Ukraine-Krieg 2025: Russland verspricht keine Angriffe auf NATO-Staaten – Selenskyj fordert westliche Finanzhilfe
Die Spannungen im Ukraine-Krieg bleiben hoch, doch Russland betonte am Dienstag, es habe keine Absicht, NATO- oder EU-Staaten anzugreifen. Gleichzeitig drängt die Ukraine die USA, mehr Druck auf China auszuüben, um Moskaus Unterstützung zu verringern, während Präsident Wolodymyr Selenskyj erneut auf langfristige finanzielle Hilfe aus Europa pocht.
Russland erklärt Sicherheitsbereitschaft
Der russische Außenminister Sergej Lawrow erklärte in Moskau, sein Land sei „bereit, schriftliche Sicherheitsgarantien zu unterzeichnen“, die eine Nichtangriffserklärung gegenüber Europa und der NATO beinhalten würden. Dennoch kritisierte Lawrow den Westen scharf: „Trotz aller Versprechen hat die NATO ihre Expansion nie gestoppt. Der Westen bereitet sich offen auf einen großen europäischen Krieg vor.“
Russlands Position, so Lawrow weiter, beruhe auf „gegenseitigem Respekt und Sicherheitsinteressen“, doch der Westen habe diese Prinzipien „systematisch ignoriert“. Laut Analysten in Moskau versucht Russland mit diesen Äußerungen, seine diplomatische Isolation zu durchbrechen und gleichzeitig Druck auf die europäischen Hauptstädte auszuüben.
Trump und die Friedensgespräche
Lawrow äußerte zugleich Hoffnung, dass US-Präsident Donald Trump weiterhin an einer „politischen Lösung“ des Konflikts interessiert bleibe. Die beiden Präsidenten – Trump und Wladimir Putin – hatten sich im August in Alaska getroffen, um über einen möglichen Waffenstillstand zu sprechen. Russische Medien bezeichneten das Treffen als „wichtigen Schritt zur Wiederaufnahme von Dialogen auf höchster Ebene“.
Das Kreml erklärte unterdessen, dass die Unterbrechung der Gespräche mit Kiew „auf die mangelnde Bereitschaft der Ukraine“ zurückzuführen sei. „Wir sind zu Verhandlungen bereit, aber Kiew verweigert jedes ernsthafte Gespräch“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow.
Selenskyj fordert europäische Finanzhilfe
Auf ukrainischer Seite betonte Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Ansprache, dass die Ukraine dringend „verlässliche europäische Finanzunterstützung“ benötige, um den Krieg in den kommenden zwei bis drei Jahren fortzusetzen. „Wir werden nicht Jahrzehnte kämpfen, aber Europa muss zeigen, dass es uns langfristig unterstützt“, sagte er am Dienstag.
Selenskyj verwies auf einen Plan der Europäischen Kommission, eingefrorene russische Vermögenswerte schrittweise freizugeben, um die ukrainische Wirtschaft und Verteidigung zu stützen. „Wenn der Krieg in einem Monat endet, werden wir das Geld für den Wiederaufbau verwenden. Wenn er länger dauert, werden wir es in Waffen investieren. Es gibt keine Alternative“, fügte er hinzu.
Russische Truppen dringen in Pokrowsk ein
Selenskyj räumte außerdem ein, dass russische Truppen in die Stadt Pokrowsk im Osten des Landes eingedrungen seien. Die Stadt, einst ein bedeutender Eisenbahnknotenpunkt, steht seit mehr als einem Jahr im Fokus russischer Angriffe. Der ukrainische Generalstab bestätigte schwere Kämpfe in der Region Donezk und sprach von einer „kritischen, aber kontrollierten“ Lage.
Militärexperten sehen die Einnahme von Pokrowsk als strategisch wichtig für Russland, da sie den Zugang zu logistischen Linien Richtung Dnipro und Kramatorsk erleichtern könnte.
USA und Europa verstärken Druck auf China
Ein zentraler Punkt in Selenskyjs jüngsten Erklärungen ist die Rolle Chinas. Der ukrainische Präsident forderte US-Präsident Donald Trump auf, beim bevorstehenden Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping Druck auszuüben, um die Unterstützung Pekings für Moskau zu begrenzen. „Wir wissen, dass China eine Schlüsselrolle im russischen Energiesektor spielt. Jede Reduzierung dieses Supports schwächt Moskaus Kriegsmaschinerie“, sagte Selenskyj.
Die USA hatten bereits letzte Woche Sanktionen gegen zwei russische Energieunternehmen verhängt. Trump warnte, dass „jede Nation, die russische Energie in großem Maß kauft, indirekt den Krieg in der Ukraine finanziert“ – ein klarer Seitenhieb gegen China und Indien, die weiterhin große Mengen russischen Öls importieren.
Europäische Union sucht langfristige Finanzlösung
Der Europäische Rat beauftragte die Kommission vergangene Woche, Vorschläge für eine zweijährige Verlängerung der finanziellen Unterstützung für Kiew auszuarbeiten. Die Pläne sehen vor, Teile der eingefrorenen russischen Staatsvermögen in einen Fonds zu überführen, der schrittweise an die Ukraine ausgezahlt wird. Laut Diplomaten könnten so bis zu 50 Milliarden Euro mobilisiert werden.
„Es geht nicht nur um Geld, sondern um die Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine“, erklärte EU-Ratspräsident Charles Michel. Mehrere Mitgliedstaaten, darunter Deutschland und Polen, signalisierten bereits Unterstützung für den Plan.
Analyse: Ein diplomatischer Stillstand mit globalen Folgen
Beobachter sehen in der aktuellen Lage ein diplomatisches Patt. Russland versucht, seine Position als Schutzmacht Asiens und Europas zu betonen, während die Ukraine zunehmend von westlichen Finanzhilfen abhängt. Die Spannungen zwischen Washington und Peking über den Ukraine-Krieg könnten auch die Handelsbeziehungen weltweit beeinflussen.
„Der Konflikt hat längst die Grenzen Europas überschritten“, schreibt die New York Times. „Er ist zu einem globalen Machtspiel zwischen Washington, Moskau und Peking geworden.“
Ausblick: Kein Ende in Sicht
Obwohl beide Seiten öffentlich ihre Dialogbereitschaft betonen, gibt es keine greifbaren Anzeichen für eine Waffenruhe. Russland setzt auf militärischen Druck, während Kiew auf westliche Sanktionen und wirtschaftliche Unterstützung vertraut. Experten warnen, dass der Winter 2025 zu einer entscheidenden Phase werden könnte – sowohl militärisch als auch wirtschaftlich.
„Die Energieversorgung, die Truppenmoral und die internationalen Finanzen werden den Verlauf des Krieges bestimmen“, sagte die Politikwissenschaftlerin Anna Krawtschenko aus Kiew. „Ohne langfristige Unterstützung könnte die Ukraine in eine kritische Lage geraten.“



