Gehälter weiblicher Vorstandsmitglieder 2024: Rückgang in deutschen Großunternehmen

Eine aktuelle Studie der Wirtschaftsberatung Ernst & Young (EY) zeigt, dass die Gehälter weiblicher Vorstandsmitglieder in deutschen Großunternehmen im Jahr 2024 deutlich gesunken sind und erstmals seit 2014 unter denen ihrer männlichen Kollegen liegen. Die Analyse betrifft Unternehmen, die in den wichtigsten Börsenindizes DAX, MDAX und SDAX gelistet sind.

Die Studie im Überblick

Die Untersuchung umfasste 368 Vorstandsmitglieder der größten börsennotierten Unternehmen, darunter 88 Frauen, was einem Rekordanteil von 23,9 % entspricht. Vor zehn Jahren lag der Frauenanteil in diesen Gremien lediglich bei 6,4 %. Die Studie berücksichtigt sämtliche Vergütungen, einschließlich Grundgehalt, kurzfristiger Boni und langfristiger Anreize.

Das Ergebnis zeigt einen deutlichen Rückgang bei weiblichen Vorstandsgehältern: Im Durchschnitt betrug das Gehalt der Frauen (ohne CEO-Positionen) 2,15 Millionen Euro, ein Minus von 11 % im Vergleich zu 2023. Im Gegensatz dazu stiegen die Gehälter der männlichen Vorstandsmitglieder leicht um 0,4 % auf durchschnittlich 2,27 Millionen Euro.

Gründe für den Rückgang

Der EY-Experte Jens Massmann erklärt: „Die Zeit, in der Frauen in Vorständen selten waren und dadurch sehr hohe Gehälter verlangen konnten, ist vorbei.“ Vor einigen Jahren waren weibliche Vorstandsmitglieder noch äußerst rar, was ihre Gehaltsposition relativ zu den Männern stärkte. Mit zunehmender Anzahl weiblicher Führungskräfte normalisiert sich das Verhältnis nun.

Top-Verdienerinnen 2024

Die Studie identifiziert auch die Spitzenverdienerinnen unter den weiblichen Vorstandsmitgliedern:

  • Beilin Gario, CEO von Merck: 7,6 Millionen Euro
  • Rebecca Short, Vorstandsmitglied der Deutschen Bank: 6,5 Millionen Euro
  • Helen Gietsa, CEO von Fresenius Medical Care: 5,7 Millionen Euro

Diese Gehälter spiegeln sowohl die Führungsverantwortung als auch die Marktposition der jeweiligen Unternehmen wider.

Vergleich zu den Männern

Im Durchschnitt stiegen die Gehälter männlicher Vorstandsmitglieder nur leicht auf 2,27 Millionen Euro. Betrachtet man den gesamten Vorstand, so sank das durchschnittliche Gehalt um 3 % auf 2,57 Millionen Euro, was auf eine allgemeine Stabilisierung der Vergütungspolitik hinweist. Auch die Gehälter der CEO-Positionen gingen um etwa denselben Prozentsatz zurück.

Langfristige Trends und Gleichstellung

Die Untersuchung zeigt, dass trotz des Rückgangs die Präsenz von Frauen in Vorständen weiter steigt. Der Rekordwert von 23,9 % deutet auf eine positive Entwicklung hinsichtlich der Gleichstellung in deutschen Großunternehmen hin. Dennoch besteht weiterhin ein Gehaltsgefälle, das zeigt, dass Frauen in Führungspositionen oft niedrigere Vergütungen erhalten als ihre männlichen Kollegen.

Die Studie weist auf die Notwendigkeit hin, Vergütungssysteme transparenter zu gestalten und Gleichstellungsmaßnahmen zu verstärken. Dies betrifft nicht nur die Basisgehälter, sondern auch Boni, Aktienoptionen und andere langfristige Anreize.

Einfluss auf Unternehmensführung und Motivation

Gehälter haben direkte Auswirkungen auf Motivation und Bindung von Führungskräften. Niedrigere Gehälter für Frauen könnten die Attraktivität von Vorstandsposten verringern und das Ziel einer ausgewogenen Geschlechterverteilung in den oberen Managementebenen erschweren. Unternehmen stehen daher vor der Herausforderung, faire Vergütungsstrukturen zu implementieren.

Verknüpfungen zu weiteren Wirtschaftsthemen

Die Ergebnisse der Studie stehen im Kontext aktueller wirtschaftlicher Entwicklungen in Deutschland. Parallel zu den Gehaltsdiskussionen verfolgt die Deutsche Bahn unter Evelin Bala umfassende Reformen, um Servicequalität und Effizienz zu verbessern.

Darüber hinaus sorgen Themen wie die steigenden Einnahmen aus der Hundesteuer für Rekordwerte und stärken die Finanzlage öffentlicher Einrichtungen. Diese wirtschaftlichen Faktoren beeinflussen indirekt auch Vergütungspolitiken und Unternehmensstrategien.

Ausblick 2025 und Beyond

Für 2025 erwarten Experten, dass der Trend zur Gehaltsangleichung zwischen Männern und Frauen weiter an Bedeutung gewinnt. Maßnahmen zur Förderung weiblicher Führungskräfte, Mentoring-Programme und gezielte Anreizsysteme könnten dazu beitragen, die Diskrepanz weiter zu reduzieren und ein attraktives Arbeitsumfeld für Frauen auf Vorstandsebene zu schaffen.

Unternehmen müssen zudem die Gesamtvergütung stärker an Leistung, Verantwortung und Marktvergleich ausrichten, um Wettbewerbsfähigkeit und Gleichstellung zugleich zu fördern. Dies gilt insbesondere für Unternehmen in den DAX-, MDAX- und SDAX-Indizes, die als Vorbilder für die gesamte deutsche Wirtschaft fungieren.

Fazit

Die Ernst & Young Studie 2024 zeigt erstmals seit Jahren einen Gehaltsrückgang bei weiblichen Vorstandsmitgliedern im Vergleich zu Männern. Trotz des Rückgangs steigt die Anzahl weiblicher Führungskräfte kontinuierlich, was langfristig positive Auswirkungen auf Gleichstellung und Diversität in deutschen Unternehmen haben dürfte. Unternehmen stehen vor der Aufgabe, faire Vergütungsstrukturen zu schaffen, um talentierte Frauen langfristig zu binden und eine moderne Unternehmensführung zu gewährleisten.

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