Abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren: Warum die Debatte nicht abreißt
Weniger Anträge auf die Rente nach 45 Beitragsjahren
Bis Oktober 2025 meldete die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) insgesamt 93.000 Anträge auf die abschlagsfreie Altersrente für besonders langjährig Versicherte — das sind rund 8 Prozent weniger als im Vorjahr. Parallel dazu stiegen die Anträge für die Altersrente für langjährig Versicherte (mind. 35 Beitragsjahre) um etwa 5 Prozent auf 105.000 (2024: 100.000).
Wer kann die Frührente ohne Abschlag beanspruchen?
Die abschlagsfreie Rente nach 45 Beitragsjahren steht Versicherten offen, die mindestens 45 Jahre Pflichtbeiträge oder gleichgestellte Zeiten nachweisen können und ein bestimmtes Alterslimit erreicht haben. Bekannt wurde die Regelung als „Rente mit 63“, weil früher oft ein Bezug ab 63 möglich war. Für jüngere Jahrgänge liegt das erforderliche Alter heute höher: Wer 1961 geboren ist, kann beispielsweise mit 64 Jahren und 6 Monaten abschlagsfrei in Rente gehen.
Kritik aus Wirtschaft und Wissenschaft
Wirtschaftswissenschaftler und Arbeitgeberverbände warnen regelmäßig, die abschlagsfreie Frührente setze falsche Anreize und belaste das Beitragszahlersystem. Ökonomen fordern meist höhere Abschläge, um die fiskalische und versicherungsmathematische Gerechtigkeit wiederherzustellen.
Die Position der Regierung
Trotz der Kritik hält die Bundesregierung an der Regelung fest: Im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht klar, dass ein abschlagsfreier Renteneintritt nach 45 Beitragsjahren erhalten bleiben soll. Die politische Begründung lautet, besonders langjährig Versicherte hätten jahrzehntelang in das System eingezahlt und verdienten die Möglichkeit eines vorzeitigen Ausstiegs ohne Kürzung.
Konkrete Einwände der Experten
Der Wirtschaftsweise Martin Werding etwa hält die gegenwärtigen Abschläge für die Altersrente bei früherem Bezug (bei 35 Beitragsjahren: 0,3 % pro Monat bzw. 3,6 % pro Jahr) für zu niedrig. Versicherungsmathematisch wären laut ihm deutlich höhere Abschläge — im Bereich von 5–6 % pro Jahr — angemessener, damit die Last nicht einseitig auf den verbleibenden Beitragszahlern ruht.
Rentenstatistik: Wer beantragt was?
Insgesamt gingen bei der DRV Bund bis Oktober mehr als 642.000 Rentenanträge ein — ein leichter Anstieg (+0,5 %). Die Regelaltersrente stellt mit etwa 156.000 Anträgen das größte Feld dar; Hinterbliebenenrenten und Erwerbsminderungsrenten folgen mit 152.000 bzw. 110.000 Anträgen.
Was bedeutet das für Versicherte und Politik?
Für Beschäftigte heißt das: Genau prüfen, welche Rentenoption individuell sinnvoll ist. Wer gesundheitlich belastet oder in einem anstrengenden Job arbeitet, profitiert eventuell von früherem Ausstieg; wer finanzielle Maximierung anstrebt, sollte die langfristigen Abschläge und Rentenformeln kalkulieren. Politisch bleibt die Herausforderung, eine Balance zu finden zwischen sozialer Anerkennung langjähriger Erwerbsbiografien und der langfristigen Tragfähigkeit des Rentensystems.




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