WM-Finale der Frauen: Silber mit Stolz – Norwegen bleibt Maß aller Dinge
Der Traum vom ersten WM-Titel seit 1993 ist geplatzt – doch was die deutschen Handballerinnen bei dieser Weltmeisterschaft geleistet haben, geht weit über das nackte Ergebnis hinaus. Im Finale unterlag die DHB-Auswahl Olympiasieger und Europameister Norwegen mit 20:23, hielt dem scheinbar übermächtigen Favoriten jedoch über weite Strecken auf Augenhöhe stand.
Ein Finale auf Augenhöhe – zumindest eine Halbzeit lang
Vor rund 8.500 Zuschauern entwickelte sich zunächst ein hochklassiges und intensives Endspiel. Deutschland begegnete Norwegen mit Mut, taktischer Disziplin und einer aggressiven Abwehr. Zur Halbzeit leuchtete ein 11:11 auf der Anzeigetafel – ein klares Signal, dass die DHB-Frauen gekommen waren, um Geschichte zu schreiben.
Selbst als Norwegen nach dem Seitenwechsel erstmals auf zwei Tore davonzog, blieb das Team von Bundestrainer Markus Gaugisch ruhig. Immer wieder kämpfte sich Deutschland heran, glich aus und zwang den Favoriten zu Fehlern, wie sie im Turnier zuvor kaum zu sehen waren.
Norwegens Abgeklärtheit entscheidet die Schlussphase
Doch genau in den entscheidenden Minuten zeigte sich die ganze Routine der Skandinavierinnen. Während Deutschland im Angriff zunehmend ins Stocken geriet, blieb Norwegen eiskalt. Angeführt von Welthandballerin Henny Reistad kontrollierte der Olympiasieger die Schlussphase und machte den nächsten Titel perfekt.
Zwischen der 20. und 35. Minute gelang der DHB-Auswahl lediglich drei Treffer – eine Phase, die Norwegen nutzte, um erstmals mit drei Toren in Führung zu gehen. Zwar gelang Deutschland in der 47. Minute noch einmal der Ausgleich zum 17:17, doch die letzte Konsequenz fehlte.
Starke Einzelleistungen – doch Norwegens Torhüterin überragt
Jeweils vier Tore von Emily Vogel, Viola Leuchter und Kapitänin Alina Grijseels reichten nicht aus, um das Spiel zu kippen. Entscheidend war auch das Torhüterinnen-Duell: Norwegens Rekord-Nationalspielerin Katrine Lunde brachte mit ihrer Erfahrung und mehreren Paraden die deutsche Offensive immer wieder zur Verzweiflung.
Dass Deutschland zur Pause teilweise sogar mit bis zu drei Toren geführt hatte, unterstrich dennoch die außergewöhnliche Leistung der Abwehr, die Norwegen so viele Probleme bereitete wie kein anderes Team im Turnier.
Silber als historischer Erfolg für den deutschen Frauenhandball
Trotz der Finalniederlage markiert diese Silbermedaille den größten Erfolg des deutschen Frauenhandballs seit mehr als drei Jahrzehnten. Der Lohn: eine DHB-Rekordprämie von insgesamt 300.000 Euro – vor allem aber ein enormer Schub für die Wahrnehmung der Sportart.
DHB-Präsident Andreas Michelmann sprach von übertroffenen Erwartungen, Sportvorstand Ingo Meckes bezeichnete das Turnier als „Boost für die gesamte Bewegung“. Auch Emily Vogel betonte: Erfolg sei der stärkste Motor für Aufmerksamkeit und Nachwuchs.
Mehr als ein Turnier – ein Versprechen für die Zukunft
Diese WM war nicht nur sportlich ein Meilenstein. Die Spiele vor heimischem Publikum in Stuttgart und Dortmund sollten gezielt genutzt werden, um den Frauenhandball sichtbarer zu machen – ein Ziel, das eindrucksvoll erreicht wurde.
Vieles spricht dafür, dass diese Silbermedaille kein einmaliger Ausreißer bleibt. Die Altersstruktur des Teams, die mannschaftliche Geschlossenheit und die gewachsene internationale Konkurrenzfähigkeit lassen hoffen, dass Deutschland auch in den kommenden Jahren um Medaillen mitspielen kann.
Gold ging erneut an Norwegen – doch Silber glänzt für Deutschland heller als jede verpasste Chance.




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