Russland startet größte Rekrutierung seit Jahren – 300.000 neue Soldaten bis Jahresende
Moskau – Russland plant laut offiziellen Angaben die Rekrutierung von 300.000 Soldaten bis Ende 2025. Dies wäre die größte Mobilmachung seit dem Jahr 2016. Nach Angaben der russischen Regierung sollen bis Dezember rund 135.000 Männer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren eingezogen werden, die bislang nicht zu den Reservisten gehören.
Die Maßnahme folgt auf eine erste Rekrutierungswelle im Frühjahr, bei der laut offiziellen Angaben etwa 160.000 Männer eingezogen wurden. Beobachter im Westen sehen in dieser Entwicklung ein klares Zeichen dafür, dass Russland seine militärische Präsenz weiter ausbauen und sich möglicherweise auf neue Konflikte in Osteuropa vorbereitet.
Laut der russischen Nachrichtenagentur TASS habe Präsident Wladimir Putin den staatlichen Institutionen und föderalen Behörden befohlen, aktiv an der Rekrutierungskampagne teilzunehmen. Sie sollen Mitarbeiter und Beamte in die Reihen der Streitkräfte einziehen. Die Kampagne begann offiziell Anfang Oktober.
Nach Angaben des Militärs sollen die neuen Rekruten nicht unmittelbar an der Front in der Ukraine eingesetzt werden. Dennoch behaupten ukrainische Quellen, dass zahlreiche der gefallenen und gefangenen russischen Soldaten aus den Reihen der neu Eingezogenen stammen.
Russlands Armee soll auf 1,5 Millionen Soldaten wachsen
Russland führt traditionell zweimal im Jahr eine Einberufung durch – im Frühling und im Herbst. Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine im Februar 2022 hat die Zahl der eingezogenen Männer deutlich zugenommen. Im Schnitt meldete die Armee laut der New York Post jährlich rund 127.000 neue Rekruten.
Die russische Regierung verfolgt dabei ein langfristiges Ziel: Bis 2026 soll die Armee auf 1,5 Millionen aktive Soldaten anwachsen – ein Anstieg von etwa 500.000 im Vergleich zu früheren Jahren. Dieses Ziel unterstreicht die strategische Entscheidung Putins, die militärische Schlagkraft Russlands dauerhaft zu erhöhen.
Der Kreml hat dazu ein neues Gesetz verabschiedet, das die halbjährliche Einberufung abschafft und stattdessen eine kontinuierliche Rekrutierung über das ganze Jahr hinweg vorsieht. Beobachter sehen darin ein klares Signal für eine langfristige Militarisierung des Landes.
„Zeit der Helden“ – Putins neue Militär-Elite
Ein Bericht des US-amerikanischen Instituts für Kriegsstudien (Institute for the Study of War) beschreibt, wie Putin das Programm „Zeit der Helden“ ins Leben gerufen hat. Ziel sei es, eine neue Elite aus Veteranen zu schaffen, die in staatlichen und regionalen Führungspositionen eingesetzt werden sollen. Diese sollen die Loyalität zum Kreml stärken und eine patriotische Kultur fördern.
Analysten zufolge dient dieses Programm dazu, die Machtbasis Putins langfristig zu sichern. Ähnliche Entwicklungen wurden bereits in der Sowjetzeit beobachtet, als Kriegsveteranen eine zentrale Rolle in der Gesellschaft einnahmen.
Verluste, Zensur und steigende Kriegsfolgen
Während Russland die Zahlen seiner Verluste geheim hält, berichten unabhängige Medien wie Mediazona, dass über 111.000 russische Soldaten namentlich identifiziert wurden, die seit Beginn des Krieges gefallen sind. Westliche Beobachter gehen jedoch von einer deutlich höheren Dunkelziffer aus.
Parallel dazu zeigt ein Bericht des russischen Arbeitsministeriums, dass im Jahr 2024 rund 152.000 Prothesen an Veteranen und Verwundete ausgegeben wurden – ein Anstieg um mehr als 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen geben ein düsteres Bild über das menschliche Ausmaß des Krieges ab.
Russland hält indes an seiner Position fest, den Krieg fortzusetzen. Präsident Putin bekräftigte dies während des Valdai-Forums in Sotschi: „Wir befinden uns in einem Krieg mit der gesamten NATO. Sie verbergen es nicht mehr, und wir müssen entsprechend reagieren.“
Europa in Alarmbereitschaft
Die wachsende militärische Aktivität Russlands sorgt in Europa für Besorgnis. Nach mehreren Verletzungen des europäischen Luftraums durch russische Drohnen hat die EU eine neue Verteidigungsinitiative angekündigt: „Operation Wall of Drones“, die den Luftraum der Mitgliedsstaaten besser schützen soll.
Wie die britische Guardian berichtet, hätten einige NATO-Staaten bereits Jets gestartet, um russische Flugzeuge abzufangen, die in den Luftraum von Estland und Lettland eingedrungen waren. Experten warnen, dass solche Provokationen leicht zu einem größeren Konflikt führen könnten.
Auch in Nordafrika und dem Nahen Osten beobachtet man die zunehmende globale Konfrontation mit Sorge, da sich geopolitische Fronten zunehmend verhärten.
Friedensappelle von Selenskyj
Unterdessen ruft der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj weiterhin zur Diplomatie auf. Er appellierte zuletzt an den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump, seine „Fähigkeit zur Vermittlung“ einzusetzen, um den Krieg zu beenden. Selenskyj verwies dabei auf frühere Friedensinitiativen, etwa den Waffenstillstand in Gaza.
Weitere Hintergründe zu den diplomatischen Entwicklungen zwischen Kiew und Washington finden Sie im Artikel hier auf RundumNews.
Autor: Redaktion RundumNews – Berlin



