Deutschland abhängig von China – Risiken für die Medikamentenversorgung und strategische Maßnahmen

Berlin, 21. Oktober 2025 – Deutschland ist in vielen Bereichen der Arzneimittelversorgung stark von China abhängig. Dazu gehören unter anderem Antibiotika, Diabetesmedikamente und Schmerzmittel. Eine aktuelle Studie des Verbands der deutschen Generikahersteller Pro Generika warnt vor dieser Abhängigkeit, die China als politischen Druckmittel einsetzen könnte, ähnlich wie während des Handelsstreits mit den USA bei seltenen Erden.

Die Abhängigkeit im Detail

Die Studie zeigt, dass ein Lieferstopp von Wirkstoffen in Deutschland zu erheblichen Engpässen führen könnte. Insgesamt wurden 56 Wirkstoffe untersucht, die als essenziell für die Arzneimittelversorgung gelten, darunter Schmerzmittel, Antibiotika, Diabetesmedikamente und alternative biologische Produkte. In 20 dieser Wirkstoffe – mehr als ein Drittel – dominieren chinesische Unternehmen den Markt, sodass ein Stopp die Versorgung stark gefährden würde.

China als zentraler Lieferant

Chinesische Hersteller haben gezielt in Produktionsstätten für Wirkstoffe investiert, insbesondere für Antibiotika. Heute zählen sie zu den Hauptlieferanten weltweit. Sollte es zu einem Produktionsstopp kommen, stehen auf dem Weltmarkt nicht genügend Alternativen bereit. Eine kurzfristige Erhöhung der lokalen Produktion sei technisch nicht möglich.

Strategische Risiken und Forderungen

Die Autoren der Studie vom Institut der deutschen Wirtschaft und dem Institut für Europäische Sicherheitsstudien bewerten die Abhängigkeit als strategisches Risiko. Generika – Nachahmermedikamente von abgelaufenen Patenten – sind besonders wichtig für das Gesundheitssystem, da sie kostengünstig sind. Bork Prithauer, Geschäftsführer von Pro Generika, fordert politische Maßnahmen zur Risikominimierung: „Wir dürfen nicht denselben Fehler machen wie bei der Abhängigkeit von russischem Gas.“

Konkrete Engpässe und Ursachen

In Deutschland kommt es immer wieder zu Engpässen bei Medikamenten wie Fiebermitteln für Kinder oder Schmerzmitteln. Die Herstellerverbände kritisieren die strikten Preisvorgaben und gesetzlichen Einschränkungen, die viele deutsche Unternehmen aus der Produktion solcher Medikamente gedrängt haben.

Politische Implikationen

Die Studie betont, dass ein Exportstopp für Generika aus China nicht ausgeschlossen werden kann. Offizielle Dokumente wie Chinas Fünfjahrespläne zeigen, dass Beijing die Möglichkeit von Exportkontrollen als Druckmittel prüft – ähnlich wie bei den seltenen Erden im Handelskonflikt mit den USA.

Die Zukunft der Arzneimittelversorgung

Europa bleibt weiterhin führend bei innovativen Medikamenten, insbesondere bei biologischen Präparaten. China holt jedoch schnell auf und könnte künftig eine zentrale Rolle in der weltweiten Medikamentenentwicklung übernehmen. Deutschland müsse daher Produktionsstandorte schützen, Lieferketten diversifizieren und Innovation fördern, um die Sicherheit der Arzneimittelversorgung langfristig zu gewährleisten.


Weitere Analysen und Hintergrundinformationen zu Gesundheitsthemen finden Sie unter: Gallenblase und Schwangerschaft | Chikungunya Virus in New York | Unfruchtbarkeit Behandlung

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein