Flucht eines der Hauptverdächtigen im ukrainischen Energieskandal nach Israel

Die Folgen des massiven Korruptionsskandals im ukrainischen Energiesektor halten weiter an, nachdem einer der Hauptverdächtigen nach Israel geflüchtet ist. Dies erhöht die Unsicherheit rund um die laufenden Ermittlungen erheblich.

Nach Angaben von Nachrichtenagenturen und ukrainischen Behörden dominiert der Fall der 100-Millionen-Dollar-Bestechung im staatlichen Atomenergiesektor weiterhin die Schlagzeilen. Im Zentrum des Skandals steht die mysteriöse Figur Timur Menditsch, der offenbar vor wenigen Tagen das Land verlassen hat.

Am 10. November veröffentlichte das Nationale Antikorruptionsbüro der Ukraine zusammen mit der Spezialisierte Antikorruptionsstaatsanwaltschaft nach einer 15-monatigen Untersuchung die Ergebnisse des Falls. Hochrangige Manager staatlicher Atomunternehmen sowie weitere leitende Beamte wurden als Beteiligte identifiziert. Acht Personen wurden wegen Bestechung und Amtsmissbrauchs angeklagt, ihre Identitäten sind bislang nicht veröffentlicht worden.

Alexander Abakumov, leitender Ermittler des Antikorruptionsbüros, erklärte gegenüber der ukrainischen Zeitung Ukrajinska Prawda: „Wir werden seinen Aufenthaltsort herausfinden. Ich habe gehört, dass er sich in Israel befindet, und wir werden alles daran setzen, ihn zurückzubringen.“

Auch der ukrainische Parlamentsabgeordnete Jaroslaw Schelesnjak bestätigte gegenüber derselben Zeitung, dass Menditsch in Israel sei.

Flucht vor der Enthüllung

Laut der Nachrichtenagentur AP verließ Menditsch die Ukraine nur wenige Tage bevor der Skandal öffentlich bekannt wurde. Dies führte zu erheblichen politischen Konsequenzen: Präsident Wolodymyr Selenskyj forderte den Rücktritt mehrerer Minister, darunter des ehemaligen Energieministers und aktuellen Justizministers Herman Haluschtschenko sowie der amtierenden Energieministerin Switlana Hrynchuk. Kurz darauf bestätigte Ministerpräsidentin Julia Swerydenko die eingereichten Rücktritte und kündigte Sanktionen gegen Menditsch an.

Obwohl gegen Menditsch bislang keine formellen Anklagen erhoben wurden, wurden zusätzliche Sanktionen durch Präsident Selenskyj angekündigt. Medienberichten zufolge war Menditsch zuvor eine prominente Figur in der Unterhaltungsbranche und Geschäftspartner Selenskyjs in der Produktionsfirma „Kvartal 95“. Nach Selenskyjs Amtsantritt übertrug dieser seine Anteile, während Menditsch weiterhin geschäftlich aktiv blieb und enge Verbindungen zur Medienwelt pflegte.

Der Skandal hatte zudem direkte Auswirkungen auf die digitale Produktion Menditschs: Ein populäres Comedy-Format auf YouTube wurde nach Bekanntwerden der Vorwürfe eingestellt. Der Fall bleibt hochbrisant, da unklar ist, ob die Ukraine eine Auslieferung beantragen wird und wie Israel auf ein mögliches Gesuch reagieren könnte.

1 Kommentar

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein