FCAS-Projekt vor dem Aus? Deutsch-französische Spannungen gefährden Zukunft des europäischen Luftkampfsystems

Das europäische Großvorhaben Future Combat Air System (FCAS) steht erneut auf der Kippe. Hintergrund sind wachsende Differenzen zwischen Deutschland und Frankreich, die nach Einschätzung von Experten sogar zum vollständigen Scheitern des Programms führen könnten. Gleichzeitig bemühen sich die Parlamente beider Länder, das Rüstungsprojekt zu retten und die europäische Verteidigungskooperation weiter auszubauen.

Gemeinsame Resolution: Berlin und Paris sollen FCAS retten

Die Deutsch-Französische Parlamentarische Versammlung plant, beide Regierungen eindringlich dazu aufzufordern, das angeschlagene Projekt fortzuführen. In einem Entwurf für die Sitzung am Montag, dem 1. Dezember 2025, heißt es: „Wir Europäer müssen künftige Waffensysteme gemeinsam entwickeln, konstruieren und beschaffen.“

Die Bundesregierung in Berlin will noch in diesem Jahr entscheiden, wie es mit FCAS weitergeht. Das Projekt wird seit Jahren durch industriepolitische Streitpunkte blockiert. Deutschland erwartet, dass Frankreich – vertreten durch den Hersteller Dassault – die bestehenden Vereinbarungen einhält. Demnach sollen Dassault, Airbus Deutschland und der spanische Partner Indra jeweils ein Drittel der Arbeiten übernehmen.

Berichten zufolge fordert Dassault jedoch bis zu 80 Prozent der Federführung – ein Vorschlag, den Berlin strikt ablehnt.

FCAS: Mehr als ein Kampfflugzeug

Das geplante System soll ab 2040 die Eurofighter-Flotte ablösen. Doch FCAS ist weitaus umfangreicher als ein herkömmliches Kampfjetprogramm: Es umfasst bemannte und unbemannte Drohnen, vernetzte Waffenplattformen und ein integriertes digitales Kampf- und Kommunikationssystem. Damit würde FCAS die europäische Luftkriegsführung technologisch neu definieren.

Seit 2019 ist auch Spanien offiziell Teil des Projekts. Die Gesamtkosten werden auf mehrere hundert Milliarden Euro geschätzt – eines der teuersten Rüstungsprogramme Europas.

Wird FCAS reduziert? Spekulationen über „militärische Cloud“

Zuletzt machten Meldungen die Runde, dass Berlin und Paris das FCAS-Programm stark verkleinern könnten. Diskutiert wird demnach, das Vorhaben zunächst nur auf die Entwicklung einer europäischen militärischen Daten- und Kommunikationscloud zu reduzieren. Diese würde den Informationsfluss zwischen verschiedenen Systemen – Drohnen, Kampfjets, Sensoren – zentral koordinieren.

Ob ein solches „Light-FCAS“ jedoch den strategischen Erwartungen beider Staaten entspricht, bleibt unklar.

Politische Stimmen: „Europa braucht ein starkes Verteidigungsprojekt“

Andreas Jung (CDU), deutscher Co-Vorsitzender der Parlamentarischen Versammlung, fordert eine klare Haltung beider Länder: „Deutschland und Frankreich müssen Motor eines echten europäischen Verteidigungsverbunds sein. Dafür braucht es Partnerschaft auf Augenhöhe und die Bereitschaft zur Zusammenarbeit.“

Die französische Co-Vorsitzende Brigitte Klinkert warnt ebenfalls: „Mit dem Krieg in Europa wird ein modernes, vernetztes Verteidigungssystem dringender denn je. Fortschritt ist ohne eine eindeutige Verpflichtung beider Länder nicht möglich.“

Beobachter sehen in FCAS ein Schlüsselprojekt für Europas strategische Unabhängigkeit. Sollte das Programm scheitern, wäre dies ein herber Rückschlag für die militärische und industrielle Zusammenarbeit innerhalb der EU.


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