räumte aber ein, dass ein sofortiger Einsatz politisch heikel sei.

Russlands Bedrohung Europas

Selenskyj warnte, dass ein russischer Angriff auf ein weiteres europäisches Land nur eine Frage der Zeit sei. Die heimlichen Drohnenangriffe über mehreren europäischen Flughäfen und andere hybride Kriegsmethoden seien Teil einer Strategie Russlands, die Geduld der NATO zu testen und militärische Misserfolge zu kompensieren.

Die Lage in Pokrowsk

In den letzten Tagen hätten russische Truppen die Mehrheit der Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine nach einer langen, blutigen Offensive übernommen. Trotz hoher Verluste sei Russland militärisch noch nicht erfolgreich, sagte Selenskyj.

Analysten wiesen laut Guardian darauf hin, dass Russlands Annexion ukrainischer Gebiete und Trumps Androhung, Grönland „mit allen Mitteln“ zu beanspruchen, auf einen Zerfall der internationalen Ordnung seit 1945 hindeuten. Selenskyj fasste sein Credo am Ende des Interviews zusammen: „Niemand hat das Recht, seinen Willen uns aufzuzwingen. Ich möchte in einer Welt leben, in der man mich respektiert – ohne Angst, ohne Gewalt.“

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