Friedrich Merz kritisiert EU-Parlament: Lieferkettengesetz-Reform vorerst gestoppt
Einleitung
Am Donnerstag äußerte der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz scharfe Kritik am Europäischen Parlament. Die Entscheidung, die geplante Reform des Lieferkettengesetzes vorerst nicht weiter zu verfolgen, bezeichnete er als „inakzeptabel“ und warnte vor den wirtschaftlichen Konsequenzen für die europäische Industrie. Merz betonte, dass die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Unternehmen stark gefährdet sei, wenn die dringend notwendigen Anpassungen im Rechtssystem nicht schnell umgesetzt würden.
Die Reform des Lieferkettengesetzes zielt darauf ab, die Sorgfaltspflichten von Unternehmen innerhalb der Europäischen Union effizienter und praktikabler zu gestalten, ohne dabei die Kernprinzipien des Menschenrechts- und Umweltschutzes zu schwächen. Nach Ansicht von Merz ist das bisherige Vorgehen jedoch unzureichend, und die Industrie benötige klare, verbindliche Rahmenbedingungen, um im globalen Wettbewerb bestehen zu können.
Hintergrund der Reform
Das Lieferkettengesetz, offiziell als „Gesetz zur Sorgfaltspflicht von Unternehmen in der Lieferkette“ bezeichnet, wurde ursprünglich geschaffen, um Unternehmen in der EU zu verpflichten, menschenrechtliche und ökologische Risiken entlang ihrer Lieferketten zu identifizieren, zu bewerten und zu minimieren. Dabei geht es nicht nur um direkte Lieferanten, sondern auch um indirekte Partner in Drittländern. Ziel ist es, nachhaltige und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken durchzusetzen.
In den vergangenen Monaten hatten die Ausschüsse des Europäischen Parlaments einen Kompromiss erarbeitet, der die Verpflichtungen für Unternehmen vereinfachen sollte. Insbesondere sollte der bürokratische Aufwand reduziert werden, während gleichzeitig die Wirksamkeit der Sorgfaltspflichten erhalten bleibt. Dieser Kompromiss wurde als mögliche Lösung für viele kleine und mittelständische Unternehmen gesehen, die Schwierigkeiten haben, die umfangreichen Prüfpflichten ohne erhebliche Kosten zu erfüllen.
Die Reform stieß jedoch auf Widerstand innerhalb des Parlaments. Gestern, am Mittwoch, konnte der Bericht zur Position der Ausschüsse keine Mehrheit erzielen, wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) meldete. Die Gründe für die Ablehnung lagen teilweise in der Sorge um Wettbewerbsnachteile für europäische Unternehmen im Vergleich zu internationalen Wettbewerbern und teilweise in politischen Differenzen zwischen den Fraktionen.
Reaktionen auf die Entscheidung
Friedrich Merz kritisierte die Entscheidung des Parlaments in scharfen Worten. Er bezeichnete es als „inakzeptabel“, dass die Reform gestoppt wurde, und betonte, dass dies ein erheblicher Rückschlag für die europäischen Unternehmen sei. Merz warnte davor, dass ohne eine schnelle Reform die Industrie in Europa Wettbewerbsnachteile gegenüber globalen Märkten erleiden werde.
Darüber hinaus wies Merz darauf hin, dass die Verzögerung die Glaubwürdigkeit der EU in Bezug auf Nachhaltigkeit und menschenrechtliche Verantwortung schwächen könnte. Europäische Unternehmen stehen zunehmend unter internationalem Druck, ethische und nachhaltige Geschäftspraktiken nachzuweisen. Ein zögerliches Vorgehen im Gesetzgebungsprozess könnte dazu führen, dass die EU ihre Vorreiterrolle im globalen Standard verliert.
Der nächste Abstimmungstermin
Das Europäische Parlament plant, am 13. November erneut über die Reform des Lieferkettengesetzes abzustimmen. Merz äußerte die Erwartung, dass diese Abstimmung zu einem klaren Ergebnis führen sollte und dass die Fraktionen konstruktiv zusammenarbeiten müssten, um eine praktikable Lösung zu finden. Er forderte, dass die Interessen der europäischen Industrie angemessen berücksichtigt werden, ohne die Grundprinzipien des Menschenrechts- und Umweltschutzes zu gefährden.
Die Wiederholung der Abstimmung bietet die Möglichkeit, die offenen Fragen und politischen Differenzen zu klären. Merz betonte, dass ein klarer Zeitplan und verbindliche Vorgaben notwendig seien, um die Umsetzung in den Mitgliedstaaten effizient zu gestalten.
Politische Dimension und wirtschaftliche Auswirkungen
Die Entscheidung des Parlaments hat nicht nur rechtliche, sondern auch politische und wirtschaftliche Konsequenzen. Politisch zeigt sie Spannungen zwischen verschiedenen Fraktionen im Europäischen Parlament, die unterschiedliche Prioritäten setzen. Während einige Abgeordnete einen strikten Regulierungsrahmen favorisieren, der hohe Standards für Menschenrechte und Umwelt garantiert, plädieren andere für pragmatische Lösungen, die die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen sicherstellen.
Wirtschaftlich könnte ein weiterhin unklarer Rechtsrahmen zu Unsicherheit bei Investoren und Unternehmen führen. Insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, die einen großen Teil der europäischen Industrie ausmachen, benötigen verlässliche Vorschriften, um strategische Entscheidungen treffen zu können. Verzögerungen im Gesetzgebungsprozess könnten dazu führen, dass Investitionen in nachhaltige Lieferketten zurückgestellt werden.
Statements von Friedrich Merz
Merz betonte: „Wir müssen jetzt erneut mit den Fraktionen im Europäischen Parlament darüber sprechen, wie wir die Reform umsetzen. Es kann nicht so bleiben, wie es ist.“ Er unterstrich die Dringlichkeit schneller Entscheidungen auf EU-Ebene, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie wiederherzustellen, die derzeit deutlich zurückgeht. Laut Merz ist es notwendig, konkrete Zeitpläne für die Umsetzung zu erstellen und sicherzustellen, dass die europäischen Unternehmen nicht gegenüber globalen Konkurrenten ins Hintertreffen geraten.
Darüber hinaus warnte Merz davor, dass eine Verzögerung die Glaubwürdigkeit der EU bei internationalen Handelspartnern und in globalen Klimaverhandlungen schwächen könnte. Ein klares und praktikables Lieferkettengesetz sei ein wichtiger Baustein, um europäische Standards durchzusetzen und gleichzeitig faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Konkrete Herausforderungen für Unternehmen
Die Umsetzung des Lieferkettengesetzes stellt Unternehmen vor praktische Herausforderungen. Insbesondere müssen Unternehmen in der Lage sein, die gesamte Lieferkette transparent darzustellen, Risiken zu identifizieren und Maßnahmen zur Risikominderung zu implementieren. Dies erfordert Investitionen in Monitoring-Systeme, Compliance-Abteilungen und interne Kontrollen. Kleine und mittelständische Unternehmen stoßen dabei oft an ihre Kapazitätsgrenzen.
Ein zentraler Punkt des Reformvorschlags war daher die Vereinfachung der Berichterstattungspflichten, um den administrativen Aufwand zu reduzieren, ohne die Wirksamkeit der Sorgfaltspflichten zu schwächen. Mit dem Scheitern des Berichts im Parlament bleibt diese Vereinfachung vorerst aus, was zusätzliche Belastungen für die Unternehmen bedeutet.
Relevanz für die europäische Industrie
Merz hob hervor, dass die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie auf dem Spiel stehe. In einer globalisierten Wirtschaft müssen Unternehmen flexibel auf Marktveränderungen reagieren können. Ein klarer und praktikabler Rechtsrahmen ist entscheidend, um Investitionen in nachhaltige Lieferketten und moderne Produktionsprozesse zu sichern. Verzögerungen oder unklare Vorschriften können dazu führen, dass Unternehmen ihre Produktion in weniger regulierte Märkte verlagern, was langfristig die industrielle Basis in Europa schwächt.
Fazit
Die Entscheidung des Europäischen Parlaments, die Reform des Lieferkettengesetzes vorerst nicht weiterzuführen, hat weitreichende politische und wirtschaftliche Implikationen. Friedrich Merz kritisierte diese Entscheidung scharf und forderte eine schnelle Wiederaufnahme der Abstimmung sowie verbindliche Vorgaben für die Umsetzung. Die EU steht vor der Herausforderung, einen Rechtsrahmen zu schaffen, der sowohl die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards sicherstellt als auch die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärkt.
Die bevorstehende Abstimmung am 13. November wird entscheidend sein, um Klarheit zu schaffen und einen praktikablen, zukunftsfähigen Rechtsrahmen für europäische Unternehmen zu etablieren. Merz betonte, dass schnelle und entschlossene Entscheidungen notwendig sind, um die wirtschaftliche Stärke Europas zu sichern und gleichzeitig internationale Standards einzuhalten.

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