Massiver russischer Angriff auf Kiew und Alarmbereitschaft in Polen und NATO

Am Sonntagmorgen wurde die ukrainische Hauptstadt Kiew von einem intensiven russischen Angriff getroffen. Die ukrainische Luftwaffe setzte daraufhin das gesamte Land in Alarmbereitschaft, um auf mögliche Luftangriffe vorbereitet zu sein. Zeitgleich schloss das Nachbarland Polen Teile seines Luftraums und erklärte, dass man in Bereitschaft sei, gemeinsam mit NATO-Partnern auf jegliche russische Aktivitäten zu reagieren.

Nach Angaben der ukrainischen Behörden feuerte Russland in der Nacht Hunderte von Drohnen und Raketen auf das Land ab. Mindestens vier Menschen, darunter ein 12-jähriges Mädchen, kamen in Kiew ums Leben, während über 40 Personen in den Regionen Saporischschja, Odessa, Sumy, Tscherkassy und Mykolajiw verletzt wurden.

Präsident Wolodymyr Selenskyj kommentierte die Angriffe: „Moskau will den Krieg fortsetzen und töten, und es verdient nur den größten Druck von der internationalen Gemeinschaft.“ Er fügte hinzu, dass der Kreml von den fortgesetzten Kämpfen und der Terrorherrschaft profitiert, solange Energieverkäufe lukrativ bleiben, und rief die Verbündeten der Ukraine zu entschlosseneren Maßnahmen gegen Russland auf.

Laut unabhängigen Beobachtern gilt der Angriff auf Kiew in den frühen Morgenstunden als einer der größten russischen Angriffe auf die Hauptstadt seit Beginn des umfassenden Krieges vor mehr als dreieinhalb Jahren. Drohnen flogen über Kiew und die umliegenden Regionen, während die Flugabwehr die ganze Nacht über Feuer eröffnete. Der Angriff dauerte bis 7:20 Uhr Ortszeit (04:20 GMT).

Einige Einwohner suchten Schutz in U-Bahn-Stationen unter der Erde, während das gesamte Land auf mögliche Luftangriffe vorbereitet wurde. Russland erklärte auf der anderen Seite, dass nur militärische Ziele getroffen wurden und erkannte nie zivile Opfer im Konflikt an.

Polen und NATO-Verbündete in Alarmbereitschaft

Polen verlegte Kampfflugzeuge zur Sicherung seines Luftraums nach den Angriffen. Das polnische Militär betonte, dass die Maßnahmen präventiv seien und dem Schutz der Bürger, insbesondere in den angrenzenden Gebieten zu den bedrohten Regionen, dienen.

Laut „Flight Radar“ waren die Lufträume über Lublin und Rzeszów vorübergehend gesperrt „aufgrund unvorhergesehener militärischer Aktivitäten“. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg warnte Russland, dass das Bündnis alle Mittel einsetzen werde, um weitere Verstöße in seinem Luftraum zu verhindern.

Russlands Sicht und Lafrows Warnungen

Russlands Außenminister Sergej Lawrow betonte vor der UN-Generalversammlung, dass Russland Europa nicht angreifen werde, aber „entschlossen auf jede Aggression reagieren“ werde. Er erklärte: „Russland sieht sich Bedrohungen ausgesetzt. Jeder Angriff auf mein Land wird mit einem entschlossenen Gegenangriff beantwortet.“

In der Zwischenzeit berichteten westliche Medien über nicht genehmigte Überflüge russischer Kampfjets und Drohnen im Luftraum der NATO, was in Europa Besorgnis auslöste. Estland meldete, dass russische Jets 12 Minuten in seinen Luftraum eingedrungen seien. Belarus erklärte, dass ukrainische elektronische Störungen die Flugbahnen der Drohnen abgelenkt hätten.

Ukrainische Verteidigungsmaßnahmen und Waffenlieferungen

Präsident Selenskyj kündigte an, dass die Ukraine bereit sei, zusätzliche Waffenlieferungen von den USA zu erhalten, einschließlich Langstreckenwaffen, zusätzlich zu einem bestehenden Abkommen im Wert von 90 Milliarden Dollar. Ukrainische Delegationen sollen noch Ende September oder Anfang Oktober technische Gespräche in den USA führen, um die praktischen Details der Waffenlieferungen zu besprechen.

Besonders wichtig sind die Patriot-Raketenabwehrsysteme, die bereits aus Israel geliefert wurden und in diesem Jahr noch zwei weitere Systeme aus Deutschland erwartet werden.

Europäische Drohnenabwehr und der „Drohnenwall“

Die EU plant ein Verteidigungsprojekt namens „Drohnenwall“, um die östlichen Grenzen gegen russische Bedrohungen zu schützen. Neun EU-Verteidigungsminister stimmten am 26. September für die Umsetzung. Das Projekt umfasst ein Netzwerk von Überwachungs- und elektronischen Kriegssystemen sowie Abwehrtechnologien und einen einheitlichen Datenaustausch.

Russische Experten sehen das Vorhaben als direkte Bedrohung für die nationale Sicherheit. Kleine Fehler oder Abweichungen von Drohnenrouten könnten zu ernsthaften Zwischenfällen führen, warnen sie. Europa müsse aufhören, Russland zu provozieren.

Hintergrund und geopolitische Bedeutung

Die anhaltenden Drohnenangriffe und Raketenbeschüsse unterstreichen die Spannung zwischen Russland und der Ukraine sowie die wachsende Beteiligung von NATO- und EU-Staaten. Die Bereitstellung von Langstreckenwaffen, Drohnenabwehrsystemen und die enge Zusammenarbeit mit den USA und europäischen Partnern zeigen die strategische Bedeutung der Ukraine in diesem Konflikt.

Das Ziel der westlichen Staaten ist nicht nur die Verteidigung der Ukraine, sondern auch die Abschreckung Russlands durch signalisierte militärische Präsenz und die Stärkung der Sicherheitsarchitektur an der Ostgrenze der EU.

Fazit

Die jüngsten Ereignisse zeigen die zunehmende Eskalation im Ukraine-Konflikt. Kiew steht unter massivem Angriff, Polen und NATO-Partner sind alarmiert, während die Ukraine ihre Luftverteidigungsfähigkeiten verstärkt und auf zusätzliche Waffenlieferungen aus den USA setzt. Der geplante „Drohnenwall“ der EU verdeutlicht die wachsende militärische Präsenz und die strategische Bedeutung des osteuropäischen Raums im geopolitischen Wettbewerb zwischen Russland und dem Westen.

Quellen & Backlinks

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