Gefährlicher Trend: Wie Energy-Drinks die Gesundheit von Jugendlichen bedrohen

Berlin – Energy-Drinks gelten bei Jugendlichen als „coole“ Leistungsbooster. Doch die vermeintliche Energie hat ihren Preis: Experten warnen zunehmend vor gravierenden körperlichen und psychischen Folgen, die von Bluthochdruck bis hin zu Angststörungen reichen.

Hoher Koffeingehalt als unterschätzte Gefahr

Die deutsche Gesundheitsplattform Aponet.de – das offizielle Portal der Apotheker – schlug Alarm: Energy-Drinks enthalten oft extrem hohe Mengen an Koffein, Zucker und zusätzlichen Stimulanzien wie Taurin oder Guarana. Schon eine einzige Dose kann den Kreislauf von Jugendlichen erheblich belasten. Besonders gefährlich wird es bei Kindern mit bestehenden Herzproblemen, da es zu Herzrhythmusstörungen und Bluthochdruck kommen kann.

Auch der Zuckergehalt ist problematisch: Viele Energy-Drinks enthalten mehr Zucker als Softdrinks und tragen so zu Übergewicht, Diabetes und Zahnerkrankungen bei. Über die langfristigen Folgen der künstlichen Zusatzstoffe für Kinder und Jugendliche ist bislang nur wenig bekannt, was zusätzliche Unsicherheit schafft.

Psychische Auswirkungen: Von Nervosität bis Schlaflosigkeit

Energy-Drinks beeinflussen nicht nur den Körper, sondern auch die Psyche. Durch den hohen Koffeingehalt kommt es häufig zu innerer Unruhe, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen. Studien zeigen, dass regelmäßiger Konsum bei Jugendlichen Angstzustände, Panikattacken und depressive Verstimmungen verstärken kann. Schlafmangel wiederum verschlechtert die schulische Leistung und fördert Gereiztheit.

Die amerikanische Forscherin Stephanie Ballard und ihr Team von der Nova Southeastern University fanden heraus, dass eine einzige Dose Energy-Drink bis zu 505 Milligramm Koffein enthalten kann – das entspricht dem Koffeingehalt von 14 Dosen Cola. Die empfohlene Grenze der US-Gesundheitsbehörde FDA liegt jedoch bei nur 71 Milligramm pro 355 Milliliter.

Der Mythos vom Leistungsbooster

Viele Jugendliche trinken Energy-Drinks vor Prüfungen oder sportlichen Aktivitäten in der Hoffnung auf bessere Leistung. Doch laut Ballard und ihren Kollegen ist der vermeintliche Energieschub kurzfristig und trügerisch. Nach einer kurzen Phase der Wachheit folgt meist ein starker Leistungsabfall, begleitet von Erschöpfung, Kopfschmerzen und Reizbarkeit.

Auch das Argument der Fettverbrennung hält wissenschaftlicher Prüfung kaum stand. Zwar kann Koffein kurzfristig den Stoffwechsel anregen, doch mit der Zeit gewöhnt sich der Körper daran – die Wirkung verpufft. Regelmäßige Konsumenten erreichen bald keine Leistungssteigerung mehr, riskieren aber Nebenwirkungen wie Nervosität und Herzrasen.

Medizinische Risiken: Vom Kreislauf bis zur Knochengesundheit

Übermäßiger Koffeinkonsum kann nicht nur zu Bluthochdruck und Herzproblemen führen, sondern auch den Knochenstoffwechsel beeinflussen. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Jugendliche durch den Konsum von Energy-Drinks ein erhöhtes Risiko für Knochenschwund (Osteoporose) im späteren Leben haben könnten.

Darüber hinaus kann die Kombination von Koffein, Zucker und künstlichen Vitaminen zu einer gefährlichen Überstimulation des Nervensystems führen. Bei empfindlichen Personen drohen Zittern, Schwindel oder sogar Bewusstlosigkeit. Besonders kritisch wird es, wenn Energy-Drinks mit Alkohol gemischt werden – eine gängige Praxis bei jungen Erwachsenen.

Soziale und schulische Folgen

Die Folgen bleiben nicht auf den Körper beschränkt. Lehrkräfte berichten zunehmend von Schülern, die übermüdet, unkonzentriert und gereizt zum Unterricht erscheinen. Der Konsum von Energy-Drinks wirkt sich laut Studien direkt auf die Lernleistung und das Sozialverhalten aus.

„Die Kinder sind aufgedreht, können sich nicht mehr fokussieren und schlafen schlecht“, so ein Berliner Schulpsychologe. Diese Symptome ähneln teilweise einem Aufmerksamkeitsdefizit-Syndrom (ADHS) und erschweren den Alltag erheblich.

Eltern in der Verantwortung

Experten betonen, dass die wichtigste Prävention im Elternhaus beginnt. Klare Regeln und Aufklärung seien entscheidend. Eltern sollten ihren Kindern erklären, warum Energy-Drinks gefährlich sind, und gleichzeitig gesunde Alternativen anbieten – etwa Wasser, ungesüßten Tee oder frisch gepresste Fruchtsäfte.

„Kinder machen das, was sie sehen“, heißt es auf Aponet.de. Daher sollten Eltern selbst ein gutes Beispiel geben und auf den Konsum solcher Getränke verzichten. Einige Schulen in Deutschland haben bereits reagiert und den Verkauf von Energy-Drinks auf ihrem Gelände verboten.

Gesetzliche Regulierung gefordert

Die Debatte um eine gesetzliche Altersbeschränkung für Energy-Drinks wird in Deutschland immer lauter. Während in Ländern wie Norwegen, Litauen und Lettland der Verkauf an Minderjährige verboten ist, gibt es hierzulande bislang nur Empfehlungen. Verbraucher- und Kinderärzte fordern ein Verkaufsverbot für Jugendliche unter 16 Jahren.

Ein Sprecher der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) betonte, dass „die gesundheitlichen Risiken durch übermäßigen Koffein- und Zuckerkonsum längst wissenschaftlich belegt sind“. Der Schutz junger Menschen müsse Vorrang haben.

Fazit: Energie auf Kosten der Gesundheit

Energy-Drinks sind längst mehr als nur ein Getränk – sie sind ein Lifestyle-Produkt, das mit Coolness und Leistungsfähigkeit wirbt. Doch hinter dem grellen Design und den aggressiven Werbeslogans verbergen sich massive Gesundheitsrisiken. Wer regelmäßig solche Drinks konsumiert, gefährdet nicht nur sein Herz, sondern auch seine psychische Stabilität.

Für Jugendliche bedeutet das: Weniger „Power aus der Dose“, mehr echte Energie durch gesunden Schlaf, Bewegung und ausgewogene Ernährung. Nur so bleibt der Körper langfristig stark – ganz ohne künstlichen Kick.


Mehr zum Thema:

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein