G20-Gipfel 2025: Südafrika übernimmt symbolisch den Vorsitz trotz US-Abwesenheit
Johannesburg – Der bevorstehende G20-Gipfel im November 2025 in Südafrika steht unter einem ungewöhnlichen Vorzeichen: Die Vereinigten Staaten, traditionell ein zentraler Akteur, werden der Konferenz nicht beiwohnen. Präsident Cyril Ramaphosa kündigte an, dass sein Land den Vorsitz symbolisch an einen leeren Stuhl übergeben werde, während er gleichzeitig die Bedeutung einer konstruktiven wirtschaftlichen Zusammenarbeit betonte.
US-Abwesenheit sorgt für diplomatische Spannungen
Letzte Woche erklärte der ehemalige US-Präsident Donald Trump offiziell, dass die USA die G20 in Johannesburg am 22. und 23. November boykottieren werden. Als Begründung nannte er angebliche Menschenrechtsverletzungen in Südafrika, darunter Berichte über angebliche Diskriminierung der weißen Minderheit – Vorwürfe, die in Südafrika entschieden zurückgewiesen werden.
Ramaphosa reagierte gelassen auf die Ankündigung und betonte, dass die Abwesenheit der USA weder den Ablauf noch die Ergebnisse der Konferenz beeinträchtigen werde. „Wenn sie nicht kommen, ist das ihre Entscheidung. Die G20 wird stattfinden, und andere führende Nationen werden Entscheidungen treffen, die die Welt voranbringen“, erklärte er in Soweto bei einer Pressekonferenz.
Symbolische Übergabe des Vorsitzes
In einem symbolischen Akt wird Südafrika den G20-Vorsitz an einen leeren Stuhl übergeben. Ramaphosa erklärte: „In der Vergangenheit wollte ich den Vorsitz niemals an einen leeren Stuhl übergeben, doch diesmal wird es symbolisch geschehen. Anschließend werde ich direkt mit Präsident Trump sprechen, um die Beziehungen zwischen unseren Ländern zu stärken.“
Die Entscheidung unterstreicht die diplomatische Fähigkeit Südafrikas, selbst in Abwesenheit eines wichtigen Partners handlungsfähig zu bleiben und die internationale Agenda weiterzuführen. Ramaphosa betonte die Priorität, die wirtschaftlichen Beziehungen zu den USA zu pflegen, die nach wie vor einer der größten Handelspartner Südafrikas sind. „Unsere Exporte gehen nicht nur ins Weiße Haus, sondern direkt zu den Verbrauchern in den Vereinigten Staaten“, sagte er.
Hintergrund: Südafrika in der G20
Südafrika ist seit der Gründung der G20 im Jahr 1999 Mitglied und vertritt als größtes industriell geprägtes Land Afrikas die Stimme des Kontinents. Die Aufnahme erfolgte damals mit Unterstützung der USA und Kanadas, um die afrikanische Perspektive in globalen Wirtschaftsfragen sicherzustellen. Neben Südafrika zählen Brasilien, Indien, China und Mexiko zu den wichtigen Vertretern der aufstrebenden Volkswirtschaften.
Die Agenda der südafrikanischen Präsidentschaft der G20 trägt den Titel „Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit“. Prioritäten sind unter anderem die Reduzierung der Schuldenlast für Entwicklungsländer, die Finanzierung von Klimaanpassungsmaßnahmen sowie die Förderung inklusiven Wachstums. US-Außenminister Marco Rubio bezeichnete diese Initiativen kürzlich als „potenziell gegen die US-Interessen gerichtet“.
Regionale Spannungen und internationale Kritik
Die US-Absage an der G20 wird von der südafrikanischen Regierung kritisch gesehen. Ramaphosa verwies auf die negativen Konsequenzen von Boykotten in der internationalen Diplomatie. „Erfahrungsgemäß führen Abwesenheiten nie zu den gewünschten Effekten, sondern bringen eher gegenteilige Ergebnisse. Es ist besser, innerhalb des ‚Zeltes‘ zu sein, statt außerhalb zu stehen“, betonte der Präsident.
Die Abwesenheit der USA fällt in eine Phase erhöhter Spannungen zwischen Pretoria und Washington, insbesondere aufgrund des Konflikts in Gaza. Südafrika hatte eine Beschwerde bei der Internationalen Gerichtshof eingebracht, in der Israel der Völkermordvorwürfe bezichtigt wurde, was in den USA für Unmut sorgte. Zusätzlich hat die Trump-Administration Strafzölle von bis zu 30% auf südafrikanische Exporte verhängt – der höchste Satz für ein afrikanisches Land.
Internationale Resonanz
Auch andere Staaten zeigen sich skeptisch. Der argentinische Präsident Javier Milei kündigte an, die G20 nicht persönlich zu besuchen und stattdessen Außenminister Pablo Kerru repräsentieren zu lassen. Trotz dieser Abwesenheiten bleibt die südafrikanische Regierung zuversichtlich, dass die Gipfelbeschlüsse die globale Wirtschaftsordnung stabilisieren werden.
Ramaphosa hob hervor, dass die Konferenz auch ohne die USA bedeutende Entscheidungen für die internationale Zusammenarbeit treffen könne. „Die Weltwirtschaft bewegt sich weiter, und die G20 bleibt ein Forum, das wichtige Impulse gibt, selbst wenn ein Mitglied ausbleibt“, so der südafrikanische Präsident.
Wirtschaftliche Prioritäten Südafrikas
Die Schwerpunkte Südafrikas während der Präsidentschaft liegen auf der wirtschaftlichen Stabilität und der Förderung von Entwicklungsländern. Die Reduzierung der Schuldenlast für arme Staaten, Investitionen in erneuerbare Energien und die Förderung eines inklusiven Wachstums sollen zentrale Themen sein. Ramaphosa betonte: „Es geht nicht nur um Diplomatie, sondern um konkrete Maßnahmen, die das Leben der Menschen verbessern.“
Die Bedeutung der G20 für Südafrika erstreckt sich auch auf die Stärkung des afrikanischen Einflusses in globalen Wirtschaftsfragen. Mit der Präsidentschaft erhält das Land die Möglichkeit, seine wirtschaftlichen Interessen sowie die Prioritäten des Kontinents Afrika prominent auf die internationale Agenda zu setzen.
Ausblick auf die G20 in Johannesburg
Erwartet werden führende Persönlichkeiten aus Asien, Europa, Afrika und Lateinamerika, die erstmals an einem G20-Treffen auf dem afrikanischen Kontinent teilnehmen. Ramaphosa unterstrich, dass die USA zwar fehlen, der Gipfel jedoch planmäßig stattfinden und substanzielle Entscheidungen zur globalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit treffen werde.
„Unsere Priorität ist, dass die G20 funktioniert, dass die Entscheidungen Wirkung entfalten und dass wir die Interessen unserer Bevölkerung wahren, unabhängig von den diplomatischen Spannungen“, sagte der südafrikanische Präsident.
Die symbolische Übergabe an einen leeren Stuhl markiert ein historisches Ereignis und verdeutlicht, wie Südafrika seine Rolle in der globalen Politik ausbaut – selbst unter widrigen Umständen und trotz der Abwesenheit eines traditionell dominanten Mitglieds.
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