Deutschland bezwingt Frankreich und zieht sensationell ins WM-Finale ein

Ein Abend für die Geschichtsbücher: Die deutschen Handball-Frauen haben im WM-Halbfinale den amtierenden Weltmeister Frankreich mit 29:23 besiegt – und sich damit ihren Platz im großen Finale gesichert. Ein Erfolg, der weit über das Sportliche hinausreicht und ein neues Kapitel im deutschen Frauenhandball aufschlägt.

Ein Sieg gegen den Angstgegner – nach 20 Jahren

Frankreich galt jahrelang als unüberwindbarer Gegner. Zwei Jahrzehnte lang war kein Pflichtspielsieg gegen die Französinnen gelungen. Am Freitagabend fiel jedoch diese gewaltige Hürde. Mit einer Mischung aus Mut, taktischer Reife und beeindruckender Konsequenz sorgte das DHB-Team für eine der größten Überraschungen des Turniers.

Schon vor dem Spiel warnte Bundestrainer Markus Gaugisch, dass Frankreich der „wohl härteste Prüfstein“ sei – doch in seiner Mannschaft wuchs von Beginn an ein außergewöhnlicher Glaube. Rückraumspielerin Emily Vogel brachte es auf den Punkt: „Der Glaube an den Sieg war unnormal groß.“

Ein sportliches Wintermärchen nimmt Form an

Mit dem Finaleinzug ist die erste WM-Medaille seit 2007 bereits sicher. Doch die Art und Weise, wie sich das Team präsentierte, lässt auch vom ganz großen Coup träumen. Nur etwas mehr als 5.000 Zuschauer sahen die Partie live in der Halle, doch Millionen fieberten vor den Bildschirmen mit – und erlebten eine deutsche Mannschaft, die an diesem Abend alles vereinte, was große Turniere ausmacht.

Kapitänin Antje Döll avancierte mit neun Treffern zur überragenden Werferin. Doch das wahre Fundament des Siegs war die Defensivarbeit – und Torhüterin Katharina Filter, die in Weltklassemanier agierte.

So lief das Spiel: Deutschland startet furios

Vom ersten Moment an spürte man den unbändigen Willen der deutschen Mannschaft. Döll traf bereits in der Anfangsphase mehrfach, während Filter einen frühen Siebenmeter spektakulär parierte. Aus dem Rückraum feuerten Vogel und Viola Leuchter Bälle mit über 80 km/h ins französische Tor.

Auch als Frankreich zwischenzeitlich nach technischen Fehlern der DHB-Auswahl aufschloss, ließ sich das Team nicht beirren. Torhüterin Sako, normalerweise ein entscheidender Faktor im französischen Spiel, war plötzlich nahezu wirkungslos.

„Mein Herz springt – ich bin begeistert“, jubelte Teammanagerin Anja Althaus zur Halbzeit. Deutschland ging verdient mit drei Toren Vorsprung in die Pause.

Frankreich schwankt – Deutschland bleibt eiskalt

Schon wenige Minuten nach Wiederanpfiff nahm Frankreichs Trainer Sebastien Gardillou eine Auszeit. Sein Team wirkte zunehmend nervös, während die deutschen Fans mit „Katharina Filter!“-Sprechchören die Halle erfüllten. Die Französinnen agierten zunehmend härter – bis Onacia Ondono nach einem heftigen Foul an Nieke Kühne die Rote Karte sah.

In dieser Phase spielte Deutschland mit einer beeindruckenden Reife. Die Defensive stand kompakt, das Tempo wurde clever variiert, und Filter entschärfte einen Ball nach dem anderen.

Das WM-Wunder wird immer realer

Eine Viertelstunde vor Schluss führte Deutschland mit 22:18. Sieben Minuten vor dem Ende gelang sogar ein Polster von fünf Toren. Frankreich kämpfte sich zwar noch einmal auf drei Treffer heran, doch Viola Leuchter setzte mit einem kraftvollen Wurf aus dem Rückraum den entscheidenden Treffer.

Der Jubel auf der Bank kannte keine Grenzen: Das Finale war erreicht – und die jahrzehntelange Frankreich-Serie beendet.

Reaktionen: Freude, Erleichterung und pure Emotion

„Hut ab vor den Mädels“, sagte Bundestrainer Gaugisch im ARD-Interview. „Man sieht, wie cool sie sind und wie sehr sie ihrer Defensive vertrauen.“ Die Entwicklung über die letzten Wochen wirke wie ein emotionaler Rausch.

Viola Leuchter zeigte sich überwältigt: „Ich kann nicht mehr – das waren 60 Minuten Kampf pur.“ Vor dem Spiel hätte sie über einen solchen Ausgang „niemals ernsthaft nachgedacht“.

Für Deutschland ist es das zweite WM-Finale seit 1993. Gegner wird entweder Co-Gastgeber Niederlande oder Olympiasieger Norwegen sein. Egal, wer am Sonntag wartet – Deutschland hat gezeigt, dass es jeden schlagen kann.

Historischer Abend für den Frauenhandball

Dieser Sieg ist nicht nur sportlich wertvoll. Mit begeisterten Fans in Dortmund, starken TV-Quoten und wachsendem medialen Interesse entwickelt sich ein neues Momentum im deutschen Frauenhandball. Die Hoffnung: Dieser Erfolg könnte langfristig Nachwuchs, Präsenz und Professionalität stärken.

Die Abwehr um Aimée von Pereira dominierte Frankreichs Offensivstars beinahe nach Belieben. Filter glänzte in einer Form, die sie endgültig in die Weltklasse katapultiert. Und Antje Döll führte das Team mit der Ruhe und Präzision einer echten Kapitänin.

Nun steht die Mannschaft vor der größten Chance ihrer Generation. Der Traum vom Titel – das „Weihnachtsmärchen“ – ist zum Greifen nah.

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