Auf Bitte des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier hat Algerien dem Schriftsteller und französisch-algerischen Staatsbürger Boualem Sansal einen Sonderbegnadigung gewährt, nachdem er ein Jahr in Haft verbracht hatte. Der Präsident Abdelmadjid Tebboune reagierte auf das offizielle Gesuch vom 10. November 2025 und berief sich dabei auf Artikel 91 Absatz 8 der algerischen Verfassung, nachdem alle rechtlichen Verfahren ordnungsgemäß eingehalten worden waren. Steinmeier hatte die Begnadigung mit humanitären Gründen begründet, da Sansal 81 Jahre alt ist und unter gesundheitlichen Problemen, darunter eine Prostatakrebs-Erkrankung, leidet. Die algerische Regierung stimmte zudem zu, den Schriftsteller nach Deutschland zu verlegen, wo er angemessene medizinische Behandlung erhalten soll. Diese Entscheidung wurde als Ausdruck von Menschlichkeit und politischer Weitsicht gewertet und soll die bilateralen Beziehungen zwischen Algerien und Deutschland weiter stärken.
Die Ankündigung der Begnadigung wurde am 12. November 2025 von der algerischen Präsidentschaft offiziell bestätigt. Demnach reagierte Präsident Tebboune positiv auf die Bitte seines deutschen Amtskollegen, der auf die besondere gesundheitliche Situation Sansals und dessen fortgeschrittenes Alter hinwies. Steinmeier betonte, dass ein solches humanitäres Entgegenkommen nicht nur ein Zeichen von Mitgefühl sei, sondern auch die langfristigen politischen und diplomatischen Beziehungen zwischen beiden Ländern reflektiere. Die medizinische Versorgung von Sansal wird vollständig von der deutschen Seite übernommen, und der Schriftsteller soll so schnell wie möglich nach Deutschland gebracht werden, um die notwendige Behandlung zu erhalten.
Die französische Regierung zeigte sich erfreut über die Entscheidung. Premierminister Sébastien Lecornu erklärte vor dem Parlament, dass die Begnadigung von Sansal einen wichtigen Schritt darstelle und hoffentlich dazu führen werde, dass der Schriftsteller bald wieder bei seiner Familie sein könne und die notwendige medizinische Versorgung erhalte. Die Regierung in Paris betonte, dass die Maßnahme auch im Sinne der Wahrung von Menschenrechten und humanitären Prinzipien stehe und zur Stabilisierung der Beziehungen zwischen Frankreich und Algerien beitrage.
Boualem Sansal, der auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt, war zuvor wegen Aussagen, die die algerische Revolution und die territoriale Einheit des Landes kritisierten, zu einer Haftstrafe von fünf Jahren verurteilt worden. Die umstrittenen Äußerungen hatte er im Oktober 2024 in einem Interview mit einem französischen Medium veröffentlicht, in dem er unter anderem historische territoriale Fragen zwischen Algerien und Marokko ansprach. Sansal bestritt jedoch, die Absicht gehabt zu haben, Algerien oder dessen Institutionen zu beleidigen, und kritisierte wiederholt die algerischen Behörden für deren Vorgehen gegen Meinungsfreiheit.
Die Familie des Schriftstellers zeigte sich in den vergangenen Monaten über seine gesundheitliche Situation äußerst besorgt. Seine Tochter, Sabihah Sansal, äußerte gegenüber Medien, dass sie angesichts des Alters und der Erkrankung ihres Vaters zunächst pessimistisch gewesen sei, jedoch immer die Hoffnung auf eine Begnadigung gehegt habe. Sie betonte, dass die bevorstehende medizinische Behandlung in Deutschland lebensnotwendig sei und dass sie auf eine schnelle Verlegung ihres Vaters hoffe.
Hinter den Kulissen spielten nicht nur Deutschland, sondern auch Italien eine wichtige Vermittlerrolle, um den Weg für die Begnadigung zu ebnen. Schon im Sommer kursierten Berichte über mögliche diplomatische Verhandlungen, um Sansal eine Behandlung in Europa zu ermöglichen. Letztlich war es die Kombination aus humanitärem Appell, langjähriger persönlicher Beziehung zwischen den Präsidenten und diplomatischem Druck, die den entscheidenden Durchbruch brachte.
Die Begnadigung von Sansal hat nicht nur humanitäre Bedeutung, sondern wird auch als politisches Signal gewertet. Sie zeigt, dass bilaterale Beziehungen und diplomatische Interventionen in Fällen humanitärer Notlagen Wirkung zeigen können. Gleichzeitig unterstreicht der Fall die Bedeutung von Meinungsfreiheit und die Herausforderungen, denen kritische Stimmen in autoritären Kontexten gegenüberstehen. Experten gehen davon aus, dass die Entscheidung Algerien und Deutschland langfristig politisch und diplomatisch enger verbinden wird und möglicherweise auch als Präzedenzfall für ähnliche Fälle dienen könnte.
Der Fall Boualem Sansal illustriert, wie humanitäre Appelle, politische Diplomatie und rechtliche Rahmenbedingungen zusammenwirken können, um individuelle Schicksale zu beeinflussen. Die internationale Aufmerksamkeit und die Beteiligung mehrerer Länder zeigen, dass literarische und intellektuelle Persönlichkeiten auch im hohen Alter und unter schwierigen Umständen auf Unterstützung zählen können. Die Begnadigung wird als Zeichen der Solidarität, Menschlichkeit und diplomatischer Kooperation interpretiert.
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