Tag der Deutschen Einheit 2025: Kanzler Merz ruft zur neuen Einheit auf

Am 3. Oktober 2025 feierte Deutschland den 35. Jahrestag der Wiedervereinigung. Bundeskanzler Friedrich Merz nutzte die offizielle Einheitsfeier in Saarbrücken, um eine gemeinsame Kraftanstrengung aller Bürgerinnen und Bürger für eine „neue Einheit“ zu fordern. Dabei betonte er die Herausforderungen, die sowohl Deutschland als auch Europa derzeit bewältigen müssen, insbesondere in Zeiten internationaler Spannungen und globaler Konflikte wie dem Krieg in der Ukraine [1].

Rückblick auf 35 Jahre Wiedervereinigung

Merz wollte „nur kurz zurückblicken“ auf die vergangenen Jahre, doch die Rede beinhaltete klare Botschaften für die Gegenwart. „In einer schwierigen Zeit für unser Land sollten wir uns neu sammeln und mit Zuversicht nach vorn blicken“, sagte er. Die deutsche Einheit sei ein Erfolg, dennoch gäbe es weiterhin Defizite, besonders im Hinblick auf die soziale und wirtschaftliche Integration der Ostdeutschen. Viele Ostdeutsche fühlten sich nach wie vor in Führungspositionen unterrepräsentiert und beklagten Unterschiede bei Einkommen und Renten.

Herausforderungen für Deutschland und Europa

Bundeskanzler Merz betonte die zunehmenden internationalen Spannungen: „Neue Allianzen von Autokratien bilden sich gegen uns und greifen die liberale Demokratie als Lebensform an.“ Die Weltwirtschaftsordnung verändere sich, Zölle würden erhöht und nationale Egoismen verstärkt. Merz forderte eine Stärkung der Verteidigungsfähigkeit Deutschlands, wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit und technologischen Ehrgeiz. Besonders der Energie- und Technologiesektor müsse zukunftssicher gestaltet werden, um international konkurrenzfähig zu bleiben [2].

Soziale Gerechtigkeit und Zusammenhalt

Die soziale Ungleichheit zwischen Ost- und Westdeutschland bleibt ein zentrales Thema. Durchschnittliche Nettovermögen, Renten und Einkommen unterscheiden sich nach wie vor erheblich. Laut aktuellen Berichten beträgt das durchschnittliche Nettovermögen in Ostdeutschland rund 151.000 Euro, während es im Westen bei etwa 360.000 Euro liegt. Merz betonte die Notwendigkeit eines funktionierenden Sozialstaates für diejenigen, die ihn wirklich benötigen, ohne jedoch den technologischen und wirtschaftlichen Fortschritt zu bremsen.

Darüber hinaus sei ein stärkeres gegenseitiges Verständnis zwischen Ost- und Westdeutschen wichtig. „Unsere Vielfalt macht uns stark“, sagte Merz und appellierte an die Bürger, gegenseitige Abwertungen zu unterlassen und Vorurteile aktiv abzubauen. Der Kanzler forderte, dass alle Bürgerinnen und Bürger Verantwortung übernehmen, um die Einheit zu festigen und die demokratischen Werte des Landes zu schützen.

Rede von Macron und Rehlinger

Als Ehrengast hielt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron eine Rede, in der er die Bedeutung der deutschen Wiedervereinigung für die europäische Einheit hervorhob. Die Rede war teilweise auf Deutsch gehalten und betonte Europas Rolle als Garant von Frieden und Stabilität. Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger lobte den Mut der Menschen in Ostdeutschland während der friedlichen Revolution in der DDR, die letztlich die deutsche Einheit ermöglichte.

Die deutsche Bevölkerung und das Einheitsgefühl

Laut ARD-DeutschlandTrend sind sechs von zehn Deutschen mit dem Stand der Wiedervereinigung zufrieden. Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland bleiben bestehen. Während im Westen etwa 64 % der Bevölkerung zufrieden sind, liegt die Zustimmung im Osten nur bei 50 %. Ostdeutsche fühlen sich häufiger zurückgesetzt, insbesondere in Führungspositionen von Wirtschaft und Politik. Dennoch bleibt die Bevölkerung vereint in der Wertschätzung der Freiheit, Demokratie und Reisefreiheit, die durch die Wiedervereinigung ermöglicht wurde.

Merz’ Appell an die Bürger

Merz appellierte eindringlich an den Zusammenhalt aller Deutschen: „Unsere Vielfalt macht uns stark. Lassen Sie uns eine gemeinsame Kraftanstrengung unternehmen für eine neue Einheit in unserem Land.“ Er rief dazu auf, Vorurteile zu überwinden, gegenseitige Abwertungen zu unterlassen und aktiv an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken. Außerdem hob er hervor, dass die Verantwortung für die Demokratie nicht allein bei der Politik liege, sondern von jedem Bürger getragen werden müsse.

Globale Herausforderungen und Bezug zur Ukraine

Die aktuellen Konflikte, insbesondere der Krieg in der Ukraine und die Angriffe auf Energieinfrastruktur durch Russland, zeigen die Fragilität internationaler Sicherheit [1]. Merz verband die Notwendigkeit nationaler Einheit mit der Stärkung Europas als Friedens- und Sicherheitsgaranten. Die russischen Angriffe auf ukrainische Energieanlagen führten zu massiven Stromausfällen und Evakuierungen, was die Verwundbarkeit moderner Staaten verdeutlicht.

Technologie, Wirtschaft und Klimaschutz

Merz hob die Bedeutung technologischer Innovationen hervor, um Deutschland wettbewerbsfähig zu halten. Dabei müsse der Klimaschutz mit wirtschaftlichem Wohlstand vereinbar sein. Der Sozialstaat solle im Kern erhalten bleiben, um soziale Gerechtigkeit zu sichern. Merz betonte, dass technologische Führung und wirtschaftlicher Erfolg Hand in Hand mit sozialen und ökologischen Verpflichtungen gehen müssen.

Bürgerfest und Feierlichkeiten in Saarbrücken

Begleitend zur Einheitsrede fand ein Bürgerfest statt, das Kunst, Musik und Diskussionen präsentierte. Unter dem Motto „Zukunft durch Wandel“ feierten Hunderttausende Besucher die deutsche Einheit. Der zentrale Festakt in Saarbrücken wurde von der gesamten deutschen Staatsspitze besucht, darunter Bundespräsident Steinmeier, Bundestagspräsidentin Klöckner und der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Harbath.

Historische Bedeutung der Wiedervereinigung

Die Deutsche Wiedervereinigung wurde am 3. Oktober 1990 besiegelt. Nach der friedlichen Revolution in der DDR im Herbst 1989 wurden die Länder Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen Teil der Bundesrepublik Deutschland. Dieses Ereignis beendete die Trennung zwischen Ost- und Westdeutschland und symbolisiert den Weg zu Demokratie, Freiheit und Reisefreiheit für alle Bürgerinnen und Bürger.

Handlungsbedarf und Zukunftsperspektiven

35 Jahre nach der Wiedervereinigung bleibt Deutschland eine Nation im Wandel. Merz betonte die Notwendigkeit, sich den aktuellen Herausforderungen zu stellen: internationale Spannungen, wirtschaftliche Veränderungen, technologische Umwälzungen, soziale Ungleichheit und Migration. Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung könne eine „neue Einheit“ geschaffen werden, die Deutschland zukunftssicher macht.

Integration und Bildung

Merz sprach auch über die Bedeutung von Bildung und Integration für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Ost- und Westdeutsche Schüler sollen gleiche Chancen erhalten, um die Kluft zwischen den Regionen zu verringern. Bildung und berufliche Ausbildung seien entscheidend, um den sozialen Aufstieg zu ermöglichen und die Innovationskraft Deutschlands zu stärken.

Politische Verantwortung und Partizipation

Die Verantwortung für die Demokratie liege nicht allein bei der Regierung. Merz appellierte an alle Bürger, sich politisch zu engagieren, ihre Rechte zu nutzen und aktiv am gesellschaftlichen Dialog teilzunehmen. Nur durch Mitwirkung und Verantwortungsbewusstsein könne die Einheit Deutschlands langfristig gesichert werden.

Internationale Zusammenarbeit

Die Rede von Macron unterstrich die Bedeutung der deutsch-französischen Zusammenarbeit und der europäischen Einigung. Deutschland sei nicht isoliert, sondern Teil eines größeren europäischen Friedensprojekts. Internationale Partnerschaften seien essenziell, um Frieden, Sicherheit und wirtschaftliche Stabilität in Europa zu gewährleisten.

Fazit

Der 35. Jahrestag der Deutschen Einheit verdeutlicht sowohl die Erfolge als auch die noch bestehenden Herausforderungen. Merz’ Appell zur neuen Einheit ruft alle Bürger auf, Verantwortung zu übernehmen, Vorurteile abzubauen und aktiv an der Gestaltung der Zukunft mitzuwirken. Gleichzeitig zeigen internationale Konflikte, wie in der Ukraine, dass eine starke, geeinte und verteidigungsfähige Nation innerhalb Europas notwendig ist. Die kommenden Jahre werden entscheiden, wie Deutschland seine demokratischen Werte, soziale Gerechtigkeit und wirtschaftliche Stärke weiterentwickelt und die Einheit vertieft.

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