USA verschärfen Angriffe im Karibischen Meer – Venezuela und Kolumbien reagieren mit Gegenmaßnahmen
Caracas / Bogotá – Die anhaltenden US-Luftangriffe auf Boote im Karibischen Meer haben eine neue geopolitische Krise zwischen den Vereinigten Staaten und mehreren lateinamerikanischen Ländern ausgelöst. Unter dem Vorwand der Drogenbekämpfung griffen US-Streitkräfte erneut Ziele nahe der venezolanischen Küste an – mit tödlichen Folgen. Nach offiziellen Angaben kamen bei den bisherigen Operationen mindestens 76 Menschen ums Leben. Die militärischen Spannungen eskalieren, und sowohl Venezuela als auch Kolumbien haben ihre Zusammenarbeit mit Washington massiv eingeschränkt.
Kolumbien stoppt Geheimdienstkooperation mit den USA
Kolumbiens Präsident Gustavo Petro verkündete öffentlich die Aussetzung aller nachrichtendienstlichen Kontakte mit den Vereinigten Staaten. Laut Petro sei der Schritt eine direkte Reaktion auf die „völkerrechtswidrigen Raketenangriffe“ Washingtons im Karibischen Meer und im Pazifik. Über die Plattform X (vormals Twitter) erklärte er: „Ich habe alle Sicherheitsbehörden angewiesen, den Austausch von Informationen mit US-Diensten einzustellen, solange diese Operationen fortgesetzt werden.“
Die Entscheidung markiert einen Wendepunkt in den traditionell engen Beziehungen zwischen Bogotá und Washington. Kolumbien galt jahrzehntelang als zentraler Verbündeter der USA im Kampf gegen den Drogenhandel. Nun jedoch werfen Beobachter Petro vor, sich geopolitisch zunehmend von den Vereinigten Staaten zu entfernen und eine neue, souveräne Sicherheitsstrategie zu verfolgen.
Venezuela kündigt großflächige Mobilmachung an
Auch die Regierung in Caracas reagierte scharf auf die US-Angriffe. Präsident Nicolás Maduro ordnete die „größte militärische Mobilisierung seit einem Jahrzehnt“ an. Nach Angaben des Verteidigungsministeriums sollen tausende Soldaten, gepanzerte Fahrzeuge und Flugabwehrsysteme entlang der Küste stationiert werden. Ziel sei es, „jede Aggression der imperialistischen Mächte“ abzuwehren, wie Maduro in einer Fernsehansprache sagte.
Quellen, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegen, berichteten, dass Venezuela bereits alte, russische Waffensysteme aus den 1980er Jahren reaktiviert habe, um sich auf mögliche US-Luftangriffe vorzubereiten. Zudem sollen paramilitärische Einheiten gebildet worden sein, um im Ernstfall Guerillataktiken einzusetzen.
„Widerstand durch Zermürbung“ – Venezuelas Guerilla-Strategie
Militäranalysten in Lateinamerika sprechen von einer neuen Verteidigungsstrategie, die unter dem Namen „resistencia prolongada“ („verlängerter Widerstand“) bekannt ist. Diese sieht vor, dass kleine mobile Einheiten über 280 Standorte hinweg agieren, Sabotageaktionen durchführen und feindliche Bewegungen stören sollen. Ähnliche Konzepte wurden bereits in Fernsehprogrammen der staatlichen Medien vorgestellt – als Symbol eines „patriotischen Verteidigungskampfes gegen ausländische Invasoren“.
Doch auch eine zweite Strategie soll im Geheimen existieren: das sogenannte „Chaos-Szenario“. Laut Berichten oppositioneller Quellen plant Caracas, im Falle einer US-Invasion die Hauptstadt durch gezielte Aktionen der Geheimdienste und bewaffneter Parteianhänger lahmzulegen. Ziel sei es, das Land unregierbar zu machen und die Kontrolle der Besatzungstruppen zu verhindern.
Militärisches Ungleichgewicht zwischen den USA und Venezuela
Analysten sind sich einig: Im konventionellen Krieg hätte die venezolanische Armee kaum eine Chance gegen die US-Streitkräfte. Sechs Quellen, die mit den militärischen Kapazitäten Venezuelas vertraut sind, berichteten, dass die Armee unter gravierendem Ressourcenmangel leide. Viele Einheiten seien schlecht ausgebildet, und Offiziere müssten teilweise mit lokalen Produzenten verhandeln, um ihre Soldaten zu ernähren. Die Folge sei eine demotivierte Truppe mit veralteter Ausrüstung und geringer Schlagkraft.
„Wir würden keinen konventionellen Krieg länger als zwei Stunden überstehen“, sagte ein Insider aus dem Verteidigungsministerium gegenüber Reuters. Trotzdem betont Maduro regelmäßig, dass Venezuela über „genug Kraft und Stolz“ verfüge, um jede Invasion abzuwehren.
US-Flottenbewegungen verstärken die Spannungen
Die „Washington Post“ berichtete, dass der US-Flugzeugträger USS Gerald R. Ford in die Karibik verlegt wurde. Zusammen mit mehreren Zerstörern und Unterstützungsschiffen operiert die US-Marine nun in unmittelbarer Nähe venezolanischer Hoheitsgewässer. Offiziell dient der Einsatz der Drogenbekämpfung, doch lateinamerikanische Politiker sehen darin eine verdeckte Vorbereitung auf militärische Operationen gegen Caracas.
Insgesamt haben die USA in den letzten Wochen mindestens 19 Luftangriffe gegen mutmaßliche Drogenschiffe durchgeführt. Washington betont, die Aktionen seien Teil einer internationalen Mission gegen den Kokainschmuggel. Doch die Opferzahlen und die Zunahme militärischer Präsenz nähren Zweifel an dieser Darstellung.
Frankreich kritisiert amerikanische Militäraktionen
Auch aus Europa kommt Kritik. Der französische Außenminister Jean-Noël Barrot warnte während des G7-Außenministertreffens in Kanada vor einer „gefährlichen Eskalation im Karibischen Raum“. Barrot bezeichnete die amerikanischen Angriffe als „Verstoß gegen das Völkerrecht“ und betonte, dass Frankreich „die Sicherheit von mehr als einer Million französischer Staatsbürger in der Region gefährdet sehe“.
Diese Warnung spiegelt die wachsende Besorgnis westlicher Regierungen wider, dass die USA mit ihrer aggressiven Strategie ein neues militärisches Spannungsfeld in Lateinamerika schaffen könnten – vergleichbar mit früheren Interventionen in Panama oder Grenada.
Maduro droht mit „totaler Mobilisierung“
In einer weiteren Ansprache am Montagabend erklärte Präsident Maduro: „Wenn der Imperialismus uns angreift, wird das venezolanische Volk in allen Städten aufstehen. Wir werden unsere Souveränität mit jedem Mittel verteidigen.“ Das Staatsfernsehen zeigte anschließend Manöver mit Tausenden Soldaten, darunter Spezialeinheiten und Freiwilligenmilizen, die auf Straßenkämpfe vorbereitet werden.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigte unterdessen die fortgesetzte Stationierung von sechs Kriegsschiffen im Karibischen Meer. Pentagon-Sprecher betonten, die Präsenz diene ausschließlich der Bekämpfung des Drogenhandels. Inoffiziell jedoch sehen Analysten darin eine Machtdemonstration gegenüber Caracas – insbesondere, nachdem Donald Trump in früheren Jahren offen eine militärische Intervention „nicht ausgeschlossen“ hatte.
Lateinamerika warnt vor „neuem Irak-Szenario“
Mehrere Regierungen in Südamerika – darunter Brasilien, Chile und Mexiko – riefen die USA zur Zurückhaltung auf. Sie befürchten eine Destabilisierung der gesamten Region. Der brasilianische Außenminister äußerte, ein bewaffneter Konflikt in Venezuela „würde Millionen Flüchtlinge in Bewegung setzen und die politische Stabilität des Kontinents gefährden“.
Unterdessen bereitet sich Venezuela auf ein mögliches Embargo vor. Laut Insidern will Caracas seinen Handel verstärkt nach Russland, China und dem Iran verlagern. Diese drei Staaten gelten als strategische Partner, die bereits Waffenlieferungen und Treibstoffhilfe zugesagt haben.
Ausblick: Diplomatie oder Eskalation?
Während Washington auf militärischen Druck setzt, betonen europäische und südamerikanische Diplomaten die Notwendigkeit eines Dialogs. Noch ist unklar, ob die USA bereit sind, die militärische Operation zu beenden. Doch mit jeder weiteren Explosion im Karibischen Meer wächst die Angst vor einem offenen Konflikt, der weit über die Grenzen Venezuelas hinausreichen könnte.
„Wir befinden uns an einem Wendepunkt“, sagt der ehemalige venezolanische Außenminister Jorge Arreaza. „Wenn die Diplomatie jetzt scheitert, wird Lateinamerika erneut zum Schlachtfeld fremder Interessen.“
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