Ukraine greift russische Energieanlagen an – Moskau reagiert mit neuen Sanktionen gegen EU-Beamte

KYJIW / MOSKAU – Die Spannungen zwischen der Ukraine und Russland haben sich am Freitag erneut verschärft, nachdem die ukrainische Marine den Beschuss zweier russischer Energieanlagen bestätigte. Gleichzeitig reagierte das russische Außenministerium mit einem Einreiseverbot für weitere EU-Beamte – als Antwort auf die jüngste Sanktionsrunde der Europäischen Union.

Nach Angaben der ukrainischen Marine wurden mithilfe von Neptun-Marschflugkörpern eine thermische Energieanlage in der Region Orjol sowie eine Umspannstation in Nowobrjansk angegriffen. Über den Kurznachrichtendienst Telegram teilte das Militär mit: „Beide Einrichtungen versorgten militärische Infrastrukturen der russischen Armee mit Energie – ihre Zerstörung stellt einen erheblichen Schlag gegen die logistischen Kapazitäten der Russen dar.“

Damit setzt die Ukraine ihre Strategie fort, kritische Energie- und Treibstoffstrukturen tief im russischen Territorium anzugreifen. Während in den vergangenen Monaten vor allem Drohnen zum Einsatz kamen, arbeitet Kiew zunehmend an der Entwicklung und dem Einsatz eigener Raketenwaffen wie des Neptun-Systems. Nach Informationen von Reuters sollen die Angriffe die militärische Nachschubkette Moskaus erheblich beeinträchtigen.

Russische Ölraffinerien und Energieanlagen sind in den letzten Wochen wiederholt Ziel ukrainischer Drohnenangriffe geworden. Diese Attacken haben die Brennstoffversorgung in mehreren Regionen beeinträchtigt und den Benzinpreis in Russland um etwa 20 Prozent innerhalb von sechs Monaten steigen lassen. Russische Beamte bezeichneten die ukrainischen Angriffe als „Terrorakte“, während Kiew sie als legitime militärische Operationen im Rahmen der Verteidigung wertet.

Russland meldet massive Abwehr ukrainischer Drohnen

Das russische Verteidigungsministerium erklärte am Freitagmorgen, dass seine Luftverteidigungssysteme in der Nacht 130 ukrainische Drohnen abgeschossen hätten. Die Angriffe hätten sich auf mehrere Grenzregionen konzentriert, darunter Kursk, Belgorod und Bryansk. Unabhängige Quellen konnten die Zahlen bislang nicht bestätigen.

Zur selben Zeit berichteten die Behörden der nordukrainischen Stadt Sumy von einem russischen Drohnenangriff, bei dem elf Menschen verletzt wurden. Erst am Mittwochabend waren bei einem großangelegten russischen Angriff auf ukrainische Energieinfrastrukturen mindestens vier Menschen, darunter ein Mädchen, ums Leben gekommen. Der Angriff führte zudem zu großflächigen Stromausfällen in mehreren Regionen des Landes.

Beobachter werten die jüngsten Attacken als Teil einer neuen russischen Winteroffensive, die darauf abzielt, die ukrainische Energieversorgung gezielt zu schwächen. Seit Beginn des Krieges im Februar 2022 nutzt Russland die kalte Jahreszeit regelmäßig, um die ukrainische Stromversorgung zu treffen und so Druck auf die Bevölkerung und die Regierung in Kiew auszuüben.

Russland meldet Geländegewinne in der Ukraine

Parallel zu den Luftangriffen meldete das russische Verteidigungsministerium die Einnahme zweier weiterer Dörfer in der Ukraine. Demnach hätten russische Truppen Sadove in der Region Charkiw sowie Krasnohirske in der Region Saporischschja eingenommen. Laut Moskau verlieren die ukrainischen Streitkräfte seit Monaten strategische Positionen, insbesondere im Osten und Süden des Landes.

Militärexperten in Kiew bestätigen zwar anhaltenden Druck der russischen Armee an mehreren Frontabschnitten, betonen aber, dass keine entscheidenden territorialen Veränderungen stattgefunden hätten. Die ukrainische Armee setze weiterhin auf präzise Angriffe auf russische Nachschub- und Kommunikationslinien, um die Offensive Moskaus zu verlangsamen.

Moskau verhängt neue Einreisesperren gegen EU-Beamte

Als Antwort auf die 19. EU-Sanktionsrunde, die am 23. Oktober beschlossen wurde, kündigte das russische Außenministerium neue Einreiseverbote gegen mehrere EU-Beamte an. Eine offizielle Liste der betroffenen Personen wurde nicht veröffentlicht. Die Sanktionen der EU richten sich unter anderem gegen den Import von verflüssigtem Erdgas (LNG) aus Russland sowie gegen Finanzinstitute in Zentralasien und chinesische Raffinerieunternehmen, die mit Moskau kooperieren.

In einer Erklärung aus Moskau hieß es, die Sanktionen seien „feindselig und destruktiv“ und hätten „keinen spürbaren Einfluss auf die russische Wirtschaft“. Russland behalte sich jedoch das Recht vor, „mit geeigneten Gegenmaßnahmen“ auf diese Schritte zu reagieren. Außenminister Sergej Lawrow betonte, dass Russland „nicht bereit sei, Druck oder Drohungen zu akzeptieren“ und stattdessen eigene wirtschaftliche und diplomatische Wege gehen werde.

Die EU verteidigte ihre Entscheidung, die Sanktionen zu verschärfen, mit der anhaltenden russischen Aggression gegen die Ukraine. Brüssel verwies darauf, dass die Maßnahmen gezielt Akteure treffen sollen, die zur Finanzierung des Krieges beitragen oder Sanktionen umgehen.

Unterdessen warnen europäische Energieexperten vor den langfristigen Folgen des Konflikts auf die Stabilität der europäischen Energieversorgung. Während Russland zunehmend seine Energieexporte nach Asien umleitet, bleibt Europa auf teure Ersatzimporte angewiesen – was die Energiepreise auf dem Kontinent weiter unter Druck setzt.

Die Eskalation zwischen Moskau und Kiew zeigt, dass auch nach fast drei Jahren Krieg keine Seite zu einem ernsthaften Dialog bereit scheint. Die ukrainischen Angriffe auf russische Energieanlagen markieren dabei eine neue Phase des Konflikts, in der der Kampf um Infrastruktur zur zentralen Waffe geworden ist.

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