Friedrich Merz und die Krise des Anstands – Warum Deutschlands Kanzler mit seinen Worten Millionen Muslime beleidigt
Berlin – Der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat erneut eine politische und gesellschaftliche Kontroverse ausgelöst. Seine jüngsten Aussagen über „das Stadtbild“ und „unerwünschte Migranten“ sorgen nicht nur für Empörung, sondern werfen auch Fragen nach seiner politischen Strategie und seinem Verständnis von Integration auf.
„Wir haben das Stadtbild-Problem“ – Der Satz, der Deutschland erschütterte
Im Oktober 2025 erklärte Merz in einem Interview: „Wir haben viel erreicht und die Zahl der Flüchtlinge zwischen August 2024 und August 2025 um 60 Prozent reduziert. Doch wir haben noch ein Problem – das Stadtbild.“ Diese Aussage folgte unmittelbar auf eine Frage zur wachsenden Popularität der rechtsextremen AfD. Statt sich auf wirtschaftliche oder soziale Ursachen zu konzentrieren, verknüpfte Merz Migration direkt mit „optischer Verwahrlosung“ deutscher Städte.
Jens Spahn legt nach – „Duisburg, Hamburg, Berlin: überall dasselbe Bild“
Nur wenige Tage später bekräftigte Jens Spahn, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, die Worte des Kanzlers. Er sprach offen von „jungen Männern aus arabischen und muslimischen Ländern“, die das Stadtbild negativ prägten. Kritiker warfen ihm daraufhin vor, bewusst rechte Narrative zu bedienen, um konservative Wähler zurückzugewinnen.
Politisches Kalkül oder rassistische Reflexe?
War es ein Ausrutscher oder eine bewusste Strategie? Viele Beobachter sind sich einig: Merz weiß genau, was er tut. Der Kanzler versucht offenbar, Wähler der Alternative für Deutschland (AfD) anzusprechen, die sich in Umfragen bedrohlich nahe an seine Partei heranschiebt. Laut der ARD liegt die CDU aktuell bei 27 %, die AfD bei 26 % – ein gefährliches Kopf-an-Kopf-Rennen.
Doch die Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) widersprechen Merz’ Darstellung: Bereits 2023 war die Zahl der Asylanträge um mehr als 54 % gesunken – also lange bevor Merz ins Kanzleramt einzog. Experten sehen darin den Beweis, dass seine Aussagen weniger auf Fakten als auf Emotionen beruhen.
Historie der Provokationen – Ein Muster wird sichtbar
Es ist nicht das erste Mal, dass Merz mit abwertenden Formulierungen auffällt. Schon 2023 sprach er von „arabischen Jugendlichen, die sich wie Paschas benehmen“, 2024 fragte er, „was eigentlich in den Moscheen Deutschlands passiert“, und 2023 warf er Flüchtlingen vor, „deutsche Zahnarztpraxen zu verstopfen“. Ein Muster, das den Kanzler als kalkulierenden Populisten zeigt.
Die CDU zwischen Anpassung und Selbstverlust
Der Politikwissenschaftler Dr. Johannes Kiess von der Universität Gießen warnt: „Konservative Parteien, die rechte Rhetorik übernehmen, stärken damit langfristig die extremen Kräfte – nicht sich selbst.“ Seine Forschung zeigt, dass Debatten wie die von Merz und Spahn der AfD eher nutzen, weil sie das Thema Migration dominieren und das Vertrauen in die Mitte weiter schwächen.
„Wir sind das Stadtbild“ – Deutschlands vielfältige Antwort
Die Reaktion der Zivilgesellschaft ließ nicht lange auf sich warten: Unter dem Motto „Wir sind das Stadtbild“ fanden in mehr als 20 Städten spontane Demonstrationen statt. Menschen aus allen Schichten, darunter viele mit Migrationshintergrund, protestierten gegen das, was sie als „gezielte Stigmatisierung“ bezeichneten. Besonders stark war der Widerstand in Berlin-Neukölln, Hamburg und Köln.
Stimmen der Betroffenen
Der Berliner Aktivist Nader Khalil, Träger des Integrationsordens der Hauptstadt, erklärte gegenüber der Presse: „Merz hat uns alle beleidigt. Er spricht von einem Stadtbild, das ohne uns besser wäre – dabei sind wir Teil dieses Bildes.“ Khalil wies darauf hin, dass Migranten fast 26 % der deutschen Arbeitskräfte stellen und in manchen Branchen über 60 % des Personals ausmachen.
Sprache als Waffe – die Analyse der Expertin
Karima Ben Ibrahim, Leiterin des Dokumentationszentrums gegen Rassismus, analysierte die Wortwahl des Kanzlers als „bewusst gefährlich“. Sie betont: „Wenn politische Sprache soziale Probleme auf Hautfarbe oder Herkunft reduziert, entsteht ein Klima der Angst und Ausgrenzung.“ Laut ihr ist Sprache in der Politik nie neutral – sie kann integrieren oder spalten.
Ben Ibrahim fordert deshalb eine Reform des politischen Diskurses: „Die Regierung muss aufhören, Migration als Bedrohung zu behandeln, und beginnen, sie als strukturelle Realität und Chance zu verstehen.“
Was steht auf dem Spiel?
Die aktuelle Krise zeigt: Es geht nicht nur um Worte, sondern um die Richtung, in die Deutschland steuert. Will die Regierung Merz ein modernes, vielfältiges Land gestalten – oder eine Gesellschaft, die sich in Angst vor dem Anderen definiert?
Solange die CDU versucht, rechte Wähler mit rechter Rhetorik zu ködern, riskiert sie den Verlust ihrer moralischen Mitte – und das Vertrauen von Millionen Bürgern, die längst Teil der deutschen Realität sind.




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