Russischer General Alexander Lapin entlassen: Machtkämpfe zwischen Putin, Kadyrow und der Militärführung

Moskau – 21. September 2025: Der russische Oberbefehlshaber Alexander Pawlowitsch Lapin, einer der umstrittensten Generäle des Ukraine-Krieges, wurde laut dem russischen Nachrichtenportal RBC offiziell aus dem Militärdienst entlassen. Seine Absetzung wirft ein neues Licht auf die internen Spannungen zwischen dem Kreml, den Streitkräften und dem tschetschenischen Machthaber Ramzan Kadyrow.

Lapins Karriere: Aufstieg und Fall eines Generals

Lapin, geboren 1964 in Kasan, diente seit den 1980er-Jahren in der sowjetischen und später russischen Armee. Nach seinem Abschluss an der Kasaner Höheren Panzerschule und weiteren Stationen stieg er stetig in der Hierarchie auf. Zwischen 2017 und 2019 übernahm er die Führung des Zentralen Militärbezirks, später war er Kommandeur der Armeegruppen „Zentrum“ und „Nord“ in der Ukraine. Auch in Syrien hatte er leitende Funktionen inne.

Doch spätestens nach der ukrainischen Rückeroberung von Lyman im Herbst 2022 geriet Lapin ins Kreuzfeuer der Kritik. Kadyrow warf ihm öffentlich Inkompetenz vor und forderte gar seine Degradierung. Für Putin war Lapin dennoch lange ein loyaler Kommandeur – bis zu seiner Entlassung im September 2025.

Putin, Kadyrow und die Machtbalance im Kreml

Die Entlassung Lapins ist nicht nur ein Personalwechsel, sondern Teil eines größeren Machtkampfes. Während Präsident Wladimir Putin versucht, seine militärische Elite geschlossen zu halten, nutzt Ramzan Kadyrow jede Gelegenheit, um sich als Verteidiger harter Kriegsführung darzustellen und die Schwächen der regulären Armee zu attackieren.

Lapin stand lange Zeit zwischen diesen beiden Polen: loyal zu Putin, gleichzeitig Zielscheibe von Kadyrows Kritik. Seine Absetzung könnte ein Signal des Kremls sein, um Kadyrow politisch einzubinden und gleichzeitig die Verantwortung für militärische Rückschläge zu verschieben.

Hintergrund: Der Ukraine-Krieg als Belastungsprobe

Seit Beginn der Invasion 2022 war Lapin mitverantwortlich für mehrere Operationen im Osten der Ukraine. Unter seinem Kommando erlitt Russland schwerwiegende Verluste, darunter den Verlust von Gebieten in der Region Charkiw und das Scheitern an der Front um Lyman. Auch beim ukrainischen Vorstoß nach Kursk 2024 stand sein Name im Zentrum der Vorwürfe.

Die militärischen Rückschläge belasteten nicht nur die russische Armeeführung, sondern auch das Verhältnis zwischen Moskau und Tschetschenien. Kadyrow nutzte die Gelegenheit, um mehr Autonomie und Einfluss auf strategische Entscheidungen zu fordern – oft im Gegensatz zu den Generälen wie Lapin.

Neue Rolle in Tatarstan

Laut Berichten wird Lapin künftig als Berater des Präsidenten von Tatarstan, Rustam Minnichanow, tätig sein. Dort soll er Programme zur Unterstützung von Veteranen, Verwundeten und Familien von Gefallenen organisieren. Für viele Beobachter ist dies ein klassischer „Abschiebeposten“, der einerseits Loyalität belohnt, andererseits aber die militärische Bedeutung des Generals endgültig beendet.

Analyse: Was bedeutet Lapins Abgang?

Politische Analysten sehen in der Absetzung einen weiteren Beweis für die zunehmende Zerreißprobe innerhalb der russischen Machtstrukturen. Putin muss einerseits auf die Loyalität der Generäle bauen, andererseits Rücksicht auf mächtige regionale Akteure wie Kadyrow nehmen. Lapin wurde so zum Bauernopfer in einem Spiel, das weniger mit militärischer Effizienz, sondern vielmehr mit politischer Machtsicherung zu tun hat.

Für die Ukraine könnte Lapins Abgang ein Hinweis sein, dass die russische Armeeführung geschwächt und innerlich zerstritten ist – ein Faktor, der die Verteidigungsfähigkeit Moskaus mittel- bis langfristig untergraben könnte.

Fazit

Der Fall von Alexander Lapin zeigt exemplarisch, wie eng militärische Entscheidungen und politische Machtkämpfe in Russland verflochten sind. Zwischen Putins Kreml, Kadyrows Tschetschenien und einer geschwächten Armee bleibt der Ukraine-Krieg ein permanenter Prüfstein für die Stabilität des russischen Machtapparats.

Quellen & interne Verweise

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