Die Nobelpreise 2025 – Überraschungen, Politik und die Debatte um Donald Trump
Im Oktober 2025 richtet sich der Blick der Welt erneut auf die renommierte Nobelwoche: Sechs prestigeträchtige Auszeichnungen in den Disziplinen Medizin, Physik, Chemie, Literatur, Frieden und Wirtschaft werden in diesem Jahr vergeben. Doch das große Thema, das die Gemüter bewegt, ist der mögliche Einfluss politischer Macht auf die Preisvergabe – insbesondere im Zusammenhang mit US-Präsident Donald Trump, dessen Rolle im Gaza-Konflikt und Friedensbemühungen im Fokus kontroverser Diskussionen steht.
Medizin und die ersten Enthüllungen
Den Anfang machte wie gewohnt die Auszeichnung in der Kategorie „Physiologie oder Medizin“. Am 6. Oktober verkündete die Nobelversammlung des Karolinska-Instituts, dass die Preisträger des Jahres 2025 Mary E. Brunkow, Fred Ramsdell und Shimon Sakaguchi sind. Ausgezeichnet wurden sie für ihre bahnbrechenden Entdeckungen im Bereich der sogenannten „peripheren Immun-Toleranz“ — wie das Immunsystem reguliert wird, um Autoimmunreaktionen zu verhindern.
Ihre Forschung öffnet Türen für neue Therapien gegen Autoimmunerkrankungen, Allergien und Organtransplantationen. Die Jury hob hervor, dass ihre Erkenntnisse grundlegende Mechanismen aufgedeckt haben, die für das Verständnis gesunder wie krankhafter Immunprozesse essenziell sind.
Physik und Chemie: Vom Quantenreich zu Metallorganischen Netzwerken
Nur zwei Tage nach der Medizin-Ankündigung folgte am 8. Oktober der Nobelpreis für Chemie. Die Auszeichnung ging an Susumu Kitagawa, Richard Robson und Omar M. Yaghi für ihre Pionierarbeit an metall-organischen Gerüsten (Metal-Organic Frameworks, MOFs). Diese komplexen Strukturen ermöglichen neuartige Materialkonzepte – etwa zur Speicherung von Gasen, Filtration oder Katalyse.
Parallel dazu wurde auch der Nobelpreis für Physik öffentlich gemacht: Gewürdigt wurden John Clarke, Michel Devoret und John M. Martinis für experimentelle Fortschritte, die Quantenphänomene auf makroskopische Geräte übertragbar machen – also die Brücke zwischen Mikroskosmos und Anwendung in realen Systemen.
Literatur: Zwischen Vision und Stilbruch
Am Donnerstag folgte die Preisvergabe im Bereich Literatur: Der ungarische Schriftsteller László Krasznahorkai erhielt die Ehrung für sein einzigartiges, visionäres Werk, das mit dichter Sprache und existenzieller Tiefe versucht, Großzügigkeit in der Dunkelheit zu beleuchten. Die Jury würdigte ihn als einen Autor, der zwischen den Polen von Europa und Ost erzählt, mit einer Stimme, die gleichzeitig exzentrisch und eindringlich ist.
Frieden: Der spannendste Streitpunkt 2025
Der Friedensnobelpreis ist traditionell derjenige mit dem größten politischen Echo. In diesem Jahr ist die Debatte intensiver denn je. Der offizielle Gewinner wird am Freitag, 10. Oktober in Oslo küren — doch bereits im Vorfeld steht ein Name im Zentrum der Kontroversen: Donald Trump.
Warum setzt Trump auf den Friedensnobelpreis?
Seit seinem Amtsantritt hat Trump mehrfach erklärt, dass er den Friedensnobelpreis „verdiene“. Als Beleg führt er seine diplomatischen Initiativen an, darunter sein Friedensplan für Gaza (siehe dazu auch unseren Bericht: Trump Gaza Waffenstillstand) und Vermittlungen in anderen Konfliktregionen.
Trump spricht davon, dass er „sieben Kriege beendet“ habe und dass die Vereinbarung zwischen Israel und Hamas ein achtes Friedensabkommen darstelle – eine Behauptung, die zwar große Aufmerksamkeit erregt, aber von vielen Experten als überzogen und politisch motiviert kritisiert wird.
Wer entscheidet über die Vergabe?
Die Entscheidung fällt durch den Norwegischen Nobelkomitee, bestehend aus fünf Mitgliedern, die nach festgelegten politischen Proportionen vom norwegischen Parlament gewählt werden. Die Liste der Nominierten bleibt 50 Jahre geheim. Für 2025 wurden insgesamt 338 Kandidaten eingereicht (244 Einzelpersonen, 94 Organisationen) – jedoch wird weder deren Identität noch der Nominierungsprozess offiziell bestätigt.
Analysen von Medien und Forschungseinrichtungen deuten darauf hin, dass Trumps Chancen vergleichsweise gering eingeschätzt werden, da er in vielen Bereichen mit Widersprüchen arbeitet – etwa bei Umwelt-, Außen- oder Menschenrechtspolitik.
Politischer Druck und Spekulationen
Der Druck auf Norwegen ist spürbar: Analysten warnen, dass Trump im Falle einer Ablehnung politisch reagieren könnte – etwa durch Zölle, Forderungen an NATO oder sogar diplomatische Provokationen gegen Oslo.
Darüber hinaus warnt man innerhalb Schwedens vor Gefährdung der akademischen Freiheit. Die Königlich Schwedische Akademie (Royal Swedish Academy of Sciences) äußerte Sorgen, dass politische Einflussnahmen und nationale Interessen Forschung und Wissenschaft unter Druck setzen könnten.
Weitere starke Kandidaten und Globales Gleichgewicht
Da viele Beobachter eine Preisvergabe an eine Einzelperson wie Trump ablehnen, rücken alternative Kandidatinnen und Institutionen in den Vordergrund. Zu ihnen zählen unter anderem:
- Die Emergency Response Rooms in Sudan für humanitäre Krisenreaktion.
- Das Committee to Protect Journalists als Verteidiger der Pressefreiheit.
- Internationale Gerichte wie der Internationale Gerichtshof (ICJ) oder der Internationale Strafgerichtshof (ICC).
Ein solches Szenario würde den Preis als Mittel politischer Orientierung neu betonen – weg von charismatischen Staatsfiguren hin zu institutionellen Friedensarchitekturen.
Ökonomischer Preis: noch offen
Zuletzt bleibt die Kategorie Wirtschaft, deren Gewinner erst nach dem Friedenspreis verkündet wird. Typischerweise wird sie im Rahmen derselben Woche enthüllt, und der Empfänger wird im Dezember offiziell geehrt.
Zeitplan und Preise im Überblick
| Datum | Preis | Status |
|---|---|---|
| 6. Okt 2025 | Medizin / Physiologie | bereits vergeben |
| 8. Okt 2025 | Physik & Chemie | bereits vergeben |
| 9. Okt 2025 | Literatur | bereits vergeben |
| 10. Okt 2025 | Frieden (Oslo) | Wird verkündet |
| 13. Okt 2025 | Wirtschaft | Wird folgen |
Nobelpreis und internationale Konflikte
In vielen aktuellen Konflikten prallen Hoffnungen und Realpolitik aufeinander. Der Krieg mit Einsatz von Drohnen, wie etwa in der Ukraine oder in Mittelost-Konflikten, steht regelmäßig im Zentrum globaler Schlagzeilen. Wir haben in einem früheren Beitrag eine strategische Einschätzung des Drohnen-Kriegs veröffentlicht.
Auch die Debatte um psychische Beeinflussung von Bevölkerung durch Propaganda ist relevant für die Friedensdiskussion. Lesen Sie dazu unseren Artikel: Selenskyj warnt vor psychologischem Druck.
Bewertung: Chancen, Kritik und Symbolkraft
Die Diskussion um Trumps Nominierung offenbart das Dilemma der Nobelidee: Soll ein Einzelner für ein politisches Abkommen ausgezeichnet werden, dessen langfristige Wirksamkeit ungewiss ist? Nobel selbst sprach davon, dass der Preis „dem größten Nutzen der Menschheit“ dienen solle – eine dynamische, mehrdimensionale Messlatte, die weit über kurzfristige Deals hinausgeht.
Kritiker betonen, dass Trumps Aktionen an vielen Stellen im Widerspruch zu Friedensprinzipien stehen: durch aggressive Außenpolitik, Abschottungspolitik oder Rückzug aus internationalen Institutionen. Andere argumentieren, dass gerade solche Spannungsfelder zeigen, wie schwierig das Gleichgewicht zwischen Macht und Frieden ist.
Für den Alltagsfrieden sind Institutionen größtenteils wichtiger als Einzelaktionen – sei es Frieden durch Rechtsstaatlichkeit, unabhängige Justiz oder zivilgesellschaftliche Strukturen. Dennoch hat die Vergabe an eine prominente Figur wie Trump eine enorme symbolische Wirkung – sie kann Narrativen formen, legitimatorisch wirken oder provozieren.
Fazit: Ein Nobelpreis im Spiegel globaler Spannungen
Die Nobelpreise 2025 zeigen das Spannungsfeld zwischen wissenschaftlicher Exzellenz und politischer Symbolik. Während in den Fachdisziplinen ausgezeichnete Forschungsleistungen dominieren, steht im Friedenspreis eine selten so öffentlichkeitswirksame Debatte im Vordergrund. Donald Trumps Kampagne für den Preis verdeutlicht, wie Politik und Medien die modernen Erwartungen an das Friedensideal beeinflussen.
Doch egal, wer den Friedensnobelpreis letztlich erhält — die Entscheidung am 10. Oktober wird weit über Oslo hinaus Echo erzeugen. Wird sie zur Legitimation politischer Führungsfiguren, zum Signal für institutionelle Friedensarbeit oder zur Mahnung an Komiteeunabhängigkeit? Die Antwort liegt in den Geschichten, die dieser Preis erzählt – und denen, die wir daraus machen.




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